NFL

College Football Playoffs: Rematch! Alabama und Georgia gewinnen Halbfinals deutlich

Alabama und Georgia stehen im College Football Endspiel.
© getty

Das College Football Championship Game wird zur Wiederauflage des SEC Championship Games: Die Alabama Crimson Tide treffen im Finale am 10. Januar auf die Georgia Bulldogs. Für Michigan sowie für Cincinnati, eine der großen Geschichten dieser College-Saison, reichte es im Halbfinale nicht.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Als erstes Team, das nicht aus einer Power-5-Conference kommt, hatte Cincinnati mit einer Saison ohne Niederlage den Sprung in die Playoffs geschafft. Der Lohn für die Bearcats war ein Date mit Alabama im Cotton Bowl in Dallas - welches Bama letztlich souverän mit 27:6 für sich entschied.

Eine der zentralen Fragen im Vorfeld der Partie lautete, ob Cincinnati Alabamas explosive Passing-Offense würde stoppen können; im SEC Championship Game hatte Alabama um Star-Quarterback Bryce Young die bis dato historische Georgia-Defense mit einem Feuerwerk an Big Plays durch die Luft auseinander genommen.

Die Bearcats mit ihrer hochgelobten Secondary um Top-Cornerback Ahmad Gardner leisteten in dieser Hinsicht bessere Arbeit, Young (17/28, 181 YDS, 3 TD, INT) und das von Jameson Williams (7 REC, 62 YDS) angeführte Receiving-Corps dominierten längst nicht so eindrucksvoll wie gegen Georgia vor vier Wochen.

Allerdings war es die Front, die nicht mithalten konnte. Bama, das in diesem Jahr nicht so dominant am Boden agiert hatte wie in vergangenen Spielzeiten, lief den Ball 47 Mal für 301 Yards; die 204 Rushing-Yards von Brian Robinson bedeuten einen Bowl-Rekord für Alabama.

Robinson: "Bewiesen, dass wir physischer sind"

"Wir haben bewiesen, dass wir das physischere Team sind", betonte Robinson anschließend, zeigte sich in gewisser Weise allerdings auch überrascht: "Wir wussten, dass wir die Gelegenheit haben würden, den Ball zu laufen. Aber ich hatte nicht erwartet, dass ich im Rampenlicht stehe."

Cincinnatis Head Coach Luke Fickell, dessen Defense bis dato nur 137 Rushing-Yards pro Spiel zugelassen hatte, stimmte Robinsons erstem Statement zu: "Wir wussten, dass die Duelle an der Line of Scrimmage sehr wichtig sein würden. Da wurde das Spiel gewonnen."

Youngs Qualitäten waren dann insbesondere bei Third Down und in der Red Zone gefragt: Zwei seiner drei Touchdown-Pässe zu Slade Bolden (8 Yards), und Cameron Latu (9 Yards) kamen innerhalb der gegnerischen 10-Yard-Line. Das explosivste Play des Abends für die Crimson Tide war der zweite Touchdown, ein 44-Yarder zu Ja'Corey Brooks, welcher vor der Halbzeit für die Vorentscheidung sorgte.

Bereits mit seinem ersten Touchdown Pass - Nummer 44 für diese Saison - hatte Young den Rekord von Tua Tagovailoa aus dem Jahr 2018 gebrochen. Der dritte Touchdown-Pass über neun Yards brachte Young auf über 4.500 Passing-Yards für die Saison, womit er den Schulrekord von Mac Jones aus dem Vorjahr brach.

Bearcats-Offense findet keine Antworten

Cincinnatis Offense auf der anderen Seite konnte nur mit dem jeweils ersten Drive der Halbzeit mithalten: Ein 13-Play-60-Yard-Marsch zum Start des Spiels, sowie ein 11-Play-56-Yard-Drive Anfang des dritten Viertels. Beide Drives wurden jedoch in der Red Zone gestoppt und brachten nur Field Goals ein.

Quarterback Desmond Ridder (17/32, 144 YDS), der auch mit Blick auf den kommenden Draft ein Thema sein wird, fand so nie einen Rhythmus und die Offense insgesamt fand keine Antworten auf die Unterlegenheit an der Line of Scrimmage.

Dabei hatte Cincinnati Mitte des dritten Viertels nach Youngs Interception - ein Overthrow unter Druck bei Third Down - eine echte Chance, beim Stand von 6:17 in das Spiel zurück zu kommen. Doch der Bearcats-Drive endete nach drei Plays und 16 Yards Raumverlust. Bama antwortete mit einem Touchdown-Drive und die letzten beiden Drives des Spiels für Cincinnati beendete Alabamas Defense jeweils bei Fourth Down.

"Wir wollten, dass es anders endet", resümierte Ridder. "Ich wünschte, es hätte anders enden können. Ich hoffe, dass auch andere Group-of-5-Teams von irgendeiner Conference in die Playoffs kommen und dort zeigen können, dass sie mit den Besten der Besten mithalten können."

Die beiden Halbfinals im Boxscore-Überblick:

1. Viertel2. Viertel3. Viertel4. ViertelEndstand
No. 4 Cincinnati30306
No. 1 Alabama71001027
1. Viertel2. Viertel3. Viertel4. ViertelEndstand
No. 3 Georgia14130734
No. 2 Michigan030811

Georgia vs. Michigan: Bennett glänzt zur richtigen Zeit

Georgias Triumph über Michigan im zweiten Halbfinale hatte derweil nicht einmal einen solchen potenziellen Moment der Spannung zu bieten wie Alabama gegen Cincinnati nach Youngs Interception. Zu dominant waren die Bulldogs auf dem Weg zu einem ungefährdeten 34:11-Sieg über Michigan.

Georgia führte mit 14:0 nach dem ersten Viertel und mit 27:3 zur Halbzeitpause. Und das nicht etwa nur auf dem Rücken eines dominanten Run Games (35 ATT, 190 YDS) und seiner herausragenden Defense, sondern vor allem früh im Spiel getragen von Quarterback Stetson Bennett (20/30, 313 YDS, 3 TD), der während dieser Saison häufiger in der Kritik gestanden hatte.

Bennett spielte auf der großen Bühne eines seiner besten College-Spiele überhaupt, Running Back James Cook lobte: "Stetson ist ein Leader unserer Offense, er lässt die Negativität nicht in seinen Kopf gelangen. Er ist nicht auf Social Media, er hat ein Klapphandy. Er lässt den Lärm an sich vorbeigehen und spielt einfach Football. Das liebe ich an ihm."

Auch Michigans Pass-Rush fand nie in die Partie: Aidan Hutchinson, für viele Experten der kommende Nummer-1-Pick im Draft, und Co. blieben ohne Sack und kamen auf gerade einmal zwei Quarterback-Hurries.

Georgia meldet Michigans Run Game ab

Bennetts 57-Yard-Touchdown-Pass auf Jermaine Burton kurz vor der Halbzeitpause beseitigte letzte Zweifel, direkt im Gegenzug warf ein überfordert wirkender Cade McNamara (11/19, 106 YDS, 2 INT) seine erste Interception. Der zweite Pick folgte direkt beim ersten Drive nach der Halbzeitpause, als Michigan zum erst zweiten Mal überhaupt die Red Zone erreicht hatte.

Georgias dominante Front kontrollierte das gefürchtete Run Game der Wolverines, Michigan (27 ATT, 91 YDS) kam insgesamt nicht auf 100 Rushing-Yards. Das Team von Coach Jim Harbaugh hatte in den letzten beiden Spielen erst Ohio State 297 Rushing-Yards und sechs Rushing-Touchdowns eingeschenkt, sowie danach im Big Ten Championship Game Iowa mit 211 Rushing-Yards und vier Touchdowns am Boden dominiert.

Die Stimmung im Georgia-Team nach diesem Spiel war dennoch auffallend wenig auf eine Feier ausgelegt. Zu deutlich dürfte der Nachgeschmack der 24:41-Niederlage gegen Alabama im SEC Championship Game noch sein - für welche Georgia sich jetzt im National Championship Game in zehn Tagen revanchieren kann.

"Ich habe kein Interesse daran, das zu feiern", betonte etwa Head Coach Kirby Smart. "Wir werden auf diesen Sieg zurückschauen und das wir schön, aber wir sind fokussiert auf die Aufgabe, die vor uns liegt. Das ist das Ziel."

Linebacker Nakobe Dean fügte hinzu: "Unsere Aufgabe ist noch nicht erledigt. Wir haben das alles nicht gemacht, um den Orange Bowl zu gewinnen."

Ausblick: Brauchen die College Playoffs eine Reform?

Georgia wird jetzt versuchen, seine erste National Championship seit 1980 zu gewinnen, während Smart im fünften Anlauf den ersten Sieg gegen seinen Mentor und Bama-Coach Nick Saban anpeilt. Alabama auf der anderen Seite hat die Chance, seinen siebten Titel seit 2009 einzufahren.

Die Dominanz einzelner Teams - mit Alabama selbstredend vorneweg - sowie die deutlichen Halbfinals sind auch ein Markenzeichen der College Football Playoffs; eine Entwicklung, die das nationale Interesse an den Playoffs nicht gerade befeuert. Und auch eine Entwicklung, die den Wünschen nach weiteren Reformen zusätzliche Nahrung geben könnte.

16 Halbfinals hat es gegeben, seitdem die Playoffs in diesem Format eingeführt wurden. Zwölf davon, darunter die beiden am gestrigen Abend, wurden mit mindestens 17 Punkten Abstand gewonnen.

Cincinnati war dabei dieses Jahr ähnlich chancenlos wie in der Vergangenheit bereits "große" Schulen wie etwa Oklahoma, Clemson, Notre Dame oder Ohio State. Alle diese Teams haben über die letzten drei Jahre mal deutliche Niederlagen kassiert. Von den bisher ausgetragenen 23 College Playoff Spielen haben Alabama, Georgia, Clemson und Ohio State 20 gewonnen.

Eine Erweiterung der Playoffs wird bereits seit einer Weile diskutiert, und während das die Dynamik an der Spitze nicht betrifft, würde es für mehr interessante, umkämpfte Playoff-Partien sorgen - statt, wie aktuell, einer Vielzahl an Bowl Games, in welchen Teams ohne ihre besten Spieler antreten, die sich stattdessen bereits auf die NFL vorbereiten.

Das aktuelle Format scheint sowohl für die Playoffs als auch für die Top-Bowl-Games außerhalb der Playoffs nur bedingt zu funktionieren. Die Stimmen nach Reformen dürften lauter werden.

Artikel und Videos zum Thema