NFL

Power Ranking nach Woche 4: Wer ist überhaupt das beste Team in der NFL?

Die ersten vier Spieltage sind absolviert, SPOX-Redakteur Adrian Franke ordnet die 32 Teams für euch ein.
© getty

Knapp das erste Saisonviertel ist absolviert, und eine Frage ist noch nicht so wirklich beantwortet: Wer ist eigentlich der Favorit? Die Gruppe an der Spitze präsentiert sich so breit wie seit Jahren nicht mehr. Im Liga-Keller ist das Bild klarer, aber wer darf hier am Ende den Nummer-1-Pick "bejubeln"? SPOX-Redakteur Adrian Franke sortiert alle 32 Teams im ersten Power Ranking dieser Saison.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

NFL Power Ranking nach Week 4

32. HOUSTON TEXANS (Bilanz: 1-3)

Ranking vor Saisonstart: 32.

Was man den Texans ja wirklich zugutehalten muss, ist, dass das Team sich nicht aufgibt - und dass insbesondere der Pass-Rush besser aussieht als ich das für möglich gehalten hatte. Bitter ist selbstredend der Ausfall von Tyrod Taylor, bei dem noch unklar ist, wann er zurückkommen kann; mit Taylor hatte die Offense einen gewissen X-Faktor, welcher zum Sieg über Jacksonville führte und welcher Houston zumindest eine ansprechende Hälfte in Cleveland gab, ehe Taylor verletzt raus musste. Mit Rookie Davis Mills ist die Offense naturgemäß deutlich limitierter, man will jetzt über das Run Game kommen, und während die Offensive Line zwar solide ist, ist sie nicht gut genug, um das entsprechend umzusetzen. Das Bills-Spiel war ein komplettes Desaster und ohne Taylor weiß ich nicht, wie viel man überhaupt von diesem Team realistisch betrachtet erwarten kann. Houston war eine der positiven Überraschungen der ersten beiden Spiele, ich denke trotzdem weiterhin, dass die Texans auf Kurs für den Nummer-1-Pick sind.

31. NEW YORK JETS (1-3)

Ranking vor Saisonstart: 30.

Hier muss man nicht um den heißen Brei herumreden - es passt noch nicht viel bei den Jets, auch wenn das Titans-Spiel eine kilometerweite Steigerung war. Und das ist in keiner Weise als vorschnelles Urteil über Zach Wilson oder Robert Saleh zu verstehen, sondern vielmehr als übergreifende Einordnung: Die Jets starteten in der vergangene Offseason einen großen Umbruch, und diese Dinge brauchen Zeit. Hätte ich mir gewünscht, dass die Offense bereits etwas mehr Rhythmus und vor allem eine erkennbarere Identität hat? Definitiv. Aber ich hätte auch gedacht, dass die Offensive Line stabiler ist und dass man von den Receivern mehr erwarten kann. Wilson wirkte über die ersten drei Partien komplett verloren, gegen Tennessee sah man die Big Plays und das Armtalent endlich mal. Ein wichtiger Schritt für den Rookie. Dass die Defense, wie Saleh sie spielen will, Probleme bekommt, wenn sie ihre beiden Edge-Rusher verletzungsbedingt verliert, das war abzusehen. Wenn ich schon eine ganz weite Offseason-Prediction abgeben müsste, dann wäre das: With the Second Pick in the 2022 NFL Draft, the New York Jets select: Kayvon Thibodeaux, Defensive End, Oregon.

30. JACKSONVILLE JAGUARS (0-4)

Ranking vor Saisonstart: 28.

Den Frust bei Jaguars-Fans kann ich voll und ganz nachvollziehen. So viele verlorene Jahre, dann bekommt man schließlich das Superstar-Quarterback-Prospect - und der Start in die neue Saison geht ebenfalls komplett in die Hose. Ich würde hier trotzdem zu Geduld mahnen, denn auch Trevor Lawrence braucht sichtbar schlicht Zeit, um sich an das Tempo in der NFL zu gewöhnen. Das Talent ist unbestreitbar da und auch sichtbar, bisher sind es eben mehr einzelne Würfe oder Phasen in einem Spiel, als irgendeine Form von Kontinuität. Er attackiert aggressiv, die Akklimatisierung wird kommen. Bei Lawrence mache ich mir bisher überhaupt keine Sorgen. Und diesen Prozess kann man auf das gesamte Team ausweiten: Die Playmaker sind nicht schlecht, müssen aber noch besser eingebunden werden. Die Defense ist jung und hat auf allen drei Ebenen Talent, gerade die Secondary ist aber noch viel zu wacklig und Jacksonville lässt hier bisher viel zu viel zu. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Jacksonville in der zweiten Saisonhälfte einige Erfolgserlebnisse feiert, immerhin das Run Game funktioniert schon relativ gut.

29. DETROIT LIONS (0-4)

Ranking vor Saisonstart: 31.

Was man den Lions wirklich lassen muss, ist, dass das Team unter Dan Campbell eine gewisse mentale Stärke an den Tag legt. Ich erspare uns jetzt jeglichen Kniescheiben-Witz, über die ersten Spiele war ich schlicht mehrfach beeindruckt, wie gut das Team eingestellt ist. Offensiv holen sie aus limitierten Möglichkeiten das Maximum heraus, mit einer geduldigen Offense, die Jared Goff die Möglichkeit gibt, das Spiel zu verwalten. Hier ist die Offensive Line bisher am ehesten enttäuschend, da muss noch mehr kommen und dann wäre auch im Run Game mehr drin als bisher. Gegen die Bears beispielsweise klappte in der Red Zone überhaupt nichts. Es wird spannend sein zu sehen, wie sie die Line aufstellen, wenn Left Tackle Taylor Decker - mutmaßlich kommende Woche - zurückkehrt: Penei Sewell tat sich auf links sichtbar leichter als auf der rechten Seite, aber stellt man Decker dann auf die rechte Seite? Oder sogar auf die Guard-Position? Defensiv derweil präsentiert sich zumindest der Pass-Rush bisher beachtlich gut, die Secondary ist erwartbar wacklig. Ultimativ sehe ich die Lions weiter klar in der Top-5-Pick-Konversation, aber ehrlicherweise muss ich auch sagen, dass ich mir im Rahmen aller realistischer Möglichkeiten aus Lions-Sicht einen noch wesentlich übleren Start der Dan-Campbell-Ära hätte vorstellen können.

28. ATLANTA FALCONS (1-3)

Ranking vor Saisonstart: 22.

Dass Atlantas Defense auch mit neuem Defensive Coordinator so ihre Probleme haben würde, das musste man denke ich erwarten. Dafür sind die Schwachstellen, gerade in der Secondary, zu groß; und angesichts der individuellen Besetzung verkauft sich die Falcons-Defense sogar noch relativ ordentlich. Es ist die Offense, von der ich extrem enttäuscht bin, auch wenn das Washington-Spiel jetzt ein kleiner Schritt in die richtige Richtung war. Aber mit der Verpflichtung von Arthur Smith hatte ich erwartet, dass wir schnell eine effiziente Offense bekommen, die eine klare Struktur hat und darin auch einen vergleichsweise hohen Floor. Davon ist bisher kaum etwas zu sehen, was in Teilen an der Offensive Line liegt, aber eben auch daran, dass Matt Ryans Arm einfach nicht mehr da ist. Und hier kommt man dann in das übergreifende Big Picture: Die Falcons sind die Offseason so angegangen, dass sie nochmal ein kurzfristiges Fenster mit Ryan sehen, um dann schrittweise den Umbruch einzuleiten. Die ersten Wochen der Saison legen dringend nahe, dass man sich da verkalkuliert hat und der drastische Umbruch im Frühjahr der richtige Weg gewesen wäre.

27. MIAMI DOLPHINS (1-3)

Ranking vor Saisonstart: 18.

Miami entschied sich in der Offseason dagegen, Tua Tagovailoa einen erfahrenen Center zur Seite zu stellen, man trennte sich nach einer soliden Saison von Guard Ereck Flowers und letztlich baute man darauf, dass all die Picks der letzten drei Jahre - von denen kaum einer das bisher gezeigt hatte - gut genug spielen: Austin Jackson, Liam Eichenberg, Michael Deiter, Robert Hunt, Solomon Kindley. Das war immer ein enorm riskantes Spiel mit dem Feuer, und bisher verbrennt sich Coach Brian Flores dabei die Finger: Das Pass-Blocking ist ein gigantisches Problem, die Line hat weder einen Anker, an dem sie sich festhalten kann, noch ist sie durch die Bank weg zumindest solide. Die Dolphins haben über die ersten vier Spiele die schwächste Pass-Blocking-Line in der NFL, und dieses Risiko mit einem Quarterback in Tua, der nicht gut mit Pressure zurechtkommt und nicht regelmäßig außerhalb der Struktur kreiert, ist man bewusst eingegangen. Genau wie das mit dem geteilten Offensive-Coordinator-Posten, die dritte OC-Neubesetzung im dritten Jahr unter Flores. Weder mit Tagovailoa, noch mit Brissett ist diese Offense aktuell tragbar. Die Defense ist in Ordnung, aber eben auch nicht dominant, und so steuert Miami ein wenig auf ein verlorenes und massiv enttäuschendes Jahr zu. Die zentrale Hoffnung sollte jetzt sein, dass man zumindest Tua noch über den Rest der Saison bewerten kann. Der seit drei Jahren laufende Umbruch der Dolphins ist für mich aktuell akut gefährdet.

26. PITTSBURGH STEELERS (1-3)

Ranking vor Saisonstart: 15.

Wahrscheinlich gab es zu keinem Team über die ersten vier Wochen ähnlich viele Nachfragen für meinen Mailbag wie zu den Steelers. Wann soll Big Ben raus? Wie kann man die Offense kurzfristig reparieren? Sind die Steelers das schwächste Team in ihrer Division? Nach vier Spielen sieht es stark danach aus, dass Pittsburgh letztlich die noch extremere Variante von sich selbst aus der vergangenen Saison ist: Noch abhängiger von der individuellen Qualität im Pass-Rush, noch eindimensionaler in der Offense, weil das Run Blocking ein riesiges Problem ist und weil Big Ben darauf aus ist, den Ball noch schneller loszuwerden. Das macht die Offense noch instabiler, und da reden wir noch nicht einmal davon, dass Roethlisberger für sich betrachtet auch nochmal wackliger spielt als letztes Jahr. Pittsburgh hatte gehofft, mit Big Ben einen letzten Anlauf starten zu können. Das sieht wie eine klare Fehleinschätzung aus. Die Steelers sind im grauen Mittelmaß angekommen, und so wie die Offense aktuell spielt, ist Pittsburgh offensiv quasi nicht konkurrenzfähig.

25. CHICAGO BEARS (2-2)

Ranking vor Saisonstart: 27.

Wenige Teams sind so dermaßen sehenden Auges in die Katastrophe gelaufen wie die Bears dieses Jahr. Man wird nur wenige Analysten finden, die Chicago nicht kritisiert haben, als sich die Bears kurz vor Saisonstart von Left Tackle Charles Leno trennten. Rookie-Tackle Teven Jenkins fehlt verletzt, und die Bears haben eine der schwächsten Offensive Lines in der NFL, mit Veteran Jason Peters als einzigem Lichtblick. Das macht es grundsätzlich schwer, eine vernünftige Offense aufs Feld zu bringen; wenn man plant, früher oder später dahinter einen Rookie-Quarterback starten zu lassen, ist es aber schon grob fahrlässig. Immerhin zeigte Chicago letzte Woche gegen die Lions, dass man offensiv die richtigen Schlüsse gezogen hat: Mehr Under Center, mehr Shot-Plays für Fields mit zusätzlicher Protection, die Offense lief signifikant runder. Dazu kommt aber auf der anderen Seite des Balls eine Defense, die zwar einen guten Start in die Saison hatte, insbesondere weil die Front stark spielt und weil Jaylon Johnson dahinter bislang so etwas wie eine Breakout-Saison hinlegt. Aber alleine tragen kann die Defense das Team nicht (mehr). Fields gibt den Bears eine Chance, Nagy stellte unter der Woche aber auch klar, dass Andy Dalton wieder starten soll, wenn er wieder fit ist. Das ist zumindest mal eine kuriose Entscheidung.