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NFL - Offseason Quarterback Ranking: Die 32 Starting-Quarterbacks in der Analyse

Russell Wilson ließ mit einigen Aussagen in Seattle die Alarmglocken klingeln.
© getty

Wer kann Patrick Mahomes angreifen? Wie hoch steht Tom Brady mit seinen 43 Lenzen? Wo stehen die jungen Quarterbacks, und welche etablierten Starter müssen sich dringend beweisen? SPOX-Redakteur Adrian Franke hat die 32 Starter für das Offseason-Ranking einsortiert.

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Noch sind nicht alle Quarterback-Fragen geklärt, insbesondere in der Spitze: Bleibt Aaron Rodgers in Green Bay? Was wird aus Deshaun Watson? In den sportlich etwas tieferen Regionen stehen Fragen wie "wer startet in Denver?", oder "welche Rookies dürfen direkt ran?" im Raum.

Die Offseason-Position-Rankings lassen die Eindrücke der jüngeren Vergangenheit einfließen und kombinieren diese mit der Prognose für die kommende Saison. Mutmaßliche Rookie-Starter sind dementsprechend noch gesondert aufgelistet, bei Teams, bei denen der Starter noch offen ist, habe ich den Quarterback für das Ranking ausgewählt, den ich als Starter prognostiziere.

NFL: Quarterback Offseason Ranking

NICHT GEWERTET: TREVOR LAWRENCE, JACKSONVILLE JAGUARS

Das Generational Prospect, das diese Bezeichnung tatsächlich zumindest teilweise verdient hat - rein aus Pre-Draft-Sicht und in der Analyse von Lawrence als Prospect gesprochen, versteht sich. Jetzt liegt es an ihm, diesen Hype, dem man eigentlich kaum gerecht werden kann, halbwegs zu bestätigen - und zumindest was die Mitspieler angeht, sind die Umstände deutlich besser als man bei einem Team, das den Nummer-1-Pick hatte, befürchten müsste. Es gibt einen X-Receiver in D.J. Chark, eine YAC-Waffe in Laviska Shenault, und mit Marvin Jones haben sich die Jaguars in der Free Agency eine oftmals unterschätzte Nummer-2-Option gesichert. Dazu bekam er "seinen" Running Back Travis Etienne und die Offensive Line ist nicht in der Top 10, aber irgendwo im Liga-Mittelfeld zu finden. Lawrence ist so talentiert, dass er schnell auch in der NFL Fuß fassen kann; wie schnell es dann nach oben geht, hängt auch davon ab, was genau Urban Meyer und Darrell Bevell schematisch vorhaben.

NICHT GEWERTET: ZACH WILSON, NEW YORK JETS

Hier bin ich sehr, sehr gespannt. Die Jets werden eine Version der Shanahan-Offense installieren, und da gab es spannenden Diskurs bei Wilson vor dem Draft: Er ist exzellent einerseits in der Improvisation und Off-Platform, andererseits aber auch, wenn er innerhalb der Play-Struktur außerhalb der Pocket arbeiten durfte - etwa bei Rollouts. Diese sind bekanntermaßen ein großer Bestandteil der Shanahan-Offense und mit Wilson sollte sich das vertikale Passspiel auch schon als Rookie öffnen. Das große Aber lautet: Wilson hat noch echte Defizite, wenn es darum geht, die Mitte des Feldes zu bedienen - doch auch das ist ein elementarer Bestandteil dieser Offense. Und nicht nur das, es ist elementarer Bestandteil generell für Passspiel in der NFL. Wilson wird nicht nur zeigen müssen, dass er sich hier steigern kann, er wird auch zeigen müssen, dass er mit vergleichsweise schwächerer Pass-Protection als bei BYU klarkommt.

NICHT GEWERTET: JUSTIN FIELDS, CHICAGO BEARS

Andy Dalton wird den Posten mit Sicherheit nicht kampflos aufgeben, er kam nach Chicago, um zu starten - doch auch er muss die Offense und das Playbook lernen, es gibt in diesem Sinne keinen "Heimvorteil" für den Veteran. Und dennoch sehe ich bei den Top-4-Rookies bei Fields am ehesten die Chance, dass er die Saison als Backup beginnt: Die Bears könnten zu dem Schluss kommen, dass sie erst sehen wollen, wie stabil die Offensive Line ist; Fields wird sein Spiel beschleunigen müssen, in der NFL und erst recht hinter dieser Bears-Line wird dieser Prozess sehr schnell kommen müssen. Plus: Davon ausgehend, dass Matt Nagys Stuhl unter allen Head Coaches mit am stärksten wackeln dürfte, könnte Fields auch als letzte Reißleine für den Fall eines schlechten Saisonstarts herhalten.

NICHT GEWERTET: TREY LANCE, SAN FRANCISCO 49ERS

Die Niners haben nicht diesen Preis gezahlt, um Lance dann ein Jahr auf die Bank zu setzen - zumal ich davon ausgehe, dass die Offense von Kyle Shanahan den Übergang für Lance deutlich einfacher machen wird. Bootlegs, Half-Field-Reads, Zone Reads: Lance sollte sich nicht nur relativ schnell - verglichen mit seiner College-Offense - in mehreren Bereichen heimisch fühlen, sondern mit seiner Athletik auch den Lernprozess auf dem Feld beschleunigen können. Sofern er nicht im Training Camp komplett durchfällt, wäre es aus Niners-Sicht wenig verständlich, den Rookie rauszuhalten. Was bedeutet das für Garoppolo? Vielleicht findet sich rund um das Training Camp ein Trade-Partner - es wäre nicht das erste Mal, dass eine bittere Verletzung zu dieser Zeit des Jahres noch den Weg für einen Quarterback-Trade ebnet.

28. SAM DARNOLD, CAROLINA PANTHERS

Darnold hätte auf kaum einen besseren Verlauf dieser Offseason hoffen können. Nicht nur, dass er nach drei Jahren nochmals eine Chance als klarer Starter bekommt - er erhält diese Chance auch in der Panthers-Offense unter Joe Brady, in welcher er deutlich besser aussehen sollte als bei den Jets. Aber sehen seine Zahlen unter einem besseren Play-Caller nur besser aus? Oder geht jetzt tatsächlich seine Entwicklung mal nach oben? Denn bei Darnold komme zumindest ich in der Analyse früher oder später immer an den Punkt, an dem ich feststellen muss, dass er sich im Vergleich zum College kaum weiterentwickelt hat. Es sind die gleichen Probleme, die er auch schon bei USC hatte, und sein Spiel ist nach wie vor viel zu inkonstant. Die Upside und die High-End-Momente hat er zweifellos, aber wenn er sich nicht überall sonst steigert, wird er auf die Saison gesehen kein Upgrade gegenüber Teddy Bridgewater darstellen.

27. JALEN HURTS, PHILADELPHIA EAGLES

Der geschätzte Kollege Thomas Psaier hatte es jüngst so treffend formuliert: Ist Jalen Hurts überhaupt ein NFL-Quarterback? Und was provokativ klingt, hat durchaus eine sportliche Basis, denn das Profil von Hurts' Rookie-Saison - wenngleich in kleiner Sample Size - war in vielerlei Hinsicht eine Anomalie. Er war ein extrem ungenauer Passer, der die Mitte des Feldes im Liga-Vergleich extrem auffällig gemieden hat. Dazu kamen viele Fehlentscheidungen im Passspiel. Einiges davon ist damit zu erklären, dass er eben noch ein Rookie war und heute vor einem Jahr kaum jemand vermutet hätte, dass Hurts in seinem ersten Jahr überhaupt spielen wird. Doch die Zweifel daran, dass Hurts wirklich ein NFL-tauglicher Passer werden kann, waren durchaus schon in seinem College-Tape zu sehen. Jetzt bekommt er ein Jahr in Philly Zeit, um die Zweifler eines Besseren zu belehren, und zumindest die Rushing-Upside bringt er unbestreitbar mit. Andernfalls werden die Eagles im kommenden Draft bereits Hurts' Nachfolger suchen.

26. DREW LOCK, DENVER BRONCOS

Im Liga-Vergleich ist Locks Sample Size immer noch relativ klein. 656 Dropbacks stehen nach zwei NFL-Jahren auf seinem Konto, zum Vergleich: Exakt so viele Dropbacks hatte Deshaun Watson in der vergangenen Saison. Ein gewisses Maß an Geduld kann man also noch rechtfertigen, klar ist aber auch, dass er für den Moment noch ein extrem inkonstanter Quarterback ist, der aus einer unsauberen Pocket noch entschieden zu häufig komplett entgleist. Die Highlight-Plays geben seinen Befürwortern Argumente, aber auch die werden Lock nicht mehr allzu viel Zeit erkaufen. Ich würde an diesem Punkt nicht einmal mehr ausschließen, dass Teddy Bridgewater im Training Camp das interne Duell gewinnt und Lock aussticht.

25. CARSON WENTZ, INDIANAPOLIS COLTS

Wenn ich meine Twitter-Mentions der letzten Wochen als Gradmesser anwende, komme ich zu dem Schluss, dass kein Quarterback in dieser Offseason kontroverser diskutiert wird. Da sind einerseits diejenigen, die der Meinung sind, dass Frank Reich Wentz wieder in die Nähe seiner 2017er-MVP-Saison bringen kann - während andere wiederum auf Wentz' komplett desolate Vorsaison verweisen. Wie so häufig sind beide Extreme nicht der empfehlenswerte Gradmesser, was bei Wentz unweigerlich zu der Frage führt: Was ist eigentlich gemeint, wenn man vom "alten Carson Wentz" spricht, den Reich wieder aus seinem Kokon zaubern soll? Oder besser formuliert: Wer ist der echte Carson Wentz? Mit Blick auf die Dinge, die ihn 2017 so ausgezeichnet haben, liegt es nahe, zu sagen, dass diese Version von Wentz mehr Strohfeuer als zu erhoffender Standard war. Nicht nur, weil er dieses Level nie wieder erreicht hat, sondern auch, weil er damals in Bereichen gegen Pressure, Third Down und Downfield Passing Game herausragend spielte - all diese Dinge sind selten von Jahr zu Jahr konstant auf derartigem Level, nicht nur bei Wentz. Fair ist auch, zu sagen, dass Wentz nicht mehr so desolat auftreten wird wie 2020, und hier kommen mit Sicherheit auch softe Faktoren mit ins Spiel. In Indianapolis in deutlich stabilere Umstände zu kommen, hinter eine gute Line, in eine Quarterback-freundliche Offense und zu einem Head Coach, dem er vertraut und umgekehrt, wird ihn vermutlich schon stabilisieren. Ich sehe eine realistische Erwartung für Wentz im Laufe der Saison zwischen Quarterback 16 und 22.