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Third and Long - der Mailbag zum Spieltag: Das sind die besten Wide Receiver dieser Saison

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Frage zu Woche 13 in der NFL.
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Die besten Neuzugänge - wer wird Defensive Player of the Year?

Simon: Welche Free-Agency-Signings haben sich richtig ausgezahlt?

In der Free Agency wird generell zu viel bezahlt - das liegt in der Natur der Sache. Umso spannender ist aber der Blick dahinter: Wer griff in der zweiten oder dritten Welle Schnäppchen ab? Welche Investitionen haben sich gelohnt?

Manche Entscheidungen sehen bislang soweit gut aus, haben aber dementsprechend auch viel gekostet. Ich denke da etwa an Teddy Bridgewater (3 Jahre, 63 Mio. Dollar, 33 Mio. garantiert) in Carolina oder Byron Jones (5 Jahre, 82,5 Mio. Dollar, 46 Mio. garantiert) in Miami. Auch ein Graham Glasgow beispielsweise hat die Broncos-Line stabilisiert, hatte aber eben dafür auch den entsprechenden Preis. Ähnlich wäre das Argument für Jack Conklin in Cleveland, auch wenn Conklin für eine kürzere Vertragsdauer auf etwas Geld verzichtete.

Weil die Frage ja darauf abzielt, welche Verpflichtungen sich "ausgezahlt" haben, habe ich versucht, das entsprechend mit einfließen zu lassen. Und unter Berücksichtigung all dieser Umstände ist das meine Top 3:

1. Robby Anderson, Wide Receiver (von den Jets zu den Panthers)

Nach wie vor ist es für mich unverständlich, warum Anderson so lange auf dem Markt war. Letztlich entschied er sich dann für die "kurzfristige" Option (2 Jahre, 20 Millionen Dollar) in Carolina - und ich prognostiziere, dass Anderson in zwei Jahren einen deutlich robusteren Markt haben wird als im vergangenen Frühjahr.

Weil er eben inzwischen deutlich mehr ist als nur der Speedster, der vertikal attackieren kann. In der NFL geht der Trend sowieso immer mehr dazu, den Ball schnell zu werfen und auf Yards nach dem Catch zu setzen - wie wertvoll Anderson in so einer Offense sein kann, sehen wir gerade in Carolina.

Anderson ging in diesen für ihn spielfreien Spieltag auf Platz 12 was Yards pro gelaufene Route angeht (Minimum: 50 Targets), unter allen Spielern mit mindestens 100 Snaps im Slot ist er auf Platz 4 bei Yards pro gelaufener Slot-Route. Ein übergreifender Takeaway dieser Saison ist für mich wie extrem Offenses in den meisten Fällen darunter leiden, wenn das Wide Receiver Corps nicht tief genug besetzt ist. Dass Anderson gerade vor diesem Hintergrund so lange auf dem markt war, machte ihn für Carolina zum absoluten Glücksgriff.

2. James Bradberry, Cornerback (von den Panthers zu den Giants)

In die "Schnäppchen"-Kategorie fiel Bradberry definitiv nicht (3 Jahre, 43,5 Mio. Dollar, 31,9 Mio. garantiert) - in die "Glücksgriff"-Gruppe aber sehr wohl. Ich war bei dieser Verpflichtung zugegebenermaßen skeptisch, weil ich Zweifel daran hatte, ob Bradberry als klarer Nummer-1-Corner in einer mutmaßlich aggressiven Giants-Defense funktionieren kann, oder ob er da nicht eher eine Schwachstelle sein wird.

Bisher könnte diese Befürchtung nicht weiter von der Realität entfernt sein. Bradberry ist vielmehr der zentrale Fixpunkt in New Yorks Secondary, lässt nur wenig zu und hält Woche für Woche mit Nummer-1-Receivern mit. Das erlaubt es den Giants erst, die Safeties rum zu schieben und generell flexibel und schwer lesbar in Coverage zu sein. Was wiederum die Säule für den defensiven Erfolg ist, dazu gleich noch mehr.

3. Cam Newton, Quarterback (von den Panthers zu den Patriots)

Wer weiß, wie der Markt für Newton in einer "normalen" Offseason ausgesehen hätte. Doch zurückkehrend nach langer Verletzungspause, mit all den Schwierigkeiten, welche die Corona-Pandemie für die Offseason mit sich brachte, hatte Newton einen schwierigen Markt und musste lange warten.

Am Ende wurde er ein absolutes Schnäppchen für die Patriots, für ein Jahr und nicht einmal zwei Millionen Dollar unterschrieb er schließlich. Es war für beide Seiten sportlich gesehen eine gute Kombination: Die Patriots brauchten noch immer eine vernünftige Übergangslösung im ersten Jahr ohne Brady, während Newton an diesem Punkt nirgendwo sonst eine derart gute Chance erhalten hätte, direkt zu starten und gleichzeitig auch ein paar Spiele zu gewinnen.

Auf diese Art und zu diesem Tarif einen Starting-Quarterback zu finden, der zwar nicht mehr der X-Faktor vergangener Tage und ein eher durchschnittlicher Passer ist, aber als Runner noch immer den Unterschied machen kann, ist automatisch eine der besten Verpflichtungen.

Warum Newton nicht höher? Vor allem aufgrund der langfristigen Perspektive, beziehungsweise den Fragezeichen dahinter. Letztlich haben die Patriots auf der Quarterback-Position lange gezögert und Newton fiel ihnen spät in der Offseason in den Schoß

Knapp dahinter: Defensive End Emmanuel Ogbah (Dolphins), Wide Receiver Nelson Agholor (Raiders), Cornerback Xavier Rhodes (Colts), Offensive Tackle Kelvin Beachum (Cardinals).

Andreas: Wer ist dein Defensive Player of the Year?

Nach Woche 8 hatte ich meine Midseason-Awards vergeben, und bei meiner primären Antwort auf diese Frage hat sich ehrlicherweise nichts geändert: Aaron Donald ist mein Defensive Player of the Year.

Myles Garrett spielt zwar eine exzellente Saison, hat aber jetzt auch mehrere Spiele verpasst, was ihn aus dieser Konversation vermutlich raus wirft. T.J. Watt gehört für mich weiterhin in diese Diskussion, falls er jetzt ohne Bud Dupree nochmal eine Schippe drauf packen kann, steigen seine Aktien. Vielleicht verliert er jetzt aber auch an Boden, weil sich Offensive Lines noch stärker auf ihn fokussieren.

Generell spielt Watt eine fantastische Saison, das steht außer Frage. Gleichzeitig ist er aber auch mehr noch ein Zahnrad in einer funktionierenden Steelers-Defense - wenngleich mit das größte und wichtigste Zahnrad -, die eben insgesamt in der Front exzellent besetzt ist und zudem viel blitzt, wodurch die starken Pass-Rusher noch viele Eins-gegen-Eins-Gelegenheiten bekommen. Watt etwa sieht deutlich weniger Double-Teams als Spieler wie Garrett, Joey Bosa, Chase Young, Brian Burns oder auch sein Bruder J.J. Watt in Houston.

Insgesamt sehe ich den Kreis der möglichen Kandidaten hier auch gar nicht so groß. Donald, Watt, Garrett je nachdem wie stark man die verpassten Spiele gewichtet. Man könnte einen Kandidaten wie Chris Jones oder Cam Jordan noch mit ins Rennen werfen, da ist dann aber schon eine klare Abstufung erkennbar. Bobby Wagner wäre auch jemand für diese zweite Riege.

Der einzige Spieler, den ich vor fünf Wochen hier noch nicht gesehen hatte, der aber mehr und mehr ernsthafte Erwägung verdient, ist Dolphins-Corner Xavien Howard. Howard ist für meinen Geschmack noch immer zu inkonstant, um wirklich ein Nummer-1-Corner zu sein, und deswegen hatte ich ihn nach acht Wochen hier auch nicht aufgeführt; über die erste Saisonhälfte wechselten sich ein paar, wenn auch wenige, wackligere Auftritte noch zu häufig mit guten Spielen ab.

Inzwischen aber dominiert er eindrucksvoll, die letzten vier Spiele allesamt waren absolut spektakulär. Außerdem ist er, ähnlich wie Donald, absolut essenziell für das defensive Gesamt-Gebilde. Wo die Rams Donalds enormen individuellen Impact als Pass-Rusher brauchen, weil um ihn herum schlicht die Qualität fehlt, setzen die Dolphins darauf, dass ihre Cornerbacks in Man Coverage standhalten können, sodass davor geblitzt werden kann.

Howard aber macht gerade deutlich mehr als das. Er schaltet nicht nur Receiver aus, er ist zudem eine Interception-Maschine. Das mag schwer über einen längeren Zeitraum so haltbar sein, aber um die mittel- und langfristige Perspektive geht es bei diesem Award ja nicht. Howard wäre aktuell für mich auf Augenhöhe mit Watt im Rennen hinter Donald.