NFL

Power Ranking nach Woche 12: Wer sind die echten Super-Bowl-Anwärter?

Tom Brady und die Bucs rutschen im Power Ranking auf Platz 6.
© getty
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8. Los Angeles Rams (7-4)

Platzierung nach Woche 8: 9.

Die Rams gehen so weit, wie Jared Goff es zulässt. Das wäre die sehr komprimierte, nicht komplett faire Kurzanalyse zu L.A., aber letztlich ist natürlich mehr als nur ein Funken Wahrheit dabei: Die Rams haben schon seit Wochen eine der besten Defenses in der NFL; ein unheimlich schwer lesbares, flexibles Coverage-Scheme, eine Art College-NFL-Hybrid, mit einer Front, die gegen den Run gut hält und für alle Pass-Rush-Fragen auf Aaron Donald vertrauen kann. Auch dieses Jahr führt Donald mal wieder die Liga in puncto Quarterback-Pressures an. Hier also gibt es bereits eine sehr stabile Baseline, während die auf mehr kurze Pässe ausgelegte, noch immer Play-Action-lastige Offense von McVay ebenfalls eine gewisses Basis garantiert. Das Wide-Receiver-Duo ist stark, dahinter zeigt Van Jefferson Potenzial und auch die Tight Ends sind in Ordnung. Die Offensive Line ist natürlich wackliger infolge des Ausfalls von Andrew Whitworth, aber letztlich fällt eben vor allem eine Sache gerade bei den Rams-Niederlagen immer wieder auf: Wenn Plan A nicht greift, wenn Goff entweder gegen Druck Plays machen oder eine schwierige Secondary Play für Play zerlegen muss, dann kommen die Rams an ihre Grenzen.

7. Buffalo Bills (8-3)

Platzierung nach Woche 8: 12.

Der Bills-Hype aus der frühen Saisonphase ist definitiv abgeklungen, was aber nicht heißt, dass Buffalo plötzlich ein schlechtes Team ist. Hier machen sie im Vergleich zu vor vier Wochen sogar einen kleinen Sprung nach oben, auch wenn das ehrlicherweise eher der Inkonstanz in dieser erweiterten Playoff-Gruppe als den Bills selbst zuzuschreiben ist. Was Buffalo nach wie vor hat ist eine exzellent designte Offense, Josh Allen spielt noch immer eine gute Saison und mit Diggs, Beasley und John Brown - wenn der von der Injured-Reserve-Liste zurückkehrt - hat er eines der besten Wide-Receiver-Trios in der NFL. Und in der Summe haben die Bills auch eine Top-8-Offense, mindestens. Nur leider macht ausgerechnet dieses Jahr die Defense so gar nicht mit, hier sind die Bills im unteren Mittelfeld, und weil die Offense zwar gut ist, aber Allen auch nach wie vor seine Fehler macht, die Offensive Line nur Durchschnitt ist und die Bills auch kein sonderlich gutes Run Game haben, ist Buffalo eben in diesem Bereich knapp unter den Top-Teams, aber ganz oben mit dabei in der Gruppe dahinter.

6. Tampa Bay Buccaneers (7-5)

Platzierung nach Woche 8: 2.

Die Saison nimmt mehr und mehr die Gestalt einer großen "Was hätte sein können"-Spielzeit an. Das individuelle offensive Talent ist einfach enorm, und immer wieder muss man sich einfach fragen: warum schaffen es die Bucs nicht, das konstanter abzurufen? Beziehungsweise, genauer: warum tun sie sich so schwer damit, die Offense zu modernisieren? Hier wirkt es so, als würden Arians und Leftwich einige signifikante Entwicklungen der letzten Jahre ignorieren. Wie den Wert von Play Action, Motion beim Snap, Run Pass Options - relativ simple Elemente, die man in die Offense einbauen könnte, und womit die Bucs vermutlich noch deutlich gefährlicher werden. Stattdessen bleiben die Coaches ziemlich stur bei ihrem Stil, während gleichzeitig Bradys Deep Ball im Laufe der zweiten Saisonhälfte signifikant schlechter geworden ist. Sollte Tampa seinen Stiefel so weiterspielen - und es gibt derzeit keinen Grund, etwas anderes zu vermuten -, dann haben die Bucs noch immer eine hohe individuelle Qualität, aber der Gesamt-Output der Offense wird weniger, nicht mehr als die Summe der Einzelteile sein. Und ja, die Defense kann Spiele an sich reißen; aber gerade die letzten Wochen haben wieder einmal die Fragilität und Matchup-Abhängigkeit defensiver "Dominanz" gezeigt. Tampa Bay hat auch hier ein hohes Maß an individueller Klasse, aber auch die Bucs sind von dieser Regel keine Ausnahme.

5. Pittsburgh Steelers (11-0)

Platzierung nach Woche 8: 4.

Die Steelers haben eine durchaus realistische Chance, die Saison ohne eine einzige Niederlage zu beenden - und trotzdem würde ich sie in einem möglichen Playoff-Duell mit den Chiefs als klaren Außenseiter sehen. Pittsburgh hat eine exzellente Defense, das dürfte kaum jemand infrage stellen, und mit dieser Defensive Line konnten die Steelers gerade schwächere Offenses auch komplett zerlegen. Das Problem damit ist, wenn das das Rückgrat des Teams ist und defensive Dominanz essenziell ist, um Spiele zu gewinnen, dann kommt man früher oder später gegen eine Top-Offense an seine Grenzen. Und die große Frage dann eben lautet: Was genau kann man von der Steelers-Offense erwarten? Pittsburgh spielt offensiv nicht schlecht, aber eben eher im soliden Mittelmaß. Die Offensive Line ist in Ordnung, Big Ben ist ein guter Ballverteiler, die Wide-Receiver-Gruppe ist tief. Aber es ist ein wackliges Konstrukt, denn wenn die Steelers ihr Kurzpassspiel nicht effizient ins Rollen bringen - wie es am Mittwoch gegen Baltimore, aber auch schon in einigen anderen Spielen dieses Jahr zu sehen war -, dann hat die Offense auch oft Sand im Getriebe und findet keinen Plan B. Die Steelers werden in den Playoffs ohne jeden Zweifel ein unangenehmer Gegner sein, und wenn alles zusammenläuft, können sie auch dort sehr weit kommen. Aber Pittsburgh ist kein Team, bei dem man, trotz der Bilanz, über die weitere Saison ein massives Potenzial nach oben noch erwarten sollte.

4. Seattle Seahawks (8-3)

Platzierung nach Woche 8: 3.

Über die erste Saisonhälfte war die Sache mit Seattle relativ klar: Eine Elite-Offense mit einem MVP-Kandidaten auf Quarterback, einem der besten Receiver-Duos der Liga und erfrischend modernem Play-Calling auf der einen, sowie eine horrend schlechte Defense mit Löchern in der Secondary, keinerlei Pass-Rush und Unsicherheiten bei Jamal Adams auf der anderen Seite. Seither bewegen sich beide Seiten aufeinander zu: Russell Wilson hatte einige schwache Spiele, seither hat er die gravierenden Fehler wieder runter geschraubt, aber die Offense ist insgesamt etwas weniger explosiv, etwas konservativer als in der Frühphase der Saison. Defensiv derweil haben sich die Seahawks etwas stabilisiert, der Pass-Rush ist mit der Verpflichtung von Carlos Dunlap spürbar verbessert und nach einigen wilden Blitzing-Spielen scheinen die Seahawks einen defensiven Rhythmus zu finden. Die Top 5 ist für mich der enge Contender-Kreis, und Seattle gehört da nach wie vor dazu. In dem Fall dann gerade eben weil, im Gegensatz etwa zu den Steelers, die Offense echtes Elite-Potenzial hat.

3. Green Bay Packers (8-3)

Platzierung nach Woche 8: 5.

Vielleicht kein Team hatte so viele wirklich dominante Spiele in dieser Saison wie die Packers - und das obwohl es defensiv nach wie vor enorme Problemzonen gibt. Wenn Green Bays Offense ins Rollen kommt, kann man sich das unheimlich gut anschauen. Die Packers haben eine der vier besten Offensive Lines dieser Saison, einen der vier besten Quarterbacks dieser Saison, vielleicht den besten Wide Receiver dieser Saison und - und das sollte hier absolut nicht untergehen - einen der besten Play-Caller dieser Saison. Das Stirnrunzeln und Zähneknirschen ob Green Bays taktischer Pläne angesichts des - das gilt nach wie vor - sehr fragwürdigen Drafts hat Matt LaFleur längst vergessen lassen. Die Packers spielen modern, sie haben exzellente und aufeinander aufbauende Play-Designs, sie helfen Rodgers mit jeder Menge Motion und Play Action und Rodgers lässt sich darauf auch vollends ein. Im Zusammenspiel mit dem, was er dann noch außerhalb der Struktur gerade gemeinsam mit Davante Adams kreieren kann, ist das eine der besten Offenses dieser Saison. Green Bay könnte noch höher stehen, aber defensiv sind es schlicht zu viele Fragezeichen. Die Run-Defense ist desolat, und gegen den Pass hat man Jaire Alexander, ein gutes Safety-Duo und Za'Darius Smith. Mehr nicht, und Mike Pettine schafft es bislang nicht, aus diesen Säulen noch mehr herauszuholen.

2. New Orleans Saints (9-2)

Platzierung nach Woche 8: 6.

Vor Saisonstart hatten viele die Saints bereits als das kompletteste Team der Liga auf dem Zettel, und auch wenn es früh in der Saison einige Turbulenzen gab: An diesem Punkt stehe ich mehr und mehr wieder. Die Defense hat sich über die letzten Wochen um ein Vielfaches gebessert, getragen durch die inzwischen wirklich dominante Front. Die Secondary ist nach wie vor wacklig unterwegs, dank der starken Defensive Line fällt das aber weniger auf. Die andere Seite des Balls ist derzeit natürlich mit einem Sternchen zu verstehen - die Taysom-Hill-Offense ist nicht wirklich repräsentativ für das, was die Saints leisten können. Brees sollte über die kommenden Wochen wieder fit werden, und bis zu seiner Verletzung war das eine der effizientesten Offenses ligaweit, in der eben auch viel ineinander greift: Die starke Offensive Line, ein gefährliches Receiver-Duo, Kamara als Matchup-Problem und eben Brees, der nach wie vor einer der akkuratesten Passer in der NFL ist.

1. Kansas City Chiefs (10-1)

Platzierung nach Woche 8: 1.

Kansas City stand in meinen Rankings seit Saisonstart nie woanders als auf Platz 1, und gefühlt ist der Abstand zum Rest der Liga eher noch größer geworden. Es ist die mit Abstand gefährlichste Offense der Liga, mit dem besten Quarterback, dem gefährlichsten Waffenarsenal und dem besten offensiven Trainerstab. Die Offensive Line hat noch immer einzelne Wackler, aber Mitchell Schwartz sollte im Laufe des Dezembers zurückkehren, das alleine dürfte ein spürbar stabilisierender Faktor sein. Man hat bei KC nach wie vor den Eindruck, dass die Offense längst nicht am möglichen Limit spielt, und dennoch bleibt Kansas City kaum einmal unter 26 Punkten. Und dann ist da noch die Defense, und während die Packers, die Seahawks oder auch die Bills erhebliche Fragezeichen auf dieser Seite des Balls mit bringen, haben sich die Chiefs im Laufe der Saison selbst hier stabilisiert. L'Jarius Sneed ist eine der großen Rookie-Positiv-Überraschungen, die Safeties erlauben es KC, viel mit Disguise-Coverages zu arbeiten und das hilft auch dem Pass-Rush. Hier wäre es nach wie vor wünschenswert, dass auch außerhalb von Chris Jones mehr Unterstützung kommt.

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