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NFL: Fragwürdiges Play-Calling, "verwirrter" Brady - die Offensivprobleme der Tampa Bay Buccaneers

Tom Brady hatte in den vergangenen Spielen Probleme mit langen Pässen für die Tampa Bay Buccaneers.
© getty

Die Tampa Bay Buccaneers sind auf Playoff-Kurs, mussten jedoch zuletzt ein paar empfindliche Niederlagen einstecken und wiesen jeweils große Probleme in der Offensive auf. Doch woran liegt es? Am Personal, dem Play-Calling oder doch Quarterback Tom Brady? Und wo geht die Reise für Tampa dieses Jahr hin?

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Die Tampa Bay Buccaneers spielen eigentlich eine relativ gute Saison. Mit einer Bilanz von 7-4 befinden sie sich klar auf Playoff-Kurs und würden damit etwas schaffen, was ihnen seit 13 Jahren nicht mehr gelang. Dennoch herrscht derzeit eine gewisse Tristesse in Nordflorida, wo die Erwartungen im Vorfeld dieser Saison mit der Verpflichtung von Tom Brady durch die Decke schossen.

Nach zuletzt zwei Pleiten gegen gute Teams in den vergangenen drei Partien steht als nächstes das Duell mit dem Super-Bowl-Champion Kansas City Chiefs (Sonntag, 22.25 Uhr live in der NFL RedZone-Konferenz auf DAZN) an, der Fehler noch konsequenter bestraft als die bisherigen Gegner der Bucs.

Die Bucs haben gerade erst daheim gegen die Los Angeles Rams verloren. Das allein ist noch kein herber Rückschlag, wenn man bedenkt, dass auch diese ein klarer Playoff-Anwärter sind. Doch setzte diese Pleite eine ganze Reihe von negativen Trends fort, die für Unbehagen sorgen.

Die offensichtliche Aversion zu Spielen in der amerikanischen Primetime (Abendspiele) ist dabei noch das geringste Übel - die Bucs haben vier Mal in der Primetime gespielt, drei dieser Partien (Rams, Saints, Bears) gingen verloren. Gegen die Giants mühte man sich gerade so zu einem Sieg.

In den jeweiligen SPOX-Analysen wurde Brady sowohl gegen die Rams , als auch gegen die Saints jeweils als "Flop des Spiels" deklariert - gegen die Bears waren es die Offensive Tackles, doch auch in dem Spiel sah der GOAT nicht unbedingt großartig aus, verzählte sich zudem am Ende bei der Zahl der Downs.

Buccaneers: Brady "manchmal von Coverages verwirrt"

Insofern liegt es nahe, die Fehleranalyse beim Superstar-Neuzugang dieser Saison zu beginnen. Head Coach Bruce Arians sorgte nach dem Rams-Spiel für Verwunderung mit einer bestimmten Aussage: "Ich denke, er wird manchmal von Coverages verwirrt, was zu ein paar unpräzisen Bällen führte."

Tom Brady kommt mit Coverages durcheinander? Der König der Pre-Snap-Diagnose in der NFL soll Probleme mit eben jener Disziplin haben? Das klingt auf den ersten Blick erstmal absurd, wenn man bedenkt, welch Dominanz Brady in den vergangenen Jahren in New England vor dem Snap ausstrahlte. Aber ein Blick auf die Zahlen deutet zumindest mal darauf hin, dass es in diesem Bereich tatsächlich Schwächen gibt beim Quarterback.

Laut ESPN Stats and Information hat Brady in dieser Saison gegen sogenannte "Disguised Coverages" - Situationen, in denen die Defense vor dem Snap eine andere Coverage vorgibt als sie dann eigentlich spielt - 8 Touchdowns und 3 Interceptions geworfen. Die 8 Touchdowns sind zwar die zweitmeisten in der NFL gegen Disguised Coverages, die 3 Picks aber auch die drittmeisten der Liga. Und: in diesen Situationen kommt Brady auf eine Passquote von gerade mal 58,3 Prozent - Rang 29 in der NFL.

Zum Vergleich: Seit 2016 wird die Disguised-Coverage-Statistik aufgezeichnet, in diesem Zeitraum ist das Bradys schlechteste Completion Percentage überhaupt in einer Saison. Von 2016 bis 2019 kam er auf 69,1 Prozent in diesen Situationen mit 17 Touchdowns und nur 2 Interceptions insgesamt.

Abgesehen von diesem Faktor weist Brady neuerdings auch deutliche Probleme mit seinen Deep Balls - Pässe, die mindestens 20 Air Yards fliegen - auf. "Die Jungs sind meistens offen. Wir haben sie nur verfehlt", erklärte Arians das Problem. Und damit liegt er gar nicht mal so falsch.

Buccaneers: Brady verpasst diverse Chancen gegen Rams

Gegen die Rams hatte Brady diverse Chancen, lange Pässe anzubringen. Doch er überwarf des Öfteren seine Targets deutlich, wie auch schon in anderen Spielen dieser Saison. Teilweise ließen die Kollegen die Bälle durch die Hände rutschen, etwa Antonio Brown am vergangenen Sonntag. Oder Brady warf zu kurz und übersah den einen oder anderen Gegenspieler.

Seine zweite Interception gegen Los Angeles war so ein Fall, wo er Tight End Cameron Brate auf einer Seam-Route suchte, Safety Jordan Fuller aber übersah und eben zu lang warf - Interception, Game Over. Früher im Spiel überwarf er einen Pass deutlich und hatte noch Glück, dass John Johnson selbigen nicht auch abfing - jener ließ ihn durch die Hände gleiten.

"Es war einfach ein schlechter Read", analysierte Brady die Interception von Fuller. "Ein schlechter Read, ein schlechter Wurf, eine schlechte Entscheidung - alles schlecht. Und das darf nicht passieren."

Wie schlecht seine Deep Balls generell zuletzt waren, beschreibt Next Gen Stats am besten. In den jüngsten vier Spielen brachte Brady keinen seiner 19 Deep Passes an. Das ergibt ein Passer Rating von 0. Zudem warf er 3 Interceptions. Und da er auch seine drei finalen Versuche in Woche 7 gegen die Raiders vergab, steht Brady gar bei 0-22 bei tiefen Pässen in Serie. Das ist die längste Durststrecke überhaupt eines Quarterbacks seit mindestens 2017 - Rookie Joe Burrow verpasste von Woche 2 bis 5 in dieser Saison mal 17 solcher Pässe in Serie.

Allerdings ist dieser Leistungseinbruch nur schwer zu verstehen, denn von Woche 1 bis 7 lief es bei tiefen Pässen eigentlich gut für Brady und die Bucs. Er brachte 14 von 39 für ein Passer Rating von 101,2 an und legte damit zwei Touchdowns auf.

Was ist also passiert seither? An der Oberfläche eher nichts, denn es sind zumindest keine offensichtlichen Verletzungen bekannt. Liegt es also vielleicht doch an der Offense an sich, die Brady nicht unbedingt zugutekommt?

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