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Power Ranking nach Woche 8: Wer ist hier überhaupt der Favorit?

SPOX-Redakteur Adrian Franke zieht sein Zwischenfazit: Das Power Ranking nach Woche 8.
© getty

Die NFL-Saison steht an der Halbzeitmarke - Zeit für das zweite Zwischenfazit! SPOX-Redakteur Adrian Franke sortiert die 32 Teams nach den ersten acht Spieltagen ein. Mit einem vertrauten Blick im Keller und neuen Kandidaten in der Spitzengruppe.

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NFL Power Ranking nach Woche 8

32. New York Jets (0-8)

Platzierung nach Woche 4: 32.

Man könnte hier sehr viele der Punkte aus dem Power Ranking vor vier Wochen wiederholen. Die Jets sind das schlechteste Team der Liga, und es ist nicht wirklich knapp. Die Offensive Line ist weitestgehend ein großes Problem, einen Pass-Rush hat New York nach wie vor nicht und die Outside-Corner-Gruppe ist eine der zwei, drei schlechtesten in der NFL. Das ist selbstredend keine gute Kombination und führt dazu, dass die Pass-Defense ein konstantes Problem ist - und dass es den Jets nicht sonderlich viel hilft, dass sie den Run gut stoppen können. Wenn man etwas Positives einbauen will: Die Jets haben vereinzelt ein paar vorsichtige Tendenzen gezeigt, seitdem Adam Gase das offensive Play-Calling abgegeben hat. Mehr Motion, ein besseres Play-Action-Passspiel - und trotzdem verhinderte auch das nicht die absurden vier (!) Yards in der zweiten Hälfte gegen Buffalo. Die Sam-Darnold-Abschiedstour ist eine Autobahn in Richtung des Nummer-1-Picks, und eine Geschwindigkeitsbegrenzung ist nicht vorgesehen.

31. Dallas Cowboys (2-6)

Platzierung nach Woche 4: 15.

Natürlich muss in jeder Geschichte über diese Cowboys-Saison die Verletzung von Dak Prescott früh und prominent erwähnt werden, und selbst rein das Saisonaus von Prescott im Vakuum betrachtet beendete alle Titelambitionen. Das Hauptproblem mit diesem Team aktuell, und der Hauptgrund dafür, dass kein Team in der Saison 2020 auf dem Platz eine größere Enttäuschung ist, ist aber eben, dass auch außerhalb der Quarterback-Position absolut überhaupt nichts funktioniert. Bei der Offensive Line muss man die Ausfälle ebenfalls berücksichtigen - in Bestbesetzung hätte Dallas eines der besten Tackle-Duos der Liga mit Smith und Collins, beide werden wir dieses Jahr nicht mehr auf dem Platz sehen. Und Backup Quarterback plus Backup-Line ist meist ein Rezept für eher schlechte Offense. Aber sonst? Die Cowboys haben eines der besten Receiver-Trios der Liga, doch seit Prescott raus ist, wird dieses eigentlich schlagkräftige Mittel kaum noch genutzt. Sie haben eine vemeintlich starke Defensive Line, selbst wenn man die Comeback-Player-des-Jahres-würdige Saison von Aldon Smith nicht antizipiert hat. Dontari Poe und Everson Griffen sind weg, Tyrone Crawford und Trysten Hill spielen üble Saisons. Und die Cornerback-Gruppe ist eine der drei schlechtesten der Liga. Vor allem gibt es wenig Hoffnung auf Besserung in der zweiten Saisonhälfte - denn, und das ist der Kernpunkt von alledem: Der Coaching Staff ist bisher aber auch absolut alles schuldig geblieben.

30. Jacksonville Jaguars (1-6)

Platzierung nach Woche 4: 27.

Gardner Minshew - der jetzt wohl zumindest vorerst mit mehreren Brüchen am Daumen ausfällt - hatte sich zuletzt wieder stabilisiert, die Offensive Line ist in Ordnung, Laviska Shenault und James Robinson lassen viel Optimismus für die Zukunft zu. Man hat bei Jacksonville weiter den Eindruck, dass dieses Team im Endeffekt zu gut für die absolute Draft-Spitze sein sollte, viel mehr aber eben auch nicht. Der Pass-Rush ist zu inkonstant, vor allem aber ist die Secondary ein gigantisches Problem. Jacksonville hat unter dem Strich eine der schlechtesten Pass-Defenses in der NFL und eine der schlechtesten Defenses insgesamt, und bei allem individuellen Talent in der Offense reicht es nicht, um dieses Defizit zu kompensieren. Die größte Frage am Ende dieser Jags-Saison muss sein: Sehen die Verantwortlichen Gardner Minshew als die mittel- und womöglich auch langfristige Antwort, ein Quarterback, um den man über die nächsten zwei bis drei Jahre herumbauen will? Oder versucht man im Draft gegebenenfalls ganz nach oben zu traden, um die wichtigste Position neu zu besetzen?

29. New York Giants (1-7)

Platzierung nach Woche 4: 31.

Wie geht es weiter bei den Giants? Insbesondere eine Frage steht dabei im Fokus: Wie sehr wackelt der Stuhl von GM Dave Gettleman? Fliegt Gettleman, könnte alles hinterfragt werden. Dann ist Joe Judge als Head Coach womöglich One-and-Done - nicht dass das zwangsläufig gerechtfertigt wäre - und auch die Quarterback-Position dürfte dann offen diskutiert werden. Bleibt Gettleman dagegen, könnte man auf Kontinuität setzen. Doch ist das der richtige Schritt? Daniel Jones zeigt nach wie vor einzelne positive Ansätze und spielt inzwischen keine schlechte Saison, aber eben auch nicht mehr. Und die Turnover sind einfach ein enormes Problem. Gerade sein Pocket-Verhalten ist und bleibt eine Großbaustelle, mit seinen Reads ist er noch immer häufiger zu langsam. Die Offensive Line ist bislang eine riesige Enttäuschung, das gilt für die Rookie-Saison von Erstrunden-Pick Andrew Thomas, aber auch für gestandene Spieler wie Kevin Zeitler. Defensiv derweil haben sich die G-Men tatsächlich einigermaßen stabilisiert, vor allem bedingt durch eine sehr gute Run-Defense sowie durch die exzellente Saison, die Nummer-1-Corner James Bradberry spielt. Da hört das defensive Lob allerdings auch schon auf, denn trotz Bradberry ist es eine der wackligsten Defenses ligaweit gegen den Pass und die Offense, trotz einiger Qualität auf den Skill Positions, kann das nicht ansatzweise konstant ausgleichen.

28. Washington Football Team (2-5)

Platzierung nach Woche 4: 30.

Könnte Washington ernsthaft um die Division mitspielen? Natürlich würde das primär an der desolaten Division liegen - dass man hier auf Platz 27 bereits zwei Division-Rivalen hinter sich lässt, beschreibt die Situation ganz gut -, doch hat sich Washington insgesamt auch ganz vorsichtig stabilisiert. Es ist eine Top-10-Defense, die natürlich primär über die extrem starke Defensive Line funktioniert, aber auch in der Secondary mehr überzeugt als gedacht. Hier gilt es jetzt, den Ausfall von Landon Collins aufzufangen, aber Washington kann den Run und den Pass verteidigen. Das Problem ist und bleibt die Offense, doch auch hier hat sich ein wenig mehr Stabilität bemerkbar gemacht. Die Offensive Line wirkte zuletzt sicherer, Antonio Gibson ist mehr und mehr die fixe Nummer-2-Waffe neben Terry McLaurin. Und Kyle Allen ist nicht die langfristige Antwort, aber er spielt besser als Dwayne Haskins und die Offense läuft in der Folge ein wenig runder. Reicht das für sechs Siege? Und reichen sechs Siege womöglich tatsächlich für die Division?

27. Detroit Lions (3-4)

Platzierung nach Woche 4: 28.

Ganz vorsichtig konnte man Detroit einen positiven Trend attestieren - der dann gegen die Colts wieder krachend einbrach. Wo sind die signifikanten defensiven Fortschritte, nachdem Matt Patricia über Jahre seine Wunsch-Defense zusammenbasteln konnte? Warum kann Brian Flores, seines Zeichens ebenfalls aus der Patriots-Schule, in Miami konstant sichtbare Fortschritte vorweisen, während die Lions-Defense noch immer einem wackligen Kartenhaus gleicht? Und warum braucht es so häufig erst einen entsprechenden Spielverlauf, ehe man das Spiel in Matt Staffords Hände legt? Aus Lions-Sicht ist das immer noch die beste Chance auf sportlichen Erfolg, wenngleich auch Stafford nicht auf seinem Vorjahres-Level spielt. Detroit hat eine gute Offensive Line und einige gute junge Spieler, muss jetzt aber erneut auf Kenny Golladay verzichten. Wenn man zu den Lions eine Saison-Halbzeit-Prognose abgeben will, dann wäre es am ehesten: Detroit ist auf bestem Wege in einen größeren Umbruch. Und es wäre doch sehr verwunderlich, wenn Matt Patricia heute in einem Jahr noch immer in Detroit arbeiten würde.

26. New England Patriots (2-5)

Platzierung nach Woche 4: 12.

Diese Offense ist so wahnsinnig limitiert, und was über die ersten Wochen der Saison noch so aussah, als könnte New England über einen anderen Stil deutlich gefährlicher auftreten als im Vorjahr, ist inzwischen dermaßen auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Mit der Verletzung von Julian Edelman fehlt auch die letzte Receiving-Waffe, die individuell irgendetwas bewegen kann, und auch Edelman wirkte zuletzt merklich nicht fit. Damiere Byrd, Jakobi Meyers, Gunner Olszewski, dazu die jungen und unverlässlichen Tight Ends - das ist das schlechteste Waffenarsenal der NFL. James White ist ein toller Spieler, aber nicht, wenn er ein Receiving-Corps tragen soll. Dass Cam Newton zusätzlich wirklich nicht gut spielt, hilft natürlich wenig. Aber auch von Cam in besserer Verfassung, näher dran an seinen Leistungen zu Saisonbeginn, wäre es viel verlangt, dieses Team Woche für Woche zu tragen. Und die Defense hat zwar noch immer hohe individuelle Qualität in der Secondary, J.C. Jackson wäre hier in dieser Saison allen voran zu nennen. Aber der Aderlass durch Free Agency und Corona-Opt-Outs macht sich natürlich bemerkbar, generell ist die Front ein großes Problem und New England ist auf dieser Seite des Balls in der Folge nicht ansatzweise stark genug, um diese Offense zu tragen.

25. Houston Texans (1-6)

Platzierung nach Woche 4: 23.

Houston ist nach den Cowboys die wohl größte Enttäuschung dieser Saison - und während die Cowboys zumindest noch die Ausrede der Ausfälle haben, kann Houston nicht einmal das Argument anbringen. Deshaun Watson hat sich über den vergangenen Monat wieder in der Quarterback-Spitzengruppe festgesetzt, aber er bekommt schlicht wenig Hilfe. Die rechte Seite der Offensive Line ist noch immer anfällig, das Play-Calling ist nicht gut. Die Receiver-Gruppe ist gefährlich, gefühlt könnte Houston hier noch mehr rausholen. Vor allem aber müssen Watson und die Offense eben auch Woche für Woche Shootouts gewinnen: Die Texans kreieren mit die wenigsten Turnover (5,5 Prozent der gegnerischen Drives), lassen bei fast 50 Prozent der gegnerischen Drives Punkte zu (47,9 Prozent) und haben mit die schlechteste Defense gegen den Run. Houston hat, abgesehen vom 30:14-Sieg gegen Jacksonville, in jedem Spiel mindestens 28 Punkte kassiert.