NFL

Power Ranking nach Woche 4: Neue Favoriten - alte Kellerkinder

SPOX blickt im 4-Wochen-Takt auf die gesamte Liga - im Power Ranking!
© imago images/Dirk Shadd
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8. Tampa Bay Buccaneers (3-1)

Platzierung vor Saisonstart: 7.

So richtig im Rhythmus und rund wirkt die Offense noch nicht - auch wenn sich der reine Output über die ersten Wochen sehen lassen kann. Aber die Bucs wirken offensiv oftmals zu eindimensional und konservativ. Gleichzeitig sah die Offense jetzt auch trotz namhafter Ausfälle und einiger Wackler in der Offensive Line weitestgehend gut aus, was zu einem anderen Punkt führt: Brady spielt nach wie vor gut. Sollte die Offense im Laufe der Saison noch besser ins Rollen kommen, ist dieses Bucs-Team brandgefährlich - denn die Defense hält bislang den hohen Erwartungen stand. Eine extrem aggressive Defense, die Turnover kreiert, die viele Drives ohne Punkte stoppen kann und deren junge Secondary sich noch entwickelt. Es ist in der Summe ein etwas wackliges Konstrukt, das mit ein paar richtig gedrehten Schrauben aber zum brandheißen Contender werden könnte.

7. San Francisco 49ers (2-2)

Platzierung vor Saisonstart: 6.

Die absurde Verletzungsmisere macht San Francisco zu einer Art Wildcard. Defensiv werden wir in dieser Saison ohne Nick Bosa und ohne Solomon Thomas nie das erhoffte Maximum sehen - hier aber sollte die Rückkehr von Richard Sherman auf jeden Fall für mehr Stabilität sorgen. Offensiv ist es weiterhin unglaublich, was Kyle Shanahan auf das Feld zaubert, doch selbst Shanahan stößt an seine Grenzen, wenn Garoppolo-Backup Nick Mullens so spielt wie am Sonntagabend gegen die Eagles. Die Rückkehr von George Kittle aber machte sich bereits gegen Philly deutlich bemerkbar, Rookie-Receiver Brandon Aiyuk wird immer besser eingebaut und auch Deebo Samuel ist zurück. Mit Jimmy Garoppolos anstehendem Comeback sollte die Offense wieder zu den ligaweit gefährlichsten zählen, die Defense spielt trotz der Ausfälle gut. Die Niners, sofern weitere Katastrophen ausbleiben, sollten ein Playoff-Team sein.

6. Los Angeles Rams (3-1)

Platzierung vor Saisonstart: 19.

Die neue Rams-Offense hatte ausgerechnet gegen die Giants zum ersten Mal in dieser Saison merklich Sand im Getriebe - was wiederum einen übergreifenden Punkt bei Sean McVay unterstreicht: Bei all seiner Klasse als Play-Designer und auch als Play-Caller baut für ihn schematisch viel auf dem Run Game auf. Funktioniert das nicht, wie gegen die Giants, tut sich die Offense schwer. Weniger Effizienz bei Third Down, größere Probleme im Dropback-Passing-Game, diese Dinge waren gegen die Giants wieder ein Thema. Und dennoch gehören die Rams zu den positiven Überraschungen. Nicht nur, weil die Offense bis dahin umgekrempelt und deutlich verbessert aussah, sondern auch, weil die drastisch veränderte Defense bereits deutlich besser spielt als zu vermuten war. Gegen die schwache Giants-Line wachte dann auch mal der Pass-Rush außerhalb von Aaron Donald auf, diesen Faktor könnte L.A. noch häufiger gebrauchen.

5. Buffalo Bills (4-0)

Platzierung vor Saisonstart: 11.

Die einzelne, für sich betrachtet, größte Überraschung dieser Saison? Für mich ganz klar Josh Allen. Natürlich haben die Bills nahezu ideale Umstände um ihn herum gebaut, mit dem Trade für Stefon Diggs - bislang ein absoluter Volltreffer - als letztem Puzzleteil. Die Offensive Line ist gut, Brian Daboll einer der besten offensiven Play-Caller dieser Saison. Aber trotz alledem war ein Sprung in Allens Entwicklung keineswegs ein Selbstläufer; ganz zu schweigen von dem enormen Satz nach vorne, den er bisher in dieser Saison hingelegt hat. Einzelne Aussetzer bleiben ein Thema, sind aber deutlich seltener geworden. Und so haben die Bills unter dem Strich eine der gefährlichsten Offenses dieser Saison. Umso eindrucksvoller ist diese Erkenntnis, wenn man bedenkt, dass die Defense noch gar nicht auf dem Level ist, das man dort erwarten würde. Die Secondary hatte einige Wackler und der Pass-Rush ist zwar tief, bislang aber noch eher mit dem Prädikat "solide" zu versehen. Wenn Allen den eingeschlagenen Kurs fortsetzen kann, muss man Buffalo zu den Titelkandidaten zählen.

4. Baltimore Ravens (3-1)

Platzierung vor Saisonstart: 3.

Die Niederlage gegen die Chiefs vor zwei Wochen war ein spürbarer Dämpfer. Gar nicht so sehr weil man gegen ein anderes Schwergewicht verloren hat, sondern eher, weil alte Fragen wieder aufgeworfen werden. Konkret: Warum bekommt Baltimore solche Probleme, wenn man offensiv in klare Passing-Situationen gezwungen wird? Lamar Jackson hat sich als Passer deutlich gesteigert, trotzdem sind es immer wieder ähnliche Probleme. Fehlt die Breite im Wide Receiver Corps? Oder gelingt es den Ravens nicht, sich wenn nötig komplett vom eigenen Run Game, auf dem so viel aufbaut, zu lösen? Klar ist, dass die Offensive Line bislang nicht das dominante Level der Vorsaison hat, während die Defense zwar gut ist, allerdings nicht so dominant wie phasenweise in der zweiten Saisonhälfte letztes Jahr. Wenn Baltimore seinen Stil durchdrücken kann, ist es unheimlich schwer, dieses Team zu schlagen und die Ravens gehören auch weiterhin zum engsten Kreis der Titelanwärter. Einige Fragen aber werden vorsichtig ein bisschen lauter.

3. Seattle Seahawks (4-0)

Platzierung vor Saisonstart: 5.

Dass die Seahawks auf einen Schlag eines der Pass-lastigsten Teams in neutralen Spielsituationen werden würden, ist eine dieser Lektionen nach vier Wochen, die sehr viele Offseason-Predictions deutlich anders hätte aussehen lassen - hätte man es eben vorher gewusst. In jedem Fall ist "Let Russ cook" nicht länger nur eine Fan-Bewegung und ein Meme, sondern die Realität in Seattle. Und die Ergebnisse bislang sprechen für sich: Seattles Offense ist extrem explosiv, Wilson gehört in der MVP-Diskussion ganz weit nach oben und selbst das von Pete Carroll bevorzugte Run Game erhält so mehr Räume. Seahawks-Spiele sind so Must-Watch-TV - auch weil die eigene Defense ihren Teil dazu beiträgt, beziehungsweise nicht beiträgt. Hier wiederum waren die Offseason-Predictions genau richtig: Seattle hat überhaupt keinen Pass-Rush, einzig Jamal Adams als X-Faktor sticht wirklich heraus. Unerwartet wacklig dagegen ist die Secondary, in der Quinton Dunbar zuletzt fehlte. Sollte Carroll es schaffen, dass sich die Defense halbwegs stabilisiert, ist Seattle mit dieser Offense ein Super-Bowl-Kandidat.

2. Green Bay Packers (4-0)

Platzierung vor Saisonstart: 15.

Was Teams angeht, sind die Packers nach dem ersten Saisonviertel die größte Positiv-Überraschung in der NFL. Und das ist ganz konkret mit zwei Namen zu verbinden: Aaron Rodgers spielt so gut wie seit mindestens vier Jahren nicht mehr - und Matt LaFleur hat die Offense keineswegs in eine Run-First-Maschine umgebaut, sondern hält ganz im Gegenteil den Fuß auf dem Passing-Gaspedal. Und mehr noch, LaFleur gefällt bislang mit exzellenten Play-Designs, die in Kombination mit Rodgers und einer sehr starken Offensive Line trotz der Receiver-Ausfälle einen eindrucksvollen offensiven Output kreieren. Halten LaFleur und Rodgers dieses Level, dann sind die Packers ein deutlich stärkeres Team als die eigene Vorjahres-Variante - und mit Adams und irgendwann auch Lazard wieder zurück, ist dann auch die individuelle Receiver-Qualität auf den ersten beiden Spots gegeben. Die Defense derweil knüpft insofern an das Vorjahr an, dass eine gewisse Inkonstanz das Bild prägt. Insbesondere der Pass-Rush ist längst noch nicht so dominant wie im Vorjahr, dafür spielt Jaire Alexander eine herausragende Saison

1. Kansas City Chiefs (4-0)

Platzierung vor Saisonstart: 1.

Die Chiefs haben über die ersten vier Wochen vereinzelt einen kleinen Schlendrian erkennen lassen. Die Spiele gegen die Chargers sowie dann zuletzt gegen die ersatzgeschwächten Patriots waren deutlich enger als gedacht - gleichzeitig zeigte KC gegen Houston einen absolut lockeren, nie gefährdeten Auftaktsieg, sowie gegen eine Ravens-Defense, die wie von der Tarantel gestochen attackierte, den vielleicht besten Auftritt einer Offense in dieser Saison. Mit Mahomes, mit Andy Reid, mit dem potenziell besten Waffenarsenal der Liga und einer guten Offensive Line bleibt Kansas City für mich der Topfavorit - umso mehr, da sich die Defense merklich gesteigert hat, L'Jarius Sneed eine kleine Rookie-Überraschung ist und jetzt zusätzlich Bashaud Breeland zurückkehrt.

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