NFL

Third and Long Week 2: Neue Rams-Offense - was ist los mit Carson Wentz?

SPOX blickt zurück auf Woche 2 in der NFL
© imago images/Scott Serio

Die Los Angeles Rams sind eine der positiven Überraschungen der noch jungen Saison - aber was genau macht die neuen Rams aus? Und was ist los mit Eagles-Quarterback Carson Wentz? Außerdem: Mehrere Coaches wackeln bereits nach zwei Spielen und die Steelers machen Spaß. Die Third-and-Long-Kolumne zu Woche 2 in der NFL.

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Rams-Offense unter der Lupe: Eine neue Effizienz-Maschine

Bereits letzte Woche gegen Dallas fiel auf, dass die Rams offensiv anders vorgehen. Deutlich mehr kurze Pässe für Jared Goff, verschiedene Screen-Designs in das Play-Action-Passspiel eingebunden, der Fokus lag mehr auf Yards nach dem Catch, mehr auf einfachen Reads und man nahm längere Drives bewusst in Kauf, statt wie in den frühen McVay-Jahren mehr über lange Pässe insbesondere via Play Action zu kommen.

Das könnte man durchaus als eine Lektion aus der vergangenen Saison, und in Teilen sogar aus der Super-Bowl-Saison auffassen. Als die Rams im Super Bowl vor zwei Jahren gegen New England unterlagen, hatten bereits mehrere Defenses - Detroit und Chicago unter anderem - den Rams mit mehr Cover-4 und generell mehr Zone Coverage gerade bei First und Second Down das Leben auffällig schwer gemacht. Die Patriots nutzten das im Super Bowl merklich und erstickten die wohl explosivste Offense der Regular Season komplett.

Letztes Jahr war dann ein Übergang, mit einer über weite Strecken desolaten Offensive Line, der Umstellung während der Saison auf mehr 2-Tight-End-Sets und einer Art Selbstfindungsprozess in Los Angeles.

Die ersten beiden Spiele legen nahe, dass McVay das Update zur Version 2.0 seiner Offense auf eindrucksvolle Art und Weise gelungen ist.

Rams: Offene Pässe, einfache Yards - und Big Plays

Die Rams-Offense hat sich über die letzten eineinhalb Jahre zweifellos verändert, teilweise auch grundlegend. Aber eine zentrale Säule ist geblieben: Alles baut aufeinander auf.

Ein gutes Beispiel ist dieser Play Action Pass bei First Down:

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© NFL Gamepass

Die Rams täuschen einen Outside Run an, was zumindest die Defensive Line in die, aus Sicht der Offense, rechte Seite in Bewegung bringt. Goff behält den Ball allerdings und rollt nach links aus der Pocket, mit zwei Routes auf der Seite, die ihm scheinbar zwei unterschiedliche Optionen mit verschiedener Tiefe bieten sollen.

Für die Eagles scheint der Fall jetzt klar, denn genau wie das Outside Zone Run Game gehören auch die Rollouts zum Einmaleins in der Vorbereitung auf die Rams-Offense. Die Underneath-Verteidiger sprinten also zur Seite - und dann erst löst sich Cooper Kupp aus der Mitte der Formation, der bis dahin einen Block angetäuscht hatte, und lässt sich in eine kurze Underneath-Zone fallen. Goff muss den Ball nur lange genug halten und als er zu Kupp wirft, ist kein Verteidiger auch nur sechs Yards im Umkreis des Receivers.

Und auch das hat Methode. Goff warf gegen die Eagles laut Next Gen Stats 3,7 Prozent seiner Pässe in enge Fenster - mit weitem Abstand der ligaweit niedrigste Wert. Kein anderer Quarterback in Woche 2 hatte diesen Luxus bei weniger als sieben Prozent seiner Pässe.

Auch den ersten Touchdown für Los Angeles könnte man in diese Kategorie packen:

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© NFL Gamepass

Wieder ist es Play Action, was die Defense zunächst im Verbund ins Zentrum zieht. Auch hier gilt: Alles baut aufeinander auf, McVay nutzt das Run Game innerhalb der gegnerischen 10-Yard-Line nur allzu gerne.

Dieses Mal aber ist es ein Fake, und nachdem die Verteidiger zunächst gezögert oder gar einen Schritt in die falsche Richtung gemacht haben, greift das Route-Konzept.

Aus der Bunch-Formation rechts neben der Offensive Line blockt ein Tight End nach innen, Receiver Robert Woods läuft eine vertikale Route und zieht so einen Verteidiger mit sich - außerdem versperrt er dem Linebacker, nachdem der seine Augen aus dem Backfield genommen hat, für einen kurzen Moment den Weg zur Seite. Das reicht, um Tyler Higbee einen komplett offenen Touchdown zu ermöglichen.

Goff begann die Partie mit drei Touchdown-Drives und Completions bei allen zwölf Pässen, und dabei waren nur wenige wirklich schwierige Bälle für den Quarterback dabei. Der zweite Touchdown war ein End-Around-Run von Woods, ein Mittel, das die Rams beim nächsten Drive mit Cooper Kupp direkt wieder nutzten.

NFC West: Rams ein Kandidat für den Division-Sieg?

Der vorentscheidende Touchdown zu Beginn des vierten Viertels war dann ein Play, das man regelmäßig insbesondere bei Coaches aus der Shanahan-Schule entdecken kann: Das Leak-Konzept, in dem Fall konkret "Y Leak", da der Tight End im Mittelpunkt steht.

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© NFL Gamepass

Abermals gilt: alles baut aufeinander auf. Die Rams nutzen hier neben dem angetäuschten Run einerseits die Motion des Wide Receivers (Woods) hinter der Offensive Line, die sie bereits mehrfach in diesem Spiel hatten anbringen können und ziehen zudem mit den beiden Receiver-Routes von links nach rechts in Kombination mit Goffs Rollout nach rechts die gesamte Aufmerksamkeit der Defense auf diese Seite.

Die Idee beim "Leak"-Konzept besteht darin, dass kollektive Blocks in eine Richtung angetäuscht werden, aus dieser vermeintlichen Masse an blockenden Linemen, Tight Ends und Receivern sich dann aber ein Spieler aus dem Flow löst und plötzlich vertikal attackiert, in den Raum, den die Defense aufgrund der anderen Routes bereits abgehakt hat. Eine idee, die ideal zu Zone-Blocking-Teams passt, bei denen sich die Line häufig wie choreografiert gemeinsam bewegt.

Genau diese Rolle kommt hier Higbee zu. Sein Gegenspieler hat einen Schritt nach vorne gemacht und ist mit den Augen bei Goff, als er merkt, dass der Tight End vertikal geht, ist er bereits mehrere Schritte hinter ihm. Diesen Abstand würde er bis zur Endzone nicht mehr verkürzen. Die Rams kombinieren hier also ihre Run-Blocking-Tendenzen mit dem, was sie mit den End Arounds zuvor gezeigt haben, und kreieren eine sehr vorteilhafte Eins-gegen-Eins-Situation Downfield.

Und so kommen die Rams einerseits zu glänzend designten langen Pässen, gleichzeitig aber hat Goff nach zwei Spielen 7,6 Yards nach dem Catch pro Completion - kein Quarterback mit mindestens 40 Pässen hat mehr.

Jared Goff ist weit davon entfernt, ein Elite-Quarterback zu sein. Die Rams haben eine durchschnittliche Offensive Line und McVay neigt noch immer vereinzelt zu sehr konservativen Entscheidungen während eines Spiels.

Aber die ersten beiden Partien geben auch einen klaren Fingerzeig darauf, wie eindrucksvoll effizient McVay seine Offense weiterentwickelt hat. Während mehr und mehr Defenses vermehrt auf zwei tiefe Safeties setzen, scheint L.A. darauf mit der Art Offense zu reagieren, die man seit der Super-Bowl-Saison nicht mehr umsetzen konnte - die aber Goff und die Line schützt, Matchups kreiert und Big Plays über das Scheme auf den Rasen bekommt.

Die Seahawks haben mit Abstand den besten Quarterback in der NFC West, die Rams aber könnten gerade angesichts der Ausfälle in San Francisco durch den potenziell ausgeglichensten Kader innerhalb der Division im Rennen bleiben und müssen nach Woche 2 zu den ernsthaften Playoff-Kandidaten gezählt werden.