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NFL - Jacksonville Jaguars: Tanking for Trevor? Nicht mit Gardner Minshews Schnäuzer

Gardner Minshew hat die Chance, sich zum Franchise-Quarterback der Jacksonville Jaguars zu entwickeln.
© imago images / Frakes Heald

Die Jacksonville Jaguars starteten durchaus ansprechend in die neue Saison. Ein Grund dafür ist Quarterback Gardner Minshew, der die Erwartungen übertrifft. Nun kommt es zum direkten Bartträger-Duell mit Ryan Fitzpatrick und den Miami Dolphins (Freitag, ab 2.20 Uhr live auf DAZN), die nach zwei Spielen noch sieglos sind.

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Eigentlich war die Sache klar: Die Jacksonville Jaguars gingen als klarer Favorit auf den ersten Pick im kommenden Draft in die Saison. Zu großflächig hatten sie ihren Kader zerlegt und nahezu alle Leistungsträger abgegeben. Allen voran gingen in der Offseason die Edge-Rusher Yannick Ngakoue und Calais Campbell, Running Back Leonard Fournette und Quarterback-Missverständnis Nick Foles. Im Laufe der Vorsaison schaffte bereits Cornerback Jalen Ramsey den Absprung.

Vom einstigen AFC-Championship-Teilnehmer der Saison 2017 ist lediglich noch Linebacker Myles Jack übrig, der aufgrund seiner Position und seines Gehalts schwer vermittelbar ist. Doch anstatt sich erwartungsgemäß zweimal abschlachten zu lassen, ergab sich in den ersten beiden Saisonspielen ein ganz anderes Bild!

Angeführt von QB Gardner Minshew, der im Vorjahr Foles nach dessen Verletzung und dann schwachen Leistungen verdrängt hatte, drehten die Jaguars auf. Gerade offensiv ließen sie aufhorchen beim 27:20-Erfolg über die Colts und auch bei der knappen 30:33-Niederlage in Tennessee.

Unterm Strich belegen sie laut Football Outsiders nach zugegebenermaßen erst zwei Wochen den sechsten Platz nach DVOA. Heißt: Sie stellen also die sechsteffizienteste Offense der NFL. Defensiv liegen sie hier auf Rang 27, was aber auch nicht weiter verwunderlich ist nach dem enormen Aderlass. Allerdings finden sich mit Cornerback C.J. Henderson und Edge-Rusher K'Lavon Chaisson auch hier ein paar helle Lichtblicke.

Jacksonville Jaguars: Offense als treibende Kraft

Doch die treibende Kraft ist die Offensive um Minshew, der sich letztlich wohl als zu gut herausstellt, um die Saison absichtlich zu versenken. Beeindruckend ist dabei vor allem seine Ausstrahlung. Natürlich kommt er kurios daher mit seinem magischen Schnäuzer und dem Stirnband. Doch er bringt auch diese Leichtigkeit mit, die man einem nicht beibringen kann. Er wirkt stets selbstsicher und lässt sich auch von Fehlern nicht beirren.

Darüber hinaus hatte er bereits im Vorjahr eine gute Chemie mit Wide Receiver DJ Chark entwickelt. In diesem Jahr scheint er aber auch gut mit Rookie Laviska Shenault klarzukommen. Beide fand er schon für wichtige Completions und jeweils einem Touchdown in den ersten zwei Wochen.

Minshew ist bei weitem noch kein Star-Quarterback, doch kratzt er immerhin an den Top 10 nach zwei Spielen. Sein QBR beträgt aktuell 77,4, Rang 13 in der Liga. Damit liegt er aktuell sogar klar vor Big Names wie Drew Brees (69,3), Cam Newton (71,7) oder Tom Brady (43,7).

Es waren natürlich nur zwei Spiele, aber Minshew zeigt erneut, dass er sich nicht beirren lässt und munter weiter in die Vollen geht. Das ganze Tanking-Gerede jedenfalls scheint ihn nicht zu interessieren. Und damit nimmt er auch seine Teamkollegen mit.

Wie wir aus dem Vorjahr am Beispiel der Miami Dolphins gesehen haben, kann so etwas schnell eine gewisse Eigendynamik entwickeln. Und die Parallelen sind durchaus da: Wie die Jaguars nun rüsteten die Dolphins ihren Kader konsequent ab und setzten ebenfalls auf einen Quarterback in Ryan Fitzpatrick, der einen gewissen Kultstatus innehat.

Jacksonville Jaguars vs. Miami Dolphins: Duell der epischen Bärte

Freilich ist "Fitzmagic" deutlich älter und hat auch schon einige Schlachten mehr geschlagen als Minshew, doch vom Typ her sind sie sich nicht allzu fern. Beide werden in der Öffentlichkeit und aufgrund ihres Äußeren nicht unbedingt vollends ernstgenommen. Doch beide lassen sich auf dem Platz nicht aus dem Konzept bringen und reißen ihre Mitspieler mit.

Und beide sind Bart-Enthusiasten, was auch direkt zu einer medialen Auseinandersetzung der beiden geführt hat.

"Die Schnurrbärte gegen den Bart. Ich denke, der Bart ist ein coolerer Look", eröffnete Fitzpatrick das Wortgefecht. "Ich denke, dass Leute, die sich Schnurrbärte wachsen lassen, oft auch einfach kahle Stellen haben, sodass sie am Ende lieber beim Schnurrbart bleiben."

Minshew erklärte daraufhin, dass er es nicht nötig habe, seinen Schnurrbart zu verteidigen und deutete an, durchaus auch schon mal einen Vollbart getragen zu haben. Aber: "Ich lasse den Schnurrbart für sich selbst sprechen. Aber ich denke, ich habe gezeigt, dass ich einen Bart ohne kahle Stellen wachsen lassen kann."

Minshew legte nach: "Aber wissen Sie, ich respektiere die Älteren, besonders, wenn sie sehr, sehr viel älter sind. Seid respektvoll!" Minshew wurde im Mai 24 Jahre alt, Fitzpatrick wird im November 38. Minshews Teamkollege, Edge-Rusher Josh Allen, zieht derweil mit Minshew mit und lässt sich ebenfalls einen Schnäuzer stehen. Er räumte allerdings dennoch zu Fitzpatrick ein: "Der Typ hat durchaus einen wirklich guten Bart", aber: "Man kann keinen Schnäuzer überbieten. Wissen Sie, was ich meine? Gardner hat keinen kleinen Schnäuzer. Er rockt ihn richtig."

Jacksonville Jaguars: Minshew gegen angeschlagene Dolphins-Defense

Und "rocken" will Minshew am Donnerstagabend am liebsten auch die Dolphins, die bislang zweimal als Verlierer vom Platz gegangen waren und obendrein defensiv auch noch angeschlagen sind.

Miami startete mit einer eher schwachen Vorstellung (11:28) bei den Patriots, anschließend folgte eine knappe Pleite (28:31) gegen die Bills. Auffällig war, dass vor allem die Defense jeweils überfordert wirkte. Viele neue Parts passen offenbar noch nicht so zusammen wie gewünscht. Entsprechend griffen die Änderungen noch nicht. Zudem fällt mit Cornerback Byron Jones auch noch der teuerste Neuzugang wohl erstmal aus.

Offensiv wiederum begann Fitzpatrick schwach mit drei Interceptions gegen New England, anschließend aber spielte er gegen die ähnlich taffe Defense der Bills deutlich besser und brachte sein Team sogar zu Beginn des vierten Viertels in Führung, ehe defensiv der nächste Einbruch kam.

Vergleicht man nun beide Teams, darf durchaus behauptet werden, dass die Jaguars vielleicht sogar über die bessere Offensive verfügen, zumal sie neben Chark eben auch Shenault, Keelan Cole und Tight End Tyler Eifert als relativ sichere Anspielstationen aufweisen. Bei den Dolphins hingegen wird es hinter DeVante Parker schon ein wenig dünn. Und überhaupt stellt sich bei den Dolphins hauptsächlich die Frage, wann denn endlich Tua Tagovailoa übernehmen darf.

Fitzpatrick ist am Ende der Platzhalter und wenn das Team noch ein paar weitere Pleiten zu Beginn verkraften müsste, hätte das Warten wohl bald ein Ende. Dass Tua an sich bereit und das Team von ihm überzeugt ist, dürfte schon die Tatsache zeigen, dass hinter ihm kein weiterer QB mehr im Kader steht. Es ist also nur eine Frage der Zeit.

Gardner Minshew hat die Chance, sich zum Franchise-Quarterback der Jacksonville Jaguars zu entwickeln.
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Gardner Minshew hat die Chance, sich zum Franchise-Quarterback der Jacksonville Jaguars zu entwickeln.

Jacksonville Jaguars: Rückstand auf Konkurrenz um ersten Draftpick

Die Jaguars wiederum haben bereits ihren ersten Sieg eingefahren und damit schon einen gewissen Rückstand auf den eigentlich erhofften ersten Pick im Draft, gerade bei Betrachtung der Konkurrenz, etwa in New Jersey. Nach den bislang gezeigten Leistungen aber muss man wohl ohnehin hinterfragen, ob es denn unbedingt ein Trevor Lawrence oder eben Justin Fields sein muss. Ist mit Minshew nicht vielleicht schon der Quarterback der Zukunft in Jacksonville gefunden?

Möglicherweise beantwortet er - oder sein Schnäuzer - diese Antwort in den kommenden Wochen und Monaten selbst auf dem Platz. Gelingt es ihm nämlich, seine Kollegen noch zu dem einen oder anderen Sieg, angefangen in der Nacht zum Freitag, zu führen, dann sind zumindest mal die hohen Draftpicks für die nächsten Toptalente außer Reichweite.

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