NBA

Mark Cuban: "Die Vollidioten von der NBA"

Von Haruka Gruber
Finals 2011: Heat-Fans mit einem Mark-Cuban-Pappschild. Rechts: Dirk Nowitzki:
© Getty

Dirk Nowitzkis alarmierender Zustand sorgt für eine heftige Attacke von Dallas-Mavericks-Besitzer Mark Cuban. Er fordert einen Boykott internationaler Turniere, weil die NBA-Teams von den Verbänden ausgenutzt werden würden. Seine Erfolgsaussichten sind aber gering.

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Es sind Worte der Reue, die Dirk Nowitzki dieser Tage wählt. "Rückblickend war es natürlich die falsche Entscheidung, an der EM teilgenommen zu haben", sagt der 33-Jährige bedauernd.

"Es war eine Entscheidung, die ich für mein Land getroffen habe. Aber es hat mir definitiv nicht geholfen, mich für die Saison fit zu machen."

Der persönlich befriedigende, gleichzeitig körperlich und emotional extrem auszehrende Championship Run der Dallas Mavericks im Vorjahr hatte Nowitzki ohnehin an den Rand der Erschöpfung gebracht. Die EM 2011 in Litauen mit der deutschen Nationalmannschaft verkam im Anschluss offenbar zu einer Tortur.

Erschwerend sei zudem gewesen, dass er durch den NBA-Lockout und der Ungewissheit, ob die Spielzeit abgesagt wird und wann sie beginnt, keine gezielte Vorbereitung planen konnte. Das Ergebnis: Nowitzki liefert mit 17,5 Punkten und 4,8 Rebounds seine statistisch schlechteste Saison seit seinem zweiten NBA-Jahr 1999/2000.

"Der Inbegriff von Dummheit"

Die Mavericks sind entsprechend alarmiert und wiesen Nowitzki an, eine Pause einzulegen, um sein lädiertes rechtes Knie zu schonen und durch Workouts die konditionellen Defizite aufzuarbeiten. Ursprünglich waren vier Spiele veranschlagt, doch Nowitzki hat offenbar derart Probleme, dass er Dallas noch länger fehlen könnte, wie Besitzer Mark Cuban vor dem Sieg gegen Phoenix bekanntgab.

Ein Umstand, der Cuban erzürnt und die Wut auf die Verbände lenken lässt, die von den internationalen Großturnieren profitieren. Seine grundsätzlich ablehnende Haltung gegenüber der Teilnahme seiner Spieler an Olympischen Spielen, an der WM oder an der EM ist hinlänglich bekannt. Die alarmierende Situation um Nowitzki bringt ihn dazu, eine selbst für Cuban ungewohnt drastische Wortwahl zu bemühen.

"Es ist der Inbegriff der Dummheit, dass wir es erlauben, von anderen Unternehmen so ausgenutzt zu werden, dass diese zweistellige, wenn nicht dreistellige Millionen an Dollar verdienen können", sagt Cuban, der mit dem Begriff "Unternehmen" (corporation) das Internationale Olympische Komitee umschrieb, um damit dessen kommerzielles Interesse zu unterstreichen.

Cuban: "In der Zentrale des IOC sitzen einige Typen, die sich denken: 'Diese Vollidioten von der NBA, wir schnappen uns ihre besten Spieler für umsonst.'"

Beaubois nicht mehr der Alte

Er wisse zwar, dass es schwer sei, am bestehenden System etwas zu ändern. Dennoch sei das Nebeneinander von der NBA und von internationalen Events extrem unfair, da die NBA-Teams die Gehälter zahlen und gleichzeitig das gesamte Risiko zu tragen hätten.

Die Mavs waren bereits 2010 die Leidtragenden, als sich Frankreichs Nationalspieler Rodrigue Beaubois in der Vorbereitung auf die WM 2010 den linken Fuß brach. Eine komplizierte Verletzung, deren Auswirkung Beaubois noch immer spürt. Bislang gelingt es dem 23-Jährigen nicht, das Niveau aus der Zeit davor zu erreichen.

Daher werde Cuban den Konflikt suchen und "kämpfen, damit wir irgendetwas erreichen".

Sein Vorschlag: Die Nationalmannschaften sollen bei internationalen Turniere zukünftig aus U-21-Spielern bestehen. "Es macht sicher Spaß, sich Spiele gegen Argentinien oder Spanien anzuschauen", sagte der Mavs-Boss: "Es würde aber genauso viel Spaß bringen, wenn die Spieler 21 Jahre oder jünger wären."

Brenscheidt: Der NBA schon entgegengekommen

Die Erfolgsaussichten sind aber gering. Wolfgang Brenscheidt, Generalsekretär des Deutschen Basketball-Bundes, betont gegenüber SPOX, dass die Verbände den NBA-Teams bereits entgegengekommen sind: "Die Terminierung der internationalen Wettbewerbe und die Vorbereitungszeit ist bereits zwischen der NBA und der FIBA überarbeitet und zu Gunsten eines verkürzten Vorbereitungsfensters geändert worden, um bestmögliche Bedingungen zu schaffen."

Besonders Nowitzki sei ein Beleg dafür, dass die Nationalmannschaften verantwortlich handeln würden. "Es ist enorm wichtig, dass professionell mit dem Gesundheitszustand der Spieler umgegangen wird und die Spieler angemessene Regenerationsfenster haben", sagt Brenscheidt.

"Dies haben wir in den vergangenen Jahren immer so mit Dirk gehandhabt und dies gilt im Übrigen auch für alle anderen Nationalspieler. Gerade vor dem gesundheitlichen Hintergrund ist es wichtig, im Einzelfall auch mal auf einen Spieler zu verzichten, wie wir es in Abstimmung mit Dirk 2009 und 2010 gemacht haben."

Stern geht nicht auf Cuban ein

Trotzdem beharrt Cuban darauf, zukünftig keine Spieler mehr abstellen zu müssen. Im Rahmen der Lockout-Verhandlungen um einen neuen Manteltarifvertrag war es bereits sein Anliegen, dieses Thema auf die Agenda zu setzen. Dem wurde nicht entsprochen.

Cuban kündigte jedoch an, weiterhin NBA-Commissioner David Stern mit diesem Thema zu konfrontieren.

Nur: "Das Büro des Commissioners ist in dem Punkt nicht diskussionswillig. Sie hören sich das an, aber sie wollen es nicht zur Wahl stellen. Ich hoffe, dass ich irgendwann den Commissioner dazu bewegen kann."

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