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NBA-Kolumne Above the Break: Ja Morant und der Sprung zum Superstar - und darüber hinaus?

Nur Russell Westbrook (l.) erzielte als Guard mal mehr Punkte in der Zone als Ja Morant.
© getty

Ja Morant hat in seiner dritten Saison offenbar endgültig den Durchbruch geschafft und sich unter den besten Spielern der NBA festgespielt. Vor allem in einer Hinsicht tritt der Grizzlies-Guard dabei komplett anders auf als viele andere junge Superstars.

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Es ist schon unterhaltsam, wie schnell sich die Debatte um Spieler teilweise drehen kann. Ja Morant etwa war zu Saisonbeginn so etwas wie die Offenbarung der Liga, ein Star in der Mache und der frühe MIP-Favorit. Dann verpasste er zwölf Spiele, die Grizzlies gewannen zehn davon - und auf einmal richtete sich der Fokus auf das, was der 22-Jährige noch nicht gut macht.

"Ist Memphis ohne Morant etwa besser?" Natürlich nicht. Die Siegesserie war nicht zuletzt unhaltbar miesen gegnerischen Wurfquoten und diversen Corona-Ausfällen geschuldet, was die Leistungen der Grizzlies nicht schmälern soll. Defensiv waren und sind sie ohne ihn tatsächlich stärker, Memphis erlaubt in dieser Spielzeit 9,2 Punkte mehr, wenn Morant mit auf dem Court steht.

An diesem Ende des Courts hat Morant Stand jetzt große Defizite. Die Hoffnung ist jedoch, dass er diese beheben kann - Memphis war noch in der vergangenen Saison das siebtbeste Defensiv-Team der Liga, auch wenn die Grizz auch damals besser waren, wenn er nicht auf dem Court stand (in seinem Rookie-Jahr war das interessanterweise anders).

Morant sollte es zumindest schaffen, defensiv Mittelmaß zu erreichen - er hat im Gegensatz zu beispielsweise Trae Young allemal die körperlichen Voraussetzungen dafür. Erreicht er diesen Punkt, muss man seinem Teamkollegen Desmond Bane womöglich bald tatsächlich zustimmen.

Ist Ja Morant der beste Point Guard der Liga?

"Die Leute debattieren darüber, ob er ein All-Star sein sollte oder nicht", sagte dieser vor wenigen Tagen, "aber ich denke, wir sollten darüber debattieren, ob er der beste Point Guard der Liga ist." Kurze Debatte: Nein, ist er nicht. Noch nicht. Es erscheint aber nicht mehr unmöglich, dass er früher oder später tatsächlich diesen Status erreichen könnte.

Offensiv hat Morant einen riesigen Sprung gemacht und lässt in seiner aktuellen Verfassung nicht mehr viele Wünsche offen. Er kombiniert die niedrigste Turnover-Rate seiner Karriere mit der (deutlich) besten Scoring-Effizienz und der mit Abstand höchsten Usage-Rate - fast nie kann ein Spieler all diese Faktoren miteinander vereinbaren.

Morant kam 2019 als lächerlich explosiver Athlet mit etlichen Fakes und toller Übersicht in die Liga - doch aktuell ruft er erstmals in seiner Karriere ein komplettes Offensiv-Paket ab, er ist nicht mehr nur in unmittelbarer Korbnähe dauerhaft gefährlich. Der Wurf ist "angekommen" und öffnet der Highlight-Maschine alle Türen und Tore.

Ja Morant: Dramatische Verbesserung als Shooter

Zu Beginn seiner Karriere galt es als beste Strategie gegen Morant, unter den Screen zu gehen, ihm also Platz zu lassen, da sein Wurf nur bedingt respektiert wurde. Er konnte das manchmal, aber nicht immer bestrafen; nach 33,5 Prozent als Rookie sank seine Dreierquote vergangene Saison auf 30,3 Prozent, trotz einiger Ausreißer nach oben.

Morant konnte zwar Eckendreier versenken, die vom Team für ihn herausgespielt wurden, beim Pullup-Jumper jedoch fühlte er sich nicht so sicher; vergangene Saison noch nahm er lediglich 52 davon und versenkte 13 (15 Prozent). Von den Dreiern oberhalb des Knicks traf er generell bloß rund 31 Prozent.

Hier lässt sich aktuell der größte Unterschied feststellen. Morant trifft derzeit 38 Prozent seiner Pullup-Dreier und knapp 40 Prozent allgemein; gezögert wird nicht mehr. Ist der Wurf da, nimmt er ihn.

Ja Morant hat neues Vertrauen in seinen Pullup-Jumper entwickelt.
© nba.com/stats
Ja Morant hat neues Vertrauen in seinen Pullup-Jumper entwickelt.

Die Stichprobe ist zwar noch immer gering, halten sich diese Quoten jedoch ansatzweise stabil, sind sie ein Game-Changer. Denn sie helfen ihm bei der Art von Abschluss, die er eigentlich bevorzugt. Je weniger gegnerische Verteidiger absinken können, desto mehr Möglichkeiten bieten sich Morant, sie wie bestellt und nicht abgeholt stehen zu lassen. Nicht, dass ihm das vorher sonderlich schwer gefallen wäre.

Ja Morant: Wie der junge Derrick Rose?

Morant ist schon jetzt der beste Attacking Point Guard der Liga. Bei aller Verbesserung des Jumpers erfolgen noch immer fast 80 Prozent seiner Abschlüsse am Ring oder aus der Floater-Range, und auch aus diesen Bereichen trifft er derzeit auf Career-High-Niveau. Er übt mehr Druck auf den Ring aus, als es ein Guard seiner Statur tun können sollte.

Kein Abschluss ist zu kompliziert, kein Berg zu hoch, um nicht zumindest einen Versuch zu starten. "Ich habe vor niemandem Angst. Es ist mir egal, ob du 2,35 m groß bist oder was auch immer. Ich attackiere dich direkt", sagte Morant kürzlich, und man kauft es ihm ab. Beziehungsweise: Man sieht es in jedem Spiel wieder.

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