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NBA Finals - Phoenix Suns kassieren dritte Pleite in Folge: Das Problem mit den Booker-Explosionen

Bei den Phoenix Suns musste Devin Booker zuletzt zu viel individuelle Last schultern.
© getty

Die Phoenix Suns haben auch das dritte Spiel in Folge in den NBA Finals verloren und stehen in Spiel 6 nun mit dem Rücken zur Wand. Devin Booker zeigte dabei individuell erneut eine überragende Leistung - und trotzdem spielte seine Explosion den Milwaukee Bucks ein Stück weit in die Karten.

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Viele Faktoren haben die Bucks bis an diesen Punkt gebracht, an dem sie nur noch einen Sieg von ihrer ersten Meisterschaft seit 50 Jahren entfernt sind. Ganz vorne muss jedoch die Defense genannt werden: Milwaukee weist mit 107,4 gegnerischen Punkten pro 100 Ballbesitzen das beste Defensiv-Rating der Playoffs auf, die Bucks haben nun schon einige hochkarätige Teams und Spieler entschlüsselt.

Nun hat Phoenix bei der Niederlage in Spiel 5 gerade 119 Punkte aufgelegt, bei einem Offensiv-Rating von 129. Der beste Scorer des Teams namens Devin Booker hat in zwei Spielen nacheinander 40 Punkte erreicht. In den letzten beiden Partien haben die Suns jeweils über 50 Prozent ihrer Würfe getroffen.

Dass die Bucks Phoenix entschlüsselt haben, lässt sich also nicht behaupten. Oder ... vielleicht doch? Vielleicht muss man es umformulieren: Phoenix bekommt noch immer eine gute Offense zustande, allerdings auf eine Art und Weise, mit der die Bucks gut leben können. Selbst der individuell so starke Booker spielt dem Gegner bisweilen in die Karten.

NBA Finals: Die Wurfverteilung der Suns passt nicht

Vor der Serie war bereits klar, dass das Wurfprofil beider Teams sich arg voneinander unterscheiden würde. Milwaukee ist das längere und athletisch dominante Team, sollte also mehr Abschlüsse am Korb verzeichnen. Phoenix richtet seinen Schaden von weiter draußen an; kein Team verzeichnete in der Regular Season prozentual weniger Wurfversuche am Ring.

Dass die Suns während der Saison und auch in den Playoffs dennoch so stark waren, lag nicht zuletzt an der guten Ball- und Spielerbewegung und der Verteilung ihrer Würfe: Nur zwei Teams nahmen mehr Eckendreier, nur fünf Teams nahmen in der Regular Season mehr Abschlüsse aus der Mitteldistanz. In Sachen Effizienz waren sie in beiden Disziplinen das beste Team der NBA.

Die Effizienz ist überwiegend auch in den Finals kein Problem. Mit der Wurfverteilung und dem durchschnittlichen Schwierigkeitsgrad fast aller Abschlüsse kann Head Coach Monty Williams dennoch nur bedingt zufrieden sein. Phoenix erzielt zwar genug Punkte, aber sehr viele davon kommen durch schwierige Abschlüsse in Einzelaktionen zustande. Booker glänzt darin, aber den besten Basketball seines Teams gibt es so nicht zwingend zu sehen.

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Suns: Devin Booker wird zum Scorer gemacht

"Wir müssen den Ball bewegen", sagte Williams nach Spiel 5. "Es gab einige Szenen, in denen der Ball ein wenig festgeklebt ist, und dann müssen sie nicht arbeiten. Wir können in Isolationen scoren, aber wenn man diese Defense arbeiten lassen will, dann müssen wir uns und den Ball bewegen."

Die Bucks haben es in dieser Serie schon mit etlichen Coverages versucht, zuletzt setzten sie überwiegend auf Switches und viel Druck auf den Ballhandler. Dadurch entstehen zwangsläufig Mismatches, die Booker (und idealerweise auch Paul) bestrafen kann, die Suns kommen dadurch jedoch zunehmend von ihrem variablen Pick'n'Roll-Spiel weg.

Gerade Booker, der durchaus sehr gut passen kann, war zuletzt fast ausschließlich ein Scorer: Seine Potential Assists-Werte laut nba.com/stats sanken mit jedem Spiel (16 in Spiel 1, 12 in Spiel 2, seither insgesamt nur noch 14), gleichzeitig ist die Anzahl der versuchten Team-Dreier seit Spiel 2 rückläufig.

Die Heatmap der Suns in den Finals: Aus der Ecke geht nicht viel.
© nba.com/stats
Die Heatmap der Suns in den Finals: Aus der Ecke geht nicht viel.

NBA Finals: Phoenix nimmt keine Eckendreier mehr

Es ist in der heutigen NBA schwer, ein Spiel zu gewinnen, in dem man nur 19 Dreier nimmt - selbst wenn man 13 davon trifft wie Phoenix in Spiel 5. Den Eckendreier haben die Bucks Phoenix fast komplett genommen: In Spiel 2 nahmen die Suns noch 17 Versuche, seither gab es den erklärten Lieblingswurf über drei Spiele nur noch achtmal zu sehen.

Das ist ein Problem, da die Suns ohnehin schon über dem erwarteten Niveau treffen. Laut Cleaning the Glass treffen sie in den Finals um 5,3 Prozent besser, als es gemäß der Position ihrer Würfe zu erwarten wäre (MIL: -0,7 Prozent schlechter!). Sie waren schon in der Regular Season um 3,6 Prozent drüber und es spricht für ihr Shotmaking, aber es spricht auch gegen ihre Fähigkeit, sich die besten Abschlüsse permanent herauszuspielen.

NBA Finals: Die Dreier der Suns

SpielEckendreierDreier gesamt
13/511/34
210/1720/40
30/49/31
41/27/23
52/213/19

Mikal Bridges steht gewissermaßen sinnbildlich dafür, dreimal in Folge hat der wichtige Swingman nun nicht mehr als sechs Würfe genommen. Die Suns sind am besten, wenn sie alle aktiv an der Offense teilnehmen, zuletzt haben sie es aber nicht mehr permanent geschafft, das ganze Team zu involvieren.

"Sie verteidigen es einfach sehr gut. Sie haben einige Jungs, die verteidigen können und die dir das Leben schwer machen", sagte Bridges über die Defense der Bucks. "Sie hetzen uns teilweise. Man muss es anerkennen, sie machen das wirklich gut."

Phoenix verliert die Balance

Das ist das eine, auf der anderen Seite bleibt Phoenix nicht konsequent beim eigenen Spiel. In Game 5 starteten die Suns eigentlich überragend und auch variabel, der Ball bewegte sich, es gab Drive-and-Kick, Off-Ball-Movement und eine 16-Punkte-Führung. "Wir haben verteidigt, wir haben einander gefunden, wir haben Suns-Basketball gespielt", sagte Bridges.

Es blieb jedoch nicht dabei. Ab dem zweiten Viertel brachen einerseits defensiv alle Dämme - Milwaukee erzielte 83 (!) Punkte in den Vierteln zwei und drei - und andererseits beschränkten sich die Suns zu sehr auf Matchup-Hunting, bei dem mehrere Mitspieler der zunehmend beeindruckenden Booker-Show einfach zusahen.

"Wir waren über die gesamte Saison ein Ball-Movement-Team, aber Switching bringt dich manchmal dazu", sagte Paul. "Wir nutzen es manchmal aus und manchmal nicht. Wir werden uns das Video dazu nochmal ansehen und schauen, was wir besser machen können."

Chris Paul muss Devin Booker mehr unterstützen

Eine Sache, die sie sogar besser machen müssen: Booker unterstützen - und auch mal ohne Booker den Kopf über Wasser halten. Der 24-Jährige saß gegen Milwaukee nur sechs Minuten auf der Bank, diese verlor Phoenix mit -16. Im zweiten Viertel wurde Phoenix ohne Booker regelrecht überrannt, in der zweiten Halbzeit saß er gar nicht mehr.

Cameron Payne ist in dieser Serie körperlich arg unterlegen, Paul wirkte auch in Spiel 5 wieder drei Viertel lang eingeschränkt. Die Folge ist, dass Phoenix' so gefürchtete multidimensionale Offensive zu häufig eindimensional wirkt. Erst im vierten Viertel marschierten die Suns wieder zurück, als Paul endlich auftaute.

Holiday verteidigte in der zweiten Halbzeit zunehmend Booker, dadurch ergaben sich Möglichkeiten für andere Suns. Vielleicht hat der Point God hier einen Ansatz gefunden, dieser Serie doch noch seinen Stempel aufzudrücken. Letzten Endes kann es nur so funktionieren.

Booker hat zwei sensationelle Spiele hinter sich, aber auch er wird in Spiel 6 versuchen müssen, die Unterstützung einzuholen und Plays für andere zu laufen. Sein Hero-Ball ist eine überragende und wichtige Option, aber diese reicht wohl nicht, um Phoenix gegen diese resilienten Bucks über die Ziellinie zu bringen.

NBA Finals: Die Serie im Überblick - Stand: 2-3

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsResultat/TV
17. Juli3 UhrSunsBucks118:105
29. Juli3 UhrSunsBucks118:108
312. Juli2 UhrBucksSuns120:100
415. Juli3 UhrBucksSuns109:103
518. Juli3 UhrSunsBucks119:123
621. Juli3 UhrBucksSunsDAZN
7*23. Juli3 UhrSunsBucksDAZN

*falls erforderlich