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NBA Finals - Milwaukee Bucks kurz vor dem Titelgewinn: Drei Batmans sind keiner zu viel

Giannis Antetokounmpo (l.) und Khris Middleton feiern den Sieg der Bucks in Spiel 5 der NBA Finals.
© getty

Die Milwaukee Bucks haben eine Hand an der Larry O'Brien Trophy! In Spiel 5 in Phoenix sichert in erster Linie die Big Three den Matchball - indem sie endlich geschlossen wie eine Big Three auftritt. Wie Giannis Antetokounmpo, Khris Middleton und Jrue Holiday die Suns schockten.

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Wer ist Batman, wer ist Robin? Diese Frage sorgte in Wisconsin zuletzt für Aufsehen, besser gesagt die Antwort, welche ESPN-Experte Kendrick Perkins darauf gab. Giannis sei nicht in der Lage, das Team zu tragen, stattdessen sei er nur die Nummer zwei hinter Middleton, behauptete der ehemalige NBA-Center Ende Juni. Eben der Robin zu Middletons Batman.

Dass dieser Vergleich nicht unbedingt zutreffend ist, bewies der Greek Freak spätestens in den Spielen 2, 3 und 4 der Finals. Seine Dominanz trug, mit Hilfe von Middleton, die Bucks von einem 0-2-Rückstand zum Ausgleich und nun steht Milwaukee kurz vor dem ersten Titelgewinn seit 50 Jahren.

Beim 123:119-Sieg in Spiel 5 machten die Gäste die Diskussion kurzerhand redundant, in der möglicherweise vorentscheidenden Finals-Partie schlüpften drei Batmans gleichzeitig in ein Bucks-Trikot. Das Trio Antetokounmpo, Middleton und Holiday war für 115 der 123 Zähler per Assist oder eigenem Scoring verantwortlich, die Big Three trat endlich geschlossen als Big Three auf.

"Wenn wir alle gut spielen, dann gehören wir definitiv zu den besten Teams der Liga", brachte Middleton das Offensichtliche auf den Punkt. Doch wie gelang es dem Trio, den Suns den Heimvorteil in den Finals zu klauen?

Batman 1 - Jrue Holiday: Der Slump ist vorbei

Der Point Guard war zweifelsohne der wichtigste Faktor, warum das Pendel in Richtung der Bucks schwang. Während Giannis und Middleton (mal mehr, mal weniger) in den vergangenen Partien ihre Leistungen abriefen, hatte Holiday zumindest offensiv zu kämpfen. In den vorherigen vier Spielen gegen die Suns flutschten nur 33,3 Prozent seiner Wurfversuche durch die Reuse.

Aus diesem Tief ballerte sich Holiday nun äußerst eindrucksvoll heraus. 27 Zähler standen am Ende auf seinem Konto (12/20 FG und 3/6 Dreier), allein 14 davon erzielte er im zweiten Viertel, als er das furiose Bucks-Comeback anführte. Zusätzlich steuerte er 13 Assists bei und bescherte den Suns mit überragender Defense Kopfzerbrechen.

Suns vs. Bucks: Hier geht's zu den Highlights!Beispielhaft seht sein Steal in der Schlussminute gegen Booker, mit dem er einen Alley-Oop von Antetokounmpo einleitete. Das And-One ließ der Grieche zwar liegen, doch wieder war es Holiday, der mit seinem Einsatz einen Offensiv-Rebound einleitete und somit einen großen Anteil an der vorentscheidenden 4-Punkte-Führung der Bucks hatte.

Holidays Auftritt auf dieses "großartige Play" zu beschränken, würde dem 31-Jährigen aber nicht gerecht werden. Erneut war er der Schatten von Chris Paul, der nicht zu seinem Spiel fand. Später nahm er sich Devin Booker an, als P.J. Tucker in Foulprobleme geriet.

Auch gegen den erneut bärenstarken 40-Punkte-Scorer machte der Bucks-Guard seine Sache gut. Als dieser 12 der ersten 14 Suns-Punkte in der zweiten Halbzeit erzielte, nahm Holiday ihn auf, setzte ihn an der Mittelinie unter Druck, erzwang den Steal und versenkte auf der Gegenseite einen Transition-Dreier, der so in den vorherigen Partien wohl nicht gefallen wäre. In gewisser Weise war diese Szene die perfekte Zusammenfassung seines beeindruckenden Two-Way-Games.

Jrue Holiday: Defense elitär, die Offense inkonstant

"Was an Jrue so großartig ist, ist, dass er das Spiel auf viele verschiedene Arten beeinflussen kann", schwärmte Middleton. Trotz der Off-Night in Spiel 4 habe er einen großen Einfluss auf den Sieg gehabt, nun kam in Spiel 5 alles zusammen - genau zum richtigen Zeitpunkt.

Nach dem Trade für Eric Bledsoe und einer Menge Draft-Picks in der vergangenen Offseason galt Holiday als Zünglein an der Waage, das den Bucks zu einem echten Championship-Contender machen sollte. Nun konnte er diesen Anforderungen auf beiden Seiten des Courts gerecht werden, nicht mehr nur auf einer.

Es war kein Zufall, dass die Suns einen 16:5-Lauf starteten, als Holiday im ersten Viertel mit Foulproblemen raus musste. Milwaukee hatte es anschließend ihm zu verdanken, dass sie sich zurückkämpfen konnten. Idealerweise zeigt Holiday dieses Gesamtpaket nun auch in Spiel 6 in der Nacht auf Mittwoch (ab 3 Uhr live auf DAZN) - das Thema Konstanz hat bei ihm in den bisherigen Playoffs allerdings gefehlt.

Giannis Antetokounmpo (l.) und Khris Middleton feiern den Sieg der Bucks in Spiel 5 der NBA Finals.
© getty
Giannis Antetokounmpo (l.) und Khris Middleton feiern den Sieg der Bucks in Spiel 5 der NBA Finals.

Batman 2 - Giannis Antetokounmpo: Vielfältige Dominanz

Uhr herunterlaufen lassen, das war keine Option für Giannis. Es wäre nach dem erwähnten Steal von Holiday wohl die sicherere Variante gewesen, als aggressiv einen Alley-Oop zu fordern. Doch der Greek Freak wollte gegen den unter dem Korb gegen Giannis deplatzierten CP3 - der letztlich auch noch foulte - zum Finishing-Move ansetzen. Es stellte sich als die richtige Entscheidung heraus.

Die neuste Version des "Valley-Oop", wie die Social-Media-Abteilung der Bucks als Stichelei gegen die Suns titelte, war das Ausrufezeichen auf eine weitere beeindruckende Leistung des 26-Jährigen. Giannis legt gegen Phoenix nun im Schnitt 32,3 Punkte, 13,0 Rebounds und 5,6 Assists bei 61,2 Prozent aus dem Feld auf - laut StatMuse gelang in den Finals noch keinem Spieler solche Zahlen bei solch einer Effizienz.

24 seiner 32 Punkte erzielte er in Spiel 5 in der Zone, das hatte er aber nicht nur der Dominanz in der Restricted Area zu verdanken, sondern auch einigen butterweichen Fadeaway-Jumpern oder Floatern. Deandre Ayton machte keinen schlechten Job gegen den Freak, die Suns waren bemüht, eine Mauer vor ihm aufzubauen oder ihm verschiedene Looks zu geben.

"Manchmal kamen Traps im Pick'n'Roll, manchmal kamen Double-Teams am Block", analysierte Middleton. "Er weiß ganz genau, wann er welches System schlagen kann, wann sie kommen - dann findet er uns und lässt uns attackieren - oder wann sie auch nicht kommen." Gegen das Tempo, die Kraft oder das Playmaking von Antetokounmpo war Phoenix - wie so viele Teams vor ihnen - am Ende machtlos. Vor allem, wenn auch noch vereinzelte Jumper fallen.

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© nba.com/stats

Batman 3 - Khris Middleton: Der Clutch-König

Die Batman/Robin-Diskussion trat Perkins auch deshalb los, weil Middleton in der Serie gegen die Brooklyn Nets das Kommando in der Crunchtime übernahm. Das tut er weiterhin, Middleton agiert als eine Art Closer der Bucks, und das auf einem überragenden Niveau. So gesehen in Spiel 4 wie auch in Spiel 5.

In Clutch-Situationen, also bei einer Punktedifferenz von 5 Zählern oder weniger 5 Minuten vor Schluss, steht Middleton in diesen Finals bei 14 Zählern in den genannten Partien - der Zweitplatzierte in diesem Ranking (Giannis) kommt auf 4 Punkte. Auf Seiten der Suns haben Paul, Booker und Jae Crowder jeweils 2 Zählerchen in der Crunchtime vorzuweisen.

Nachdem er in Spiel 4 den Gegner sogar mit 10:4 in den letzten 2:15 Minuten der Partie im Alleingang vernaschte, markierte er auch in der Nacht auf Sonntag einen And-One-Jumper und einen eiskalten Dreier wenige Minuten vor dem Ende. So machte er auch einen schwachen Start in die Partie (1/7 FG im ersten Viertel) mit letztlich 29 Punkten vergessen.

Über die gesamte Postseason kommt er auf 4,9 Clutch-Punkte pro Spiel, in dem es nötig ist - der drittbeste Wert hinter Damian Lillard und Kevin Durant (jeweils 5,3). Die beiden waren allerdings nur in drei beziehungsweise vier solcher Clutch-Situationen gefordert, Middleton in bisher acht. Die Bucks stehen bei einer Bilanz von 6-2 in solchen Spielen.

So hatte jeder der Bucks-Big-Three seinen Anteil am dritten Sieg in Serie nach einem 0-2-Rückstand. Dies gelang in den Finals im Übrigen zuletzt den Miami Heat im Jahr 2006, D-Wade und Shaq machten gegen die Mavs in Spiel 6 den Sack zu. "Wir müssen demütig bleiben", betonte Giannis mit dem Matchball vor der Brust, "dann sind wir sehr, sehr gefährlich." Die Suns können ein Lied davon singen.

NBA Finals: Die Serie im Überblick - Stand: 2-3

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsResultat/TV
17. Juli3 UhrSunsBucks118:105
29. Juli3 UhrSunsBucks118:108
312. Juli2 UhrBucksSuns120:100
415. Juli3 UhrBucksSuns109:103
518. Juli3 UhrSunsBucks119:123
621. Juli3 UhrBucksSunsDAZN
7*23. Juli3 UhrSunsBucksDAZN

*falls erforderlich

 

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