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NBA Finals - Erkenntnisse zu Spiel 3 Bucks vs. Suns: Die eine große Schwachstelle von Phoenix

Giannis Antetokounmpo erzielte in Spiel 3 erneut über 40 Punkte.
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Die Milwaukee Bucks sind mit dem ersten Sieg in den Finals angekommen. Gegen die Phoenix Suns macht Giannis Antetokounmpo erneut, was er will, auch weil in Spiel 3 eine eklatante Schwäche der Suns zu Tage tritt.

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Giannis dominiert Phoenix weiter in der Zone

42 Punkte in Spiel 2, nun 41 Punkte in Spiel 3 - Giannis Antetokounmpo ist die dominante Figur dieser Finals, er ist der mit Abstand beste Spieler auf dem Feld. Schon vor der Serie war klar: Das ist auch nötig, wenn Milwaukee tatsächlich eine Chance auf den ersten Titel seit 1971 haben möchte.

Dass der zweifache MVP aber so eindeutig dominiert, das war in dieser Form nicht zu erwarten. Antetokounmpo ist nach Shaquille O'Neal der zweite Spieler, der in aufeinanderfolgenden Finals-Partien mindestens 40 Zähler und 10 Rebounds auflegte. Vieles von dieser Performance erinnerte an den Diesel in seiner Prime.

Alle 14 seiner Field Goals kamen in einem Radius von knapp 1,50 Meter zustande, nur ein Versuch in direkter Korbnähe führte nicht zum Erfolg. Fünfmal ließ er die Korbanlage wackeln, dazu marschierte Antetokounmpo 17-mal an die Freiwurflinie. Suns-Coach Monty Williams ärgerte sich nach dem Spiel zwar über die vielen Pfiffe für den Bucks-Star, doch eine Benachteiligung der Suns war in dieser Partie nicht erkennbar, auch wenn einer der drei Referees Chris Pauls guter Freund Scott Foster war.

Die Bucks taten endlich konsequent das, was sie schon die vorherigen 96 Minuten hätten tun sollen. Maximaler Druck auf den Ring, das Ausnutzen der Größenvorteile. Niemand machte dies besser als Antetokounmpo, der vier Offensiv-Rebounds einsammelte und diese zu 9 Second-Chance-Points ummünzte.

Giannis Antetokounmpo: Vor zwei Wochen stand noch das Saisonaus im Raum

Noch im Vorjahr hatte Jae Crowder, damals im Jersey der Miami Heat, die Produktion von Antetokounmpo eindämmen können, in diesen Finals sieht der Forward kaum Land gegen den Hulk der Bucks. Milwaukee verstand es zudem, Giannis den Ball häufiger aus der Bewegung zu geben, vor allem das Pick'n'Roll auf der Seite war kaum zu verteidigen, weil Antetokounmpo so weniger anfällig für Ballverluste oder Offensiv-Fouls ist.

Phoenix hatte keine Antwort, auch wenn Crowder das etwas anders sah. "Wir haben genug Spieler, die ihn ärgern können", sagte der Forward. "Wir haben es aber nicht im Verbund getan und müssen auch im Eins-gegen-Eins besser spielen. Wir haben die Leute dafür, doch wir haben es nicht umgesetzt."

Blickt man auf die Zahlen und auf den Umstand, dass Antetokounmpo vor der Serie noch mit einer Knieverletzung fraglich war, kommt man zu einem anderen Schluss. Hin und wieder gibt es dabei Momente, in denen sichtbar ist, dass der Grieche noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Die lateralen Bewegungen bereiten Giannis weiter Probleme.

So war im ersten Viertel unter anderem zu sehen, wie Cameron Johnson bei einem Drive einfach am Verteidiger des Jahres aus der Saison 2019/20 vorbeiflog. Auch den Gyrostep, also den Eurostep mit den langen Schritten, wie es nur Antetokounmpo kann, nutzte Giannis bisher nicht im gewohnten Maße.

Womöglich ist das aber gar nicht schlecht. Giannis kassiert bislang weniger Offensiv-Fouls, weil er seltener Verteidigern die Chance gibt, ihren Körper vor ihn zu stellen. Stattdessen ist es Antetokounmpo selbst, der die Fouls zieht - und in Punkte ummünzt. Erst zweimal verbuchte der Grieche mehr Zähler von der Freiwurflinie in einem Playoff-Spiel, in Game 3 traf der 26-Jährige zeitweise acht Freiwürfe am Stück.

Die Suns schienen keine Antwort zu haben, Chris Paul hatte nach der Partie folgenden Lösungsansatz parat, auf welchen Stan Van Gundy stolz sein dürfte: "Wir müssen irgendwie eine Mauer bauen, um das Scoring in der Zone zu limitieren."

Hinter Deandre Ayton die Sinnflut

Ein Problem dieser Mauer ist jedoch, dass diese im Moment nur aus Deandre Ayton besteht. Die Big-Men-Rotation der Suns war vor den Playoffs ein großes Fragezeichen, durch die starken Vorstellungen des früheren Top-Picks war sie über die nun knapp zwei Monate aber kein Problem.

Eine Qualität Aytons ist es, leichte Fouls zu vermeiden. In seinen drei NBA-Jahren wurde der Center erst dreimal disqualifiziert, in diesen Playoffs sammelte er nie mehr als vier Fouls an - bis zu diesem Spiel. Kurz vor der Pause handelte sich Ayton beim ersten großen Bucks-Run (30:6) zwei Fouls ein, sein viertes Vergehen passierte bereits 90 Sekunden nach der Halbzeitpause.

Und so offenbarte sich die größte Schwäche dieses Teams, welches sonst kaum welche hat. Die Tiefe auf der Center-Position ist bescheiden, auch weil sich Dario Saric zum Auftakt der Finals das Kreuzband riss. Der Kroate hätte aber dennoch nicht das Größenproblem gelöst.

Mit einer Zonenverteidigung und verbessertem Shooting kämpften sich die Gäste zwar von -15 noch einmal auf -4 heran, doch gegen dieses physische Bucks-Team kann man so über längere Phasen keinen Erfolg haben.

Deandre Ayton spielte aufgrund von Foulproblemen nur 24 Minuten in Game 3.
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Deandre Ayton spielte aufgrund von Foulproblemen nur 24 Minuten in Game 3.

Suns: Monty Williams wartet zu lange

Crowder war einige Zeit der nominelle Center, weil auch die Bucks Brook Lopez zunächst einmal aus der Partie nahmen. Es fehlte bei Phoenix jedoch jeglicher Ringschutz, Antetokounmpo musste sich nur eine solide Position verschaffen und die Arme heben, um den Ball dann im Korb unterzubringen.

Suns-Coach Williams reagierte, brachte aber beim Stand von -9 nicht etwa Ayton zurück, sondern beendete das dritte Viertel mit Frank Kaminsky, der zwar groß ist, den Ring aber auch nicht beschützt. In diesen knapp zwei Minuten erzielten die Bucks 7 Zähler am Stück.

Es zeigt: Phoenix fehlen die Alternativen, weswegen es unverständlich war, dass Williams kein Risiko mit Ayton einging, der erst nach einigen Minuten im vierten Viertel wieder ran durfte. Warum einen Spieler auf der Bank lassen, wenn der Gegner gerade dabei ist, das Spiel zu entscheiden?

"Wir haben Größe gebraucht in der Zone", erklärte Williams die Kaminsky-Minuten. "Frank kann den Ball auch offensiv bewegen, allerdings hat er das heute zu wenig gezeigt."

Es ist nicht zu beantworten, ob Ayton den Suns noch einmal zu einem Lauf verholfen hätte, in Halbzeit eins hatten die Bucks aber keinerlei Antworten auf das Pick'n'Roll mit Ayton, der so in nur 24 Minuten auf 18 Zähler kam. Sicher ist aber, dass Phoenix das Spiel in den letzten Minuten des dritten Viertels verloren hat.

Bobby Portis belebt die Bank - und bringt Länge

Bei aller Dominanz von Antetokounmpo darf aber auch nicht vergessen werden, dass der Superstar diesmal Unterstützung hatte. Gleich vier Spieler punkteten noch zweistellig, darunter der offensiv dramatisch verbesserte Jrue Holiday (21, 5/10 Dreier) und auch Bobby Portis, der 11 Zähler zum Erfolg beisteuerte.

In Spiel 2 hatte der Big Man nur knapp 5 Minuten gesehen, diesmal waren es immerhin 18, die er voll nutzte und bei den Läufen der Bucks die meiste Zeit auf dem Feld stand. "Ich gebe mein Bestes, um auf dem Feld zu bleiben. Ich bin kein guter Verteidiger, aber ich gebe alles", sagte Portis im Anschluss.

Und das trifft es auch. Im Gegensatz zu den Spielen in Phoenix schafften es die Bucks, Portis aus Mismatches in der Defense herauszuhalten. Weder Paul noch Booker erreichten den Switch. Stattdessen kratzte der Backup und machte zeitweise sogar gute Plays unter dem eigenen Korb.

Gleichzeitig ist Portis der Bucks-Spieler, der absolut kein Gewissen hat. Portis zögert nicht, stattdessen wird geworfen, wenn er auch nur ein wenig Sonne sieht. Das kann fatal sein, doch Milwaukee braucht Punkte der Reservisten und Portis kann sie geben. Sei es per Dreier, per Floater oder nach Putbacks, der 26-Jährige sorgte für Unruhe in der Zone der Gäste.

So spielte auch ein Lopez nur 24 Minuten, obwohl dieser erneut ein durchweg solides Spiel hinlegte. Zeitweise ließ Bucks-Coach Mike Budenholzer auch beide Bigs gleichzeitig ran, was überraschend gut funktionierte, für kommende Spiele aber eher keine Alternative sein sollte, weil die Suns dafür Antworten finden werden.

Dennoch: Es machte sich bezahlt, dass Budenholzer für die meiste Zeit groß spielen ließ. 54:40 endete das Duell in der Zone, 20:2 war die Differenz bei den Second Chance Points. So konnten es sich die Bucks sogar erlauben, minimal schlechter aus dem Feld zu treffen als die Suns (47,8:48,2).

Das Shotchart der Bucks in Spiel 3.
© NBA.com/stats
Das Shotchart der Bucks in Spiel 3.

NBA Finals: Die Serie im Überblick - Stand: 2-1

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsResultat/TV
17. Juli3 UhrSunsBucks118:105
29. Juli3 UhrSunsBucks118:108
312. Juli2 UhrBucksSuns120:100
415. Juli3 UhrBucksSunsDAZN
518. Juli3 UhrSunsBucksDAZN
6*21. Juli3 UhrBucksSunsDAZN
7*23. Juli3 UhrSunsBucksDAZN

*falls erforderlich