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NBA Playoffs - P.J. Tucker, die Hoffnung der Milwaukee Bucks gegen Kevin Durant: Jede Freundschaft hat ihre Grenzen

P.J. Tucker versucht in der Serie gegen die Nets, Kevin Durant das Leben schwer zu machen.
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Im entscheidenden Spiel 7 der East-Semifinals zwischen den Bucks und Nets kommt auf P.J. Tucker wieder einmal eine undankbare Aufgebe zu: Kevin Durant zu verteidigen. Der Veteran geht jedoch in genau dieser Rolle auf - und genießt sie sogar.

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In den Playoffs ruht jede Freundschaft zwischen zwei Spielern, die unterschiedliche Trikots tragen. Erst recht in einem Spiel 7. "Ich liebe diesen Typen bis in den Tod", sagte P.J. Tucker vor kurzem gegenüber ESPN angesprochen auf seinen guten Kumpel Kevin Durant. Nets-Star Kevin Durant wohlgemerkt.

Derjenige, den es für die Bucks in der Nacht auf Sonntag auszuschalten gilt, um die Hoffnung auf die Finals am Leben zu erhalten. Entsprechend schränkte Tucker seine "Liebe" zu KD sofort ein: "Aber für diese 48 Minuten ist er der Typ, der mich daran hindern will, ein Champion zu sein." Soll heißen: In den 48 Minuten auf dem Parkett kennt Tucker keine Gnade. Nicht mal mit guten Freunden.

Bucks: Harte, physische Defense gegen Durant

In den bisherigen sechs Duellen in der Serie agierte Tucker als Nr.1-Option in der Defense gegen Durant. Laut nba.com/stats hat der 36-Jährige den Superstar der Nets in insgesamt knapp 48 Minuten, also 8 Minuten pro Partie und damit mit großem Abstand am längsten, verteidigt. Geschenkt haben sich die beiden Kumpels, die beide, wenn auch nicht zeitgleich, für die Texas Longhorns am College aufliefen, dabei absolut nichts.

In Spiel 3 gerieten Tucker und KD sogar mehr als verbal aneinander. Die Aktion veranlasste Durants Security Guard dazu, wenn auch deutlich übertrieben, in das Geschehen einzugreifen. In Spiel 4 hielt Tucker dann seinen Buddy mit extrem physischer Defense inklusive Schubsen, Halten, Klammern bei nur 9 Punkten und 3/10 aus dem Feld im direkten Matchup.

Nets-Coach Steve Nash sah die Defense Tuckers sogar an der "Grenze zu 'Kein Basketball mehr'", Giannis Antetokounmpo schwärmte dagegen von seinem Teamkollegen: "Er ist eine Bestie!" Dass niemand Durant komplett stoppen kann, musste Milwaukee in dieser Serie schon öfters leidvoll erfahren, beispielsweise in Spiel 5, in dem KD trotz Tucker und dank überragendem Shot-Making eine Performance für die Geschichtsbücher aufs Parkett zauberte.

Nichtsdestotrotz ist Tucker jemand, der KD immerhin für seine Punkte arbeiten lässt. So auch wiederum in Spiel 6 gesehen. Mit dem Rücken zur Wand erzwangen die Bucks das Entscheidungsspiel, einerseits, weil sich Giannis und Khris Middleton deutlich verbessert zeigten, andererseits aber eben auch, weil Tucker wieder einen guten Job gegen Durant machte.

P.J. Tucker gegen Durant: "Er macht KD alles schwieriger"

Er verlangte dem zweimaligen Finals-MVP erneut eine Menge ab, kämpfte sich um Screens, um der Scoring-Maschine nicht von der Pelle zu rücken. So erzwang er mit seinem unbändigen Einsatz auch einige Turnover. Und Durants Stats im Matchup gegen Tucker? 9 Punkte bei 4/12 aus dem Feld. Diese Zahlen sind natürlich mit Vorsicht zu genießen, weil ein NBA-Spiel kein Eins-gegen-Eins-Festival ist. Doch zeigen sie, dass Tucker durchaus in der Lage ist, KD ab und an das Leben etwas schwerer zu machen.

Obwohl er offensiv nur 3 Punkte beisteuerte (1/6 FG), hatte Tucker in Spiel 6 mit +30 in 34 Minuten den besten Plus/Minus-Wert seines Teams. Sein Einfluss auf das Spiel geht eben weit über den Boxscore hinaus. "Er macht KD alles schwieriger", bestätigte auch Giannis nach Spiel 4 der Serie. "Und er ist lautstark, er ist ein Anführer, er treibt uns an, großartig zu sein. Er ist definitiv ein wichtiger Teil dieser Organisation und dieses Teams."

Und Tucker ist ein Puzzleteil der Bucks, das dem Team in den vergangenen Jahren gefehlt hat. Anthony Leon Tucker, wie er eigentlich heißt (P.J. steht für seinen Spitznamen Pops Junior), sieht sich selbst gerne als harten Hund. Er bringt die Toughness mit, die den Bucks in den vergangenen Jahren abging. Nicht umsonst gibt es auf YouTube ein knapp sechs Minuten langes Video mit dem Titel "P.J. Tucker Career Fight/Altercation Compilation".

Neben seiner defensiven Variabilität war das einer der Gründe, warum General Manager Jon Horst den nur 1,96 Meter großen "Big" Man im März per Trade von den Houston Rockets loseiste. "Er ist ansteckend", sagte Pat Connaughton zuletzt über die Intensität, die Physis und den Kampfgeist Tuckers. "Das brauchen wir."

Da nehmen es die Bucks auch gerne in Kauf, dass der Veteran offensiv nur ein Nebendarsteller ist. Von seinen 4,7 Wurfversuchen pro Partie in den East-Semifinals trifft er gerade einmal 32,1 Prozent. Meistens wartet er nur in einer Ecke auf einen Pass und einen potenziellen Eckendreier, von denen - eigentlich der einfachste Dreier - landeten gegen Brooklyn jedoch mickrige 4/17 (23,5 Prozent) im Korb. Entsprechend überrascht es nicht, dass die Nets-Defense ihn oftmals alleine stehenlässt und lieber anderswo aushilft, wo es wirklich brennt.

Tuckers Hauptaufgabe ist aber ohnehin die Defense und in erster Linie die Bewachung von Durant. Ein Job, in dem er aufgeht. "Kevin und ich kämpfen jedes Jahr gegeneinander", sagte der ehemalige Rockets-Guard, der sich bereits zu KDs Warriors-Zeiten harte Duelle mit ihm geliefert hatte. "Ich liebe es, ihn zu verteidigen. Ich genieße es. Er ist der beste Scorer, den ich in meinem Leben jemals gesehen habe."

P.J. Tucker versucht in der Serie gegen die Nets, Kevin Durant das Leben schwer zu machen.
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P.J. Tucker versucht in der Serie gegen die Nets, Kevin Durant das Leben schwer zu machen.

Bucks-Star Tucker schwärmt in höchsten Tönen von Durant

Er ist wohl einer der wenigen Menschen auf diesem Planeten, die die Defense gegen den viermaligen Scoring-Champion tatsächlich als Genuss ansehen. Doch genau das macht ihn so wertvoll für die Bucks. "Es sind die Playoffs, davon träumen wir unser gesamtes Leben: in den Playoffs zu stehen und den besten Spieler zu verteidigen", führte Tucker weiter aus. "Ich gebe nicht nach, ich kämpfe für jeden Zentimeter. Ich lebe meinen Traum."

In Spiel 7 in der Nacht auf Sonntag steht für Tucker das vorerst letzte Duell mit KD in dieser Saison an, bevor es entweder in die Ost-Finals oder in den Urlaub geht. "Das ist mein Bruder. Wir kämpfen jedes Spiel, wir werden auch in Spiel 7 kämpfen", so Tucker. Ob das am Ende wirklich reicht, um Durant und die Nets kalt zu stellen, steht auf einem anderen Stern. Denn es ist immer noch Kevin Durant, um den es geht.

"Er wird scoren, es gibt nichts, was du tun kannst. Du kannst kämpfen, wie du willst, er wird ein paar verrückte Würfe treffen", sagte Tucker lachend und mit einem hilflosen Schulterzucken. "Ich muss ihn abwechslungsreich verteidigen, ich muss ihm verschiedene Looks geben: manchmal über das ganze Feld verteidigen, manchmal mich über die Screens kämpfen, manchmal unter den Screens durch. Und wir dürfen uns nicht dadurch frustrieren lassen, dass er scort, denn das wird passieren."

"Hört mir zu, Kevin Durant ist vielleicht der beste Scorer unserer Generation. Er wird eine Menge Punkte erzielen. Jeder weiß das. Er stellt für jeden eine große Herausforderung dar, ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, der ihn abschalten kann", so Tucker vor dem finalen Duell. "Aber du kannst versuchen, ihn hart für seine Punkte arbeiten zu lassen." P.J. Tucker macht nichts lieber als das.

Nets vs. Bucks: Die Serie im Überblick - Stand: 3-3

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
16. Juni1.30 UhrNetsBucks115:107
28. Juni1.30 UhrNetsBucks125:86
311. Juni1.30 UhrBucksNets86:83
413. Juni21 UhrBucksNets107:96
516. Juni2.30 UhrNetsBucks114:108
618. Juni2.30 UhrBucksNets104:89
720. Juni2.30 UhrNetsBucks
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