NBA

NBA - Los Angeles Lakers vor dem Play-In-Turnier: Wer hat Angst vor dem bösen Wolf?

LeBron James und die Los Angeles Lakers sind ein ungewöhnlicher Titelfavorit.
© getty

Die Los Angeles Lakers sind noch nicht für die Playoffs qualifiziert, trotzdem planen potenzielle Gegner bereits, wie sie ihnen aus dem Weg gehen können. Über einen ungewöhnlichen Meisterschaftsfavoriten. Hier geht's zur Vorschauf das Play-In-Turnier im Westen!

Cookie-Einstellungen

Es ist nicht unbedingt unerhört, dass Teams in den letzten Saisonwochen und -tagen Schritte einleiten, um bestimmte Duelle in den Playoffs zu verhindern oder wenigstens aufzuschieben. Es lohnt sich zwar eher selten und kann sich sogar rächen, aber wie gesagt: Es gab in der Historie schon einige Teams, auch Top-Teams, die durch "Tanking" der letzten Spiele einen Seed geopfert haben.

Dass dabei ein Team vermieden werden soll, das Stand jetzt noch gar nicht für die Playoffs qualifiziert ist, ist dagegen neu - aber es ist passiert: Die Clippers unternahmen insbesondere im Spiel gegen OKC alles, um ja nicht zu gewinnen. Da die Thunder nach Monaten des Abschenkens Erfahrung in diesem Metier hatten, führte das zu kuriosen Szenen: Die Schlussminuten dieser Partie seien jedem ans Herzen gelegt!

L.A. fiel so auf Platz vier zurück und wechselte damit in die "obere" Seite des Brackets im Westen - also die Seite, in der sich der 7-Seed nicht befindet und der somit erst in den Conference Finals zum Gegner werden könnte. Denn dieser 7-Seed ist, zumindest wenn das Play-In den erwarteten Verlauf vernimmt, kein gewöhnlicher 7-Seed. Sondern das Team, auf das noch vor wenigen Monaten fast alle Beobachter gesetzt hätten.

Lakers im Play-In-Turnier: Guter "Scheißdreck"

Es ist mittlerweile kaum noch vorstellbar, aber über die ersten Saisonwochen sah es stark danach aus, als wären die Lakers nach dem Titelgewinn nur noch stärker geworden. Das Team spielte sehr offensichtlich nicht am Limit, setzte beispielsweise Anthony Davis fast gar nicht auf der ungeliebten Center-Position ein und dominierte trotzdem fast nach Belieben. Dann häuften sich die Verletzungen.

Den Ausfall von Davis konnte man zunächst verkraften, als sich kurz nach der All-Star Break aber auch noch LeBron James abmeldete, schlugen die Lakers endgültig die falsche Richtung ein. Die Defense blieb etwas überraschend auf einem sehr hohen Niveau, offensiv fehlte hingegen oft komplett die Linie.

Über die gesamte Spielzeit verzeichneten die Lakers in den LeBron-freien Minuten ein Offensiv-Rating von 107,6 - lediglich vier Teams waren schlechter. Die Lakers sind ein stark besetztes Team, stark genug, um ohne LeBron, Davis und teilweise auch Dennis Schröder auszukommen, sind sie nicht.

Dass sie bis ins Play-In-Turnier abrutschten, war so im starken Westen fast folgerichtig, auch wenn LeBron diese Idee zwischenzeitlich noch als "Scheißdreck" bezeichnete. Vielleicht wird sie ihm nun doch etwas besser schmecken.

Versuchten die Clippers den Lakers aus dem Weg zu gehen?

Es hat zwar bis zum letzten Tag der Saison gedauert, aber tatsächlich sind die Lakers nun pünktlich zu Beginn der Ernstphase vollzählig. Was ihnen fehlt, sind nicht mehr Spieler - es sind Zeit und Spielpraxis. Ein oder zwei Extra-Spiele gegen gute, aber schlagbare Teams müssen da nicht zwingend ein Nachteil sein, bedenkt man, dass beispielsweise LeBron, Davis und der neue Starting Center Andre Drummond bisher nur für 114 gemeinsame Possessions auf dem Court standen.

"Denkst du, dass wir später besser sein werden oder jetzt? Je mehr Chemie und gemeinsame Spiele wir haben, desto besser werden wir", sagte Jared Dudley am Montag in Bezug auf die (von ihm nicht namentlich genannten) Teams, die ihren Spielplan "gemanagt" hatten, um den Lakers zu entgehen. "Wenn ich ein anderes Team wäre, würde ich früh gegen uns spielen wollen."

Es ist eine nachvollziehbare Ansicht. Eine bekannte Floskel ist schließlich, dass man, wenn man der Beste sein will, den "anderen" Besten irgendwann schlagen muss - warum nicht dann, wenn dieser sich noch sortiert? Andererseits: Die Hoffnung der Clippers wird wohl lauten, dass ihnen schon vor den Conference Finals jemand die Mammutaufgabe "Lakers" abnimmt.

Lakers vor "schwerstem Weg der NBA-Historie"?

Dudley selbst hat schon (mit reichlich Pathos) davon gesprochen, dass sein Team den "schwersten Weg der NBA-Historie" zum Titel hat. Das lässt sich natürlich nicht belegen, aber darum geht es auch nicht in erster Linie: Die Lakers motivieren sich, suchen die Narrative, das war auch schon in der vergangenen Saison der Fall.

LeBron werkelt wenige Wochen vor dem Erscheinen von "Space Jam 2" längst am nächsten Drehbuch: Nach seinem Comeback sagte er, er werde "wahrscheinlich nie wieder" bei 100 Prozent sein, am Sonntag schwärmte er von Stephen Curry und bezeichnete diesen als MVP - schließlich wäre der Weg zum Titel noch beeindruckender, wenn nicht nur vier Serien ohne Heimvorteil, sondern vorher auch noch ein Einzelspiel gegen den MVP gewonnen werden würde. Richtig?

Nicht vergessen: LeBron hat seine Titel 2020 und 2016 auch schon als "schwerste Meisterschaften aller Zeiten" bezeichnet. Es ist wohl alles eine Frage der Perspektive.

Objektiv betrachtet gibt es für die Lakers in der Western Conference wohl keine Serie, in der sie bei den Buchmachern nicht favorisiert wären - auch ohne Heimvorteil oder Rhythmus. Wenn Golden State geschlagen wird, ginge es gegen Phoenix: Ein tolles Team, das auf den großen Positionen dünn besetzt ist, die dummerweise das Prunkstück der Lakers sind.

Lakers in den Playoffs: Der Wolf kommt

Wird diese Hürde genommen, folgen entweder die Nuggets ohne ihren zweitbesten Spieler oder Portland mit seinen Defensivproblemen. Beide Teams haben die Lakers in der 2020er Postseason in je fünf Spielen geschlagen. Die beiden nominell gefährlichsten Gegner, Utah und die Clippers, würden sich vor den Conference Finals untereinander bekriegen.

Das alles garantiert natürlich überhaupt nichts und vielleicht finden die Lakers nie ihren Rhyhtmus. Vielleicht hält LeBrons Knöchel der Postseason-Belastung nicht stand, vielleicht werden die Suns unterschätzt. Vielleicht rastet Curry im Play-In aus und bringt mit einer weiteren Explosion alle Spielereien und Prognosen völlig durcheinander.

Es ist eine komische Situation: Alle haben scheinbar Angst vor dem bösen Wolf, obwohl dieser eigentlich verletzlicher denn je sein sollte. LeBron hat in der Vergangenheit schon oft gesagt, dass es egal ist, auf welchem Seed sein Team in die Playoffs startet. Eine bessere Möglichkeit, dies unter Beweis zu stellen, wird es nicht wieder geben.

NBA Play-In-Turnier: Spielplan und Livestream in der Western Conference

DatumUhrzeitHeimAuswärtsÜbertragung
20. Mai1.30 Uhr(9) Memphis Grizzlies(10) San Antonio SpursDAZN
20. Mai4 Uhr(7) Los Angeles Lakers(8) Golden State WarriorsDAZN
22. MaitbaLakers/WarriorsMemphis/San AntonioDAZN
Artikel und Videos zum Thema