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NBA - Spurs-Center Jakob Pöltl im Interview: "Vielen ist es wichtiger, offensiv gut auszusehen"

Jakob Pöltl hat noch Schwächen an der Freiwurflinie.
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Jakob Pöltl hat sich bei den San Antonio Spurs in dieser Spielzeit als Starting Center durchgesetzt und dadurch LaMarcus Aldridge beerbt. SPOX sprach mit dem Österreicher über die komplizierte Saison durch Corona, seine neue Rolle und die Kritik am Play-In-Turnier.

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Außerdem verriet der 25-Jährige, was bei seinen Freiwürfen das Problem ist - und wie er daran arbeitet.

Ich würde gerne mit einer etwas anderen Frage starten. Die Saison ist offensichtlich ziemlich anders als alles, was man bisher so erlebt hat, mit den Tests, dem Spielplan, und so weiter. Macht's Spaß?

Jakob Pöltl: Die Situation beeinflusst schon den Spaßfaktor. Es sind so viele Spiele, es geschieht so viel nebenher. Unterm Strich ist es aber schon immer noch ein sehr cooler Job, also: ja! Es macht noch Spaß.

Was sind abgesehen von der Anzahl der Spiele die größten Unterschiede im Alltag?

Pöltl: Wir haben in einer normalen Saison ja schon kaum Trainingsmöglichkeiten. Das ist jetzt noch weniger - in dieser Saison haben wir nie Mannschaftstraining. Es geht einfach nicht, die Zeit reicht nicht. Die Freizeitgestaltung war dazu Corona-bedingt sowieso lange sehr eingeschränkt, aber um ehrlich zu sein wüsste ich auch nicht, ob ich die Energie hätte, um überhaupt noch etwas zu unternehmen. Ich verbringe die Zeit nur mit Regeneration und der Vorbereitung auf das nächste Spiel.

Gerade die Spurs sind ja legendär für Ihre Freizeit-Aktivitäten und Team-Abende inklusive Wein, Paintball-Ausflüge und so weiter. Lässt sich das irgendwie kompensieren?

Pöltl: Es ist leider schon sehr viel weggefallen. Zu Beginn der Saison hatten wir noch gelegentlich Team-Dinner, aber das gibt es kaum noch, seit die Regeln weiter verschärft wurden. In den letzten Wochen ist es jetzt zumindest wieder eingeschränkt möglich, dass wir abends mal nach einem Spiel noch zusammensitzen, aber es fehlt schon. Es ist keine normale NBA-Saison.

Jakob Pöltl zum NBA-Spielplan: "Es wurde nicht optimal gelöst"

Schon die ganze Spielzeit wird viel darüber diskutiert, ob es zu schnell ging, ob es zu viele Spiele sind. Wie stehen Sie dazu?

Pöltl: Rückblickend ist das schwer. Die NBA ist ein Geschäft, das ist uns allen bewusst. Das Geschäft muss irgendwie weiterlaufen. Es wurde nicht optimal gelöst, aber den Umständen entsprechend wurde es auch nicht schlecht gemacht. Ich weiß nicht, ob dieser Spielplan beispielsweise einen Einfluss auf Verletzungen und so etwas hat. Dann müsste man sich Gedanken machen, ob es ein Fehler war. Allerdings haben wir ja zugestimmt.

All diese Pläne konnten nur mit der Zustimmung durch die Spieler-Union durchgesetzt werden.

Pöltl: Richtig, jeder hat da ein Mitspracherecht. Jeder Spieler hat die Möglichkeit, seine Meinung kundzutun, wir als Spurs sind in der Union auch durch zwei Vertreter repräsentiert. Wenn ich ein Anliegen habe, kann das zur Sprache kommen - auch wenn ich jetzt nicht im Alleingang die Liga ändern werde. Am Ende entscheidet die Mehrheit.

Zu den Neuerungen gehört auch das Play-In-Turnier, was potenziell sogar noch mehr Spiele bedeutet. Finden Sie das grundsätzlich gut? Unter anderem in Dallas setzt es ja Kritik ...

Pöltl: Grundsätzlich ja. Vielleicht sind zwei Play-In-Plätze etwas viel. Dadurch kann die gute Leistung einer ganzen Saison über zwei Spiele verloren werden, aber andererseits: Wenn man sich den Westen in den letzten Jahren anschaut, gab es oft kaum Unterschiede zwischen dem siebten und dem zehnten Platz. Dann ist so ein Format ja eigentlich nur gerecht. Mich stört es nicht.

Jakob Pöltl war von Aldridge-Buyout "nicht überrascht"

Kommen wir zu Ihrer Saison. Sie haben Anfang Februar den Platz als Starting Center eingenommen und den seither nicht mehr abgegeben, Ihre Spielzeit ist auch deutlich angestiegen. Was hat sich für Sie verändert?

Pöltl: Die Belastung ist schon anders. Ich kannte das so nicht, aber ich komme bis jetzt ganz gut damit zurecht. Man ist zwar nicht in jedem Spiel zu 100 Prozent fit, aber man lernt es mit der Zeit und bisher bin ich mit meiner Rolle und meinen Leistungen durchaus zufrieden.

Ihr Vorgänger war LaMarcus Aldridge: Erst war er verletzt, dann gaben die Spurs plötzlich bekannt, dass sie einen Trade für ihn suchen, bevor es zum Buyout kam. Hat Sie der Vorgang überrascht?

Pöltl: Nein, überraschend war es nicht. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es mitten in der Saison passiert, aber es hat sich schon eine Tendenz angebahnt, dadurch, dass unser Team jünger und jünger geworden ist. Aldridge war ein guter Typ, auch neben dem Court. Ich kam gut mit ihm zurecht. Wir waren jetzt nicht die besten Freunde, aber er ist ja auch schon etwas älter, hat Familie und andere Interessen. Aber wie gesagt, wir hatten eine gute Beziehung und ich werde mich an die gemeinsame Zeit immer gern erinnern.

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