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NBA - Carlos Boozer im Interview: "Den größten Kick bekommt LeBron James, wenn er einen schönen Pass spielt"

Von Freddy Harder
Carlos Boozer spielte bereits in Cleveland mit LeBron zusammen und gewann später Olympia-Gold mit dem King.
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Lange spielten Sie aber nicht mit James zusammen. Nach insgesamt zwei Jahren in Cleveland ging es für Sie 2004 zu den Utah Jazz, wo Sie zum zweimaligen All-Star reiften. 2010 folgte der Wechsel zu den Chicago Bulls, wo Sie gemeinsam mit Derrick Rose und Joakim Noah unter Head Coach Tom Thibodeau für Furore sorgten. Mittlerweile coacht Thibodeau die Knicks, die derzeit auf Playoff-Kurs liegen. Was ist sein Geheimnis? Warum sind die Knicks wieder relevant?

Boozer: Defense, Defense, Defense! Bei Coach Thibs geht es nur um Verteidigung. In Chicago hat er uns jeden einzelnen Tag gepredigt, wie wichtig Defense ist. In den ersten 90 Minuten jeder Trainingseinheit ging es nur um Defensiv-Drills. Deswegen hatten wir damals in den vier Jahren, die ich in Chicago war, die beste Defensive der Liga. Das sieht man jetzt bei den Knicks auch, sie machen jeden Wurf des Gegners schwer.

In Person von Rose und Taj Gibson stehen zwei Mitglieder des ehemaligen Bulls-Teams, das gemeinsam mit Ihnen 2011 in den Conference Finals stand (1-4 gegen LeBron und die Heat), nun bei den Knicks unter Vertrag.

Boozer: Das ist kein Zufall, die beiden haben eine wichtige Rolle in unseren Bulls-Teams gespielt. Thibs weiß, dass er sich auf deren Führungsqualitäten verlassen kann. Dazu hat sich Julius Randle, der seine Rookie-Saison mit mir in L.A. gespielt hat, als All-Star etabliert. Und ihre jungen Talente wie R.J. Barrett sind gut drauf. Thibs hat die damalige Kultur bei den Bulls auch in New York etabliert und jetzt haben sie etwas, worauf sie aufbauen können.

Boozer über Kobe Bryant: "Ein toller Botschafter für das Spiel"

Sie dagegen haben bereits 2014/15 Ihre aktive Karriere ausklingen lassen, damals an der Seite von Kobe Bryant bei den Los Angeles Lakers, der 2020 bei einem Helikopter-Unglück ums Leben kam. Was haben Sie aus dieser gemeinsamen Zeit mitgenommen?

Boozer: Kobe war unglaublich, möge er in Frieden ruhen. Wir vermissen ihn sehr. Ich hatte eine gute Beziehung zu ihm, schon bevor wir in L.A. zusammengespielt haben. All die Geschichten, die man über seine Arbeitseinstellung hört, sind wahr. Dieser Typ war eine "Gym Rat", er ist morgens aufgewacht, in die Halle gegangen und hat darüber nachgedacht, wie er an seinem Spiel arbeiten kann. Er hatte tolle Mentoren wie Michael Jordan, mit denen er ständig in Kontakt stand, um besser zu werden. Und dabei war er doch schon Kobe Bryant (lacht). Er war ein großartiger Teamkollege, der uns immer gepusht hat. Schon in jungen Jahren hat er Titel gewonnen und diesen Standard, den es für eine Championship braucht, hat er sich immer beibehalten.

Und dabei ging Kobes Einfluss weit über das Geschehen auf dem Parkett hinaus.

Boozer: Nach seinem Karriereende fing sein Leben erst so richtig an, er hat die Zeit mit seiner Familie, seinen Kindern sehr genossen. Es ist allseits bekannt, wie sehr er sich für die nachfolgenden Generationen im Basketball und auch für Frauen-Basketball stark gemacht hat. Mit vielen Stars, die heute erfolgreich sind, hat Kobe trainiert, zum Beispiel Jayson Tatum. Er hat sich Zeit genommen, um ihr Spiel zu perfektionieren. Kobe war ein toller Botschafter für das Spiel, ein toller Teamkollege und ein echtes Vorbild.

Carlos Boozer hat seine letzte Saison in der NBA an der Seite von Kobe Bryant bei den Lakers verbracht.
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Carlos Boozer hat seine letzte Saison in der NBA an der Seite von Kobe Bryant bei den Lakers verbracht.

Los Angeles Lakers Titelfavorit? "Nein, das glaube ich nicht"

Werfen wir nochmal einen Blick auf die aktuelle Saison. Die Los Angeles Lakers sind der amtierende Champion, aber sind sie auch 2020/21 der Favorit?

Boozer: Nein, das glaube ich nicht. Die einzige Chance, um aus dem Westen herauszukommen, ist, dass LeBron und Anthony Davis gesund sind. Und das sind sie aktuell nicht. In der Western Conference gibt es einige richtig gute Teams, die Utah Jazz haben zum Beispiel bisher einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. Die Phoenix Suns sind dank den Führungsqualitäten von Chris Paul auf den zweiten Platz vorgestoßen. Sofern LeBron und AD nicht gesund sind, werden sie den Westen nicht gewinnen. Und ich persönlich glaube, dass die Brooklyn Nets mit ihrem Superstar-Trio Kyrie Irving, James Harden und Kevin Durant in den Playoffs nur sehr schwer zu stoppen sein werden.

Sie haben die Jazz angesprochen, die mit der besten Bilanz an der Spitze der NBA thronen. Sie selbst haben sechs Jahre in Salt Lake City verbracht. Sind die Jazz in dieser Saison ein echter Titelanwärter?

Boozer: Ich hoffe es. Das ist eine großartige Franchise, ich kann mich sehr glücklich schätzen, für die Jazz und Hall-of-Fame-Coach Jerry Sloan gespielt zu haben. In dieser Saison haben sie eine gute Kombination aus dynamischen Offensiv-Spielern wie Donovan Mitchell (der die kommenden Partien verletzt verpassen wird, Anm. d. Red.), einen tollen Supporting Cast mit Jordan Clarkson und zusätzlich einen echten Defensiv-Anker in Rudy Gobert - den Eiffelturm, wie ich ihn gerne nenne. Ich glaube, sie haben eine gute Chance, den Westen zu gewinnen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob sie genug Waffen gegen ein gesundes Lakers-Team haben. Nichtsdestotrotz können sie einen tiefen Playoff-Run hinlegen.

Die Karriere-Statistiken von Carlos Boozer in der NBA

TeamsSaisonsG / MINPunkteReboundsAssistsFG%
Cleveland Cavaliers2156 / 29,812,69,41,652,8
Utah Jazz6354 / 34,019,310,52,954,4
Chicago Bulls4280 / 30,415,59,02,049,1
Los Angeles Lakers171 / 23,811,86,81,349,9
Karriere13861 / 31,216,29,52,252,1
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