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NBA Above the Break: Wie LaMelo Ball & Co. die Hornets zum heißesten Team der Liga machen

Bradley Beal verteidigte Jayson Tatum lange genug, um in Quarantäne zu müssen.
© getty

Die Charlotte Hornets reiten derzeit die längste Siegesserie der Liga - woran liegt das? Und warum sind die New York Knicks nach ihrem Zwischenhoch schon wieder eingebrochen? Das und mehr beleuchtet die NBA-Kolumne Above the Break.

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Das gefährliche Spiel mit dem Virus

Wer hätte erwartet, dass nur rund drei Wochen nach Saisonstart bereits Stimmen laut werden würden, die sich nach einer neuen Bubble sehnen? Die NBA brachte die vorige Saison unter nie da gewesenen Umständen zu Ende und verlangte ihren Spielern und Teams mit dem Experiment in Disney World vieles ab, schaffte aber das derzeit Wichtigste überhaupt: Corona wurde ferngehalten. Es gab unter den Spielern keine einzige Neuinfektion, das Konzept funktionierte.

Aus verschiedenen Gründen, allen voran der psychologischen wie ökonomischen Belastung, wurde für die nun laufende Saison auf ein solches Konzept verzichtet, stattdessen versuchte die Liga es in der "echten Welt". Die Resultate zeigen sich bereits: Sechs Spiele wurden schon abgesagt, diverse weitere dürften folgen. NBA-Roster fluktuieren derzeit wohl mehr denn je.

Commissioner Adam Silver hofft nun, dass "der Januar am schlimmsten" ist und es danach schnell Besserung geben sollte. Eine Unterbrechung oder gar eine neue Bubble soll tunlichst vermieden werden, also wird eben das bestehende Konzept ein wenig ergänzt und man hofft auf das Beste. Hieb- und stichfest sind dabei aber auch die neuen Maßnahmen natürlich nicht.

Kontaktverfolgung via Second Spectrum?

Sicher ist es ein Fortschritt, dass Spieler in Hotels nun keine fremden Gäste mehr empfangen dürfen (warum das vorher erlaubt war, ist ein großes Rätsel), und es ist naheliegend, dass auf der Bank permanent Maske getragen wird. Dass aber beispielsweise das Contact Tracing exakt so bleibt wie vorher, ist mindestens irreführend.

Das prominenteste Beispiel: Bradley Beal musste nach dem Spiel gegen Boston und den infizierten Jayson Tatum als einziger Spieler in Isolation, weil er Tatum verteidigte und sich danach noch auf dem Court mit Tatum unterhielt (jetzt auch verboten).

Dass die anderen Wizards der Atmung Tatums auch ausgesetzt waren und ihn teilweise verteidigten? Dass sie den gleichen Ball benutzten wie ein Spieler, der tendenziell ziemlich viel mit dem Ball in der Hand unterwegs ist? Unerheblich: Die NBA beruft sich auf gesammelte Kamera-Daten von Second Spectrum, die besagen, dass nur Beal Tatum lange genug ausgesetzt war.

Man muss weder bei Second Spectrum-Daten noch beim Coronavirus Professorenstatus erlangt haben, um zu ahnen, dass die Rechnung nicht ganz so leicht aufgeht. Würde es ausschließlich um die Sicherheit der Spieler gehen, müssten folgerichtig mehr Spieler oder vielleicht sogar ganze Teams isoliert werden, dann würde es aber relativ schnell noch weitaus mehr Spielabsagen geben.

Die eindeutige Priorität lautet derzeit, so viele Spiele wie möglich durchzubringen, selbst wenn das Niveau durch die Ausfälle teilweise arg beeinträchtigt wird. Was jetzt ausfällt, kann potenziell nach der All-Star Break nachgeholt werden, deshalb wurde der Spielplan noch nicht komplett finalisiert. 72 Spiele pro Team sind vielleicht auch eher als loses Ziel zu verstehen denn als fixe Nummer.

Mit den angepassten Regeln versucht die NBA nun gewissermaßen, das Bubble-Konzept auf die Welt außerhalb der Bubble zu übertragen, hat aber nicht wirklich die Mittel, um das Ganze genau so effizient umzusetzen. Die Spieler selbst sind gefragt, was George Hill von den OKC Thunder sehr anschaulich klarstellte.

Niemand will ein Big Brother-Szenario

"Ich bin ein erwachsener Mann. Ich tue, was ich tun will. Wenn ich meine Familie sehen will, dann werde ich meine Familie sehen", sagte der Veteran. "Sie können mir nicht vorschreiben, 24/7 in meinem Zimmer zu bleiben. Wenn es so ernst ist, dann sollten wir womöglich nicht spielen. Aber niemand wird in der Lage sein, sein ganzes Leben für dieses Spiel aufzugeben."

Natürlich beschränkt sich das Ganze nicht nur auf die Familie. Beispiele gab es dafür ja bereits: James Harden wurde bereits dafür bestraft, ohne Maske in Clubs unterwegs zu sein, Kyrie Irving droht nun das Gleiche. Wie viele weitere Fälle gibt es, die nicht auf Video festgehalten wurden? Kann und will die NBA überhaupt so ein Big Brother-Szenario umsetzen?

Die wahre Erkenntnis derzeit ist: Die Bubble war ein aufwändiges, aber sehr erfolgreiches und sicheres Experiment, die aktuelle Saison wird bis auf Weiteres ein Durchwurschteln sein - die NBA macht eine ähnliche Erfahrung wie andere Sportligen, die auf eine Bubble verzichtet haben, nur dass ihre Teams dabei eben noch viel mehr Reisen müssen als etwa NFL-Teams. Sechs Städte innerhalb von zwei Wochen sind die Norm. Natürlich bietet das andere Voraussetzungen als Disney World.

Zu Lösen ist das Ganze derzeit aber offensichtlich nicht, das leidige Thema betrifft zudem längst nicht nur diesen Bereich. Auf den folgenden Seiten richten wir den Fokus daher wieder auf sportliche Themen.