Der Respekt vor den Nuggets sei "nicht von dieser Welt". Das hatte LeBron James schon vor dem Start der Western Conference Finals betont und daran wird sich nach den ersten drei Duellen in der Serie wenig geändert haben. Einen Spaziergang in die Finals hatten die Lakers ohnehin nicht erwartet, doch selbst mit der derzeitigen 2-1-Führung in den West-Finals kann man in Hollywood nicht gänzlich glücklich sein.
Es könnte auch gut und gerne genau andersherum stehen, rettete doch ein irrer Buzzer-Beater von Anthony Davis in Spiel 2 die Lakers vor einem potenziellen Unentschieden in der Serie. In Spiel 3 fügte Denver dem Favoriten dann dessen höchsten Rückstand in den diesjährigen Playoffs zu (20 Punkte), bevor Jamal Murray mit einer weiteren Sahneleistung alle Comeback-Hoffnungen der Lakers zunichte machte.
Vor Spiel 4 wähnen die Nuggets nun das Momentum auf ihrer Seite. Die Lakers-Fans hoffen derweil auf eine Reaktion ihres Superstar-Duos, über ein klassisches LeBron-Game würde sich im Lager der Lakers sicherlich niemand beschweren. Es wäre an der Zeit.
LeBron James vs. Nuggets: Es fehlt der Stempel des Kings
Über die drei bisherigen Spiele legt James im Schnitt 23,7 Punkte, 9 Rebounds und 9 Assists auf. Sicherlich schöne Zahlen, doch gerade in Sachen Scoring ist LeBron noch ein Stück weit entfernt von seinem gewohnt dominanten Niveau. Selbst das 26. Playoff-Triple-Double seiner Karriere in der vergangenen Partie (30 Punkte, 11 Assists und 10 Rebounds) geriet angesichts von Murrays Heldentaten und der Lakers-Pleite fast zur Nebensache. Der King konnte den West-Finals eben noch nicht so richtig seinen Stempel aufdrücken.
Zwar versenkt der 35-Jährige 55,6 Prozent seiner Feldwurfversuche, zählt man nur die Würfe von jenseits der Dreierlinie sinkt seine Quote jedoch auf schwache 28,6 Prozent rapide ab. Doch die Statistik, die den Lakers wohl am ehesten ein Dorn im Auge ist, ist eine andere: LeBron stand in allen drei Spielen gegen die Nuggets zusammengenommen nur zehnmal an der Freiwurflinie.
Zum Vergleich: Auf so viele Trips an die Charity Stripe kam der Lakers-Star in drei einzelnen Partien gegen die Rockets. Im Schnitt erarbeitete sich LeBron in den ersten beiden Runden 7,6 Freiwürfe pro Spiel, gegen die Nuggets sind es bisher nur 3,3. Das liegt einerseits daran, dass die Nuggets-Defense ihn zu Dreiern oder Midrange-Jumpern einlädt und versucht, die Zone mit mehreren Verteidigern zuzumachen. Andererseits ließ LeBron bisher auch ein wenig die Aggressivität vermissen.
Los Angeles Lakers fordern mehr Foulpfiffe für LeBron
"Sie haben besser gespielt als wir und waren über die ersten drei Viertel aggressiver", musste auch der King selbst nach der 106:114-Pleite in Spiel 3 zugeben. James holte auf seinem Weg zu seinem Triple-Double nur magere zwei Freiwürfe raus, die Lakers standen insgesamt 22-mal an der Linie, die Nuggets 29-mal.
Rechnet man die vergangenen beiden Partien zusammen, so kommt Denver auf einen 62:41-Vorteil bei den Freiwürfen. Head Coach Michael Malone sah darin ein Beleg für die verbesserte Aggressivität seiner Mannen, sein Gegenüber, Lakers-Coach Frank Vogel, hatte erwartungsgemäß eine etwas andere Sicht auf die Dinge.
"Wir sprechen die Fouls über die angemessenen Wege bei der Liga an", sagte Vogel am Mittwoch und deutete damit eine gewisse Unzufriedenheit der Lakers mit der Anzahl der Foulpfiffe für LeBron an. "Ich glaube, er zieht sehr aggressiv zum Korb, und dabei belasse ich es."
Lakers: Turnover-Probleme und die Sache mit dem Einsatz
Die geringe Anzahl an Freiwürfen war bisher aber nicht das einzige Problem von LeBron in dieser Serie. L.A. leistete sich in Spiel 3 16 Ballverluste, 6 davon gingen auf das Konto von James. Auch nach Spiel 2 hatte LeBron 6 Turnover auf dem Konto. Entstehen diese aus einer aggressiven Interpretation seiner Rolle als Playmaker heraus, ist dies zu verschmerzen. Allerdings schlichen sich zuletzt immer wieder leichtfertige Aktionen ein.
"Wir hatten 16 Turnover für 25 Punkte und haben sie 29-mal an die Linie geschickt. Das wird uns nicht beim Gewinnen helfen, wenn wir so weitermachen", bilanzierte LeBron. Ganz ähnliche Probleme bereiteten L.A. bereits in der vorigen Partie Sorgen. "Ich glaube, es war das gleiche wie in Spiel 2. Da sind wir mit ADs Wurf noch einmal davongekommen. Wir wussten es, wir haben darüber gesprochen. Wir müssen in Spiel 4 besser sein."
Die Probleme der Lakers in Spiel 3 waren auch auf fehlende Leidenschaft und fehlende Energie zurückzuführen. Zumindest in den ersten drei Vierteln war Denver laut Davis physischer und habe "mit mehr Verzweiflung" agiert. "Sie haben härter gespielt." Dabei haben schon die Jazz und Clippers schmerzhaft erfahren müssen, dass man es sich gegen die Nuggets nicht erlauben darf, sich treiben zu lassen.
Die erhöhte Einsatzbereitschaft der Nuggets war vor allem in der Rebound-Statistik abzulesen. Denver entschied das Duell unter den Brettern mit 44:25 eindeutig für sich, in Davis (2), JaVale McGee (1) und Dwight Howard (1) blieben vor allem die eigentlichen Abräumer am Brett blass. Die Braue nannte seine Leistung sogar "inakzeptabel".
Nuggets vs. Lakers: Vorentscheidung? Wohl eher nicht
Dass AD in 48 Minuten nur 2 Rebounds holt, wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach aber nicht wiederholen. Gleichzeitig hoffen die Lakers darauf, dass sich der Murray-Auftritt von Spiel 3 nicht wiederholen wird. Letzteres wird aber ungleich schwerer zu bewerkstelligen sein.
Der Guard war bisher nicht wirklich unter Kontrolle zu kriegen. Einzig Kentavious Caldwell-Pope konnte bisher vereinzelt Erfolge im Matchup mit Murray erzielen, ansonsten ließ der sich weder von Danny Green, noch von Alex Caruso oder den Lakers-Bigs nach Switches allzu sehr beeindrucken. Das Pick'n'Roll mit Nikola Jokic bleibt für die Nuggets auch in dieser Serie die gefährlichste Waffe.
Das Star-Duo der Nuggets (zusammengerechnet 147 Punkte) konnte so bisher mit der Produktion der Lakers-Superstars LeBron und AD (166) relativ gut mithalten. Da in Spiel 3 auch noch Jerami Grant mit einem Playoff-Career-High (26) Feuer fing und die Lakers-Reservisten kalt blieben, holte sich Denver den Sieg - und natürlich dank mehrerer tiefer Murray-Dreier in der Schlussphase.
Die Lakers werden in Spiel 4 auf mehr Unterstützung der Rollenspieler hoffen, um das eigene Star-Duo etwas mehr zu entlasten. Oder aber darauf, dass der King erstmals in der Serie so richtig explodiert. Womöglich wird er auch in der Defense mehr Zeit gegen Murray sehen, um den Nuggets-Guard in seinem Schaffenskreis einzuschränken. In Spiel 3 war es noch eine Zonenverteidigung, die Denver aus dem Rhythmus brachte, darauf werden die Nuggets nun aber besser eingestellt sein.
Was zusätzlich Mut machen könnte aus Lakers-Sicht: Die jeweils vierten Spiele in den ersten beiden Runde hat L.A. mit durchschnittlich 15 Punkten Differenz gewonnen - Denver hat ihre jeweiligen vierten Partien jeweils verloren. Die Umstände sind nun aber natürlich ganz andere. Den Lakers gelang es, mit einem Sieg in Spiel 4 gegen Portland und gegen Houston, die Kontrolle über die Serie endgültig zu übernehmen. Beide Serien waren anschließend gelaufen. Das wird gegen Denver sicherlich nicht der Fall sein.
Los Angeles Lakers vs. Denver Nuggets: Die Serie im Überblick
Spiel | Datum | Uhrzeit | Team 1 | Team 2 | Ergebnis |
1 | 19. September | 3 Uhr | Los Angeles Lakers | Denver Nuggets | 126:114 |
2 | 21. September | 1.30 Uhr | Los Angeles Lakers | Denver Nuggets | 105:103 |
3 | 23. September | 3 Uhr | Denver Nuggets | Los Angeles Lakers | 114:106 |
4 | 25. September | 3 Uhr | Denver Nuggets | Los Angeles Lakers | |
5 | 27. September | 3 Uhr | Los Angeles Lakers | Denver Nuggets | |
6* | 29. September | tba | Denver Nuggets | Los Angeles Lakers | |
7* | 1. Oktober | tba | Los Angeles Lakers | Denver Nuggets |