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NBA, L.A. Clippers: Sixth Man Montrezl Harrell weiterhin auf Formsuche: Das Herz blutet

Montrezl Harrell ist weiterhin auf der Suche nach seiner Form.
© getty

Montrezl Harrell verpasste aufgrund des Todes seiner Großmutter fast die komplette Vorbereitung und stand auch in den Seeding Games nicht zur Verfügung. Der Sixth Man of the Year ist weiterhin auf der Suche nach seiner Form. Das Vertrauen von Coach Doc Rivers besitzt Harrell aber weiterhin.

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"Das ist für meine Oma, die heute nicht bei mir sein kann und es auch nie sehen wird", sagte ein emotionaler Montrezl Harrell vor einer Woche, als bekanntgegeben wurde, dass er zum besten Reservespieler der abgelaufenen Regular Season gewählt wurde. "Sie hat mir das Spiel gezeigt und meine Aufmerksamkeit geweckt. Ich habe mich in das Spiel verliebt und mir dafür den Arsch aufgerissen."

Tatsächlich hat es Harrell weit gebracht. Der frühere Zweitrundenpick hat sich in seinem dritten Jahr bei den Clippers fast unersetzlich gemacht, in der Regular Season terrorisierte er zusammen mit Lou Williams im Pick'n'Roll gegnerische Verteidigungen. In gerade einmal 28 Minuten legte der nur 2,01 Meter große Center im Schnitt 18,6 Punkte und 7,1 Rebounds auf, die Auszeichnung als bester Sixth Man war gerechtfertigt, auch wenn Dennis Schröder von den Oklahoma City Thunder ebenfalls ein gutes Bewerbungsschreiben lieferte.

Trotz seines Status als Bankspieler stand der 26-Jährige fast immer in der Crunchtime auf dem Feld, innerhalb des Teams genießt der Big Man ob seines enormen Einsatzes ein hohes Standing. Dieser Einsatz verdeckte gewisse Schwächen in der Verteidigung, während er im Angriff half, deutlich größere Gegenspieler gnadenlos zu attackieren.

Montrezl Harrell ist Sixth Man of the Year.
Montrezl Harrell ist Sixth Man of the Year.

Montrezl Harrell: Auf der Suche nach der Form

Harrell ist ein klassischer Powerspieler, der als abrollender Spieler den Korb attackiert und zudem jedem Abpraller energisch hinterhergeht. Nur: In der Bubble ist davon wenig zu sehen. Harrell braucht Top-Form, um jeden zweiten Tag sein enormes Pensum abspulen zu können, bis jetzt hat er dies nicht einmal annähernd geschafft, was für die Clippers im Hinblick auf das drohende Matchup mit den Los Angeles Lakers in den West-Finals noch ein Problem werden könnte.

Schon der Blick auf die rohen Zahlen verdeutlicht dies. In nur noch 18 Minuten kommt Harrell auf 10 Zähler sowie 3 Rebounds, dazu hat er von allen Rotationsspielern das schlechteste Net-Rating (-7,7). Und das hat Gründe. Schon in der Serie gegen die Dallas Mavericks wurde Harrell in der Verteidigung immer wieder bedingungslos attackiert - meist mit Erfolg.

Auch Denver profitiert davon, so zu sehen in Spiel 5, das die Nuggets durch eine furiose zweite Halbzeit noch umbiegen konnten. Harrell war nie ein defensiver Anker, besaß aber meist eine gute Fußarbeit und eine Schnelligkeit, die Gegnern trotz fehlender Länge den Abschluss einigermaßen erschwerten.

Montrezl Harrell: Jokic macht gegen ihn, was er will

Oft ist er in der Pick'n'Roll-Verteidigung einfach zu spät, das bestraften die Nuggets während ihres Runs zu Beginn des vierten Viertels gnadenlos. Konstanz in der Defensive war nie Harrells Stärke, das glich er stattdessen mit seiner Offense aus, doch auch hier fehlt es weiterhin an der Fitness, um gegnerische Verteidigungen konstant zu bestrafen.

Fast schon bezeichnend auch die Worte von Nuggets-Star Jokic. "Ivica Zubac ist größer und verteidigt den Raum besser. Trez ist ist stark und etwas schneller, aber über Zubac kann ich nicht so leicht drüberwerfen." Hier ein paar Zahlen dazu: Die Clippers erzielen auf 100 Ballbesitze 11 Punkte mehr als Denver, wenn Jokic und Zubac gleichzeitig auf dem Feld stehen. Tauscht man Harrell gegen Zubac aus, drehen sich die Zahlen um.

Dabei war Harrell stets ein essentieller Bestandteil der Clipper-Lineups, wenn Kawhi Leonard oder Paul George ihre Pausen bekamen. Sweet Lou und Harrell hielten die Offense am Leben. Da dies nicht mehr wie noch in der regulären Saison geschieht - auch Williams spielt derzeit unter seinen Möglichkeiten -, steht Coach Doc Rivers vor einem kleinen Dilemma.

Clippers brauchen einen guten Harrell

"Es ist ein Auf und Ab mit ihm. Seine Rolle ist klar: Er kommt rein und gibt uns Energie und scort", beteuerte Rivers nach Spiel 5, in dem er Harrell nur 15 Minuten einsetzte. "Er könnte in dieser Serie etwas mehr spielen, aber Jokic ist ein hartes Matchup für ihn, weil Jokic einfach ein unglaublicher Spieler ist. Ich mache mir um Montrezl also keine großen Sorgen."

Noch vor ein paar Wochen sah das etwas anders aus. In der Serie mit den Mavs nahm sich Rivers seinen Sixth Man immer wieder zur Seite, sprach mit ihm und zeigte dessen Fehler auf. Rivers weiß, dass er Harrell brauchen wird, vor allem in der kommenden Runde, wenn es gegen die großen Lakers geht.

Auf dem höchsten Niveau werden Starter Zubac, JaMychal Green und Aushilfs-Fünfer Marcus Morris über eine ganze Serie wohl nicht reichen. Es wäre aus Clippers-Sicht wünschenswert, wenn Harrell sich doch noch in Form spielen kann - übrigens auch aus persönlicher Sicht. Harrell wird nämlich Free Agent und gilt wohl noch immer als einer der größeren Namen.

Bisher hat der Center in sechs Jahren gerade einmal 15,6 Millionen Dollar verdient und spielt noch zum Schnäppchentarif von 6 Millionen jährlich. Es ist gut möglich, dass Harrell im nächsten Jahr weit über 15 Millionen im Jahr einstreichen wird. Ob das für die Clippers sein wird, ist fraglich. So oder so: Oma wäre stolz, wenn sie es noch erlebt hätte.

L.A. Clippers vs. Denver Nuggets: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitTeam 1Team 2Ergebnis
14. September3 UhrL.A. ClippersDenver Nuggets120:97
26. September3 UhrL.A. ClippersDenver Nuggets101:110
38 September3 UhrDenver NuggetsL.A. Clippers107:113
410. September3 UhrDenver NuggetsL.A. Clippers85:96
512. September0.30 UhrL.A. ClippersDenver Nuggets105:111
613. September19 UhrDenver NuggetsL.A. Clippers
7*16. SeptembertbaL.A. ClippersDenver Nuggets