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NBA - Jalen Green wählt G-League statt College: Die Revolution beginnt

Jalen Green gilt als möglicher Top-Pick im Draft 2021.
© getty

Jalen Green zählte in der vergangenen Saison zu den besten High-School-Spielern des Landes. Top-Colleges bemühten sich um den Guard, am Ende schauten sie aber alle in die Röhre. Green geht nämlich in die G-League und könnte somit einen Weg in die NBA etablieren, der die NCAA komplett ausschließt.

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High School, College, NBA. Das war für viele Jahre der logische Weg für US-Talente auf dem Weg in die beste Liga der Welt. Es gab Ausnahmen wie Brandon Jennings oder Emmanuel Mudiay, die in Italien und China anheuerten, um den Weg über das College zu umgehen, doch fast jeder Star ging die normale Route über die NCAA, seit die NBA im Jahr 2006 den Gang von der High School in die NBA verbot.

One-and-Done entstand, kommende Stars wie Kevin Durant, Ben Simmons und viele mehr gingen ein paar Monate als College, da es eben notwendig war. Bezahlt wurden sie dafür nicht, als Studenten waren sie Amateure, die nach NCAA-Reglement kein Geld verdienen durften.

Zuletzt versuchten bereits einige Talente, dies zu umschiffen, potenzielle Lottery-Picks wie LaMelo Ball oder R.J. Hampton wählten den Weg über Australien, wo die NBL ein Projekt aus dem Boden stampfte, um künftigen NBA-Spielern das College-Jahr zu ersparen, und ihnen eine passable Entlohnung anboten.

Jalen Green: Für 600.000 Dollar in die G-League

Eine Entwicklung, welche die NBA nicht zufrieden stellte, auch weil es für Teenager nicht unbedingt optimal ist, mit 18/19 Jahren am anderen Ende der Welt fernab des gewohnten Umfelds zu leben.

So wurden bereits 2018 in Zusammenarbeit mit der G-League, der Entwicklungsliga der NBA, Pläne geschmiedet, um den besten High-School-Spielern des Landes eine Alternative anzubieten. Laut Marc J. Spears (The Undefeated) zogen auch Ball und Hampton das neue Programm der NBA in Betracht, entschieden sich dann jedoch dagegen.

Mit Green hat die G-League nun aber den ersten dicken Fisch geangelt. Der Guard wird als potenzieller Nummer-1-Pick für den Draft 2021 gehandelt, mit seiner Zusage bekommt die NBA genügend Werbung für das Projekt und könnte damit in Zukunft College-Basketball gefährden. Dafür ist die NBA gewillt, Geld in die Hand zu nehmen.

Verträge in der G-League für Spieler sind bisher auf bis zu 35.000 Dollar dotiert, allerdings können die Prospects wie Green, die das sogenannte Pathway Program in Anspruch nehmen, deutlich mehr bekommen. Zunächst war die Rede von mindestens 125.000 Dollar, nun soll der 18-Jährige sogar bis zu 600.000 Dollar erhalten.

Neues G-League-Team wird wohl in Los Angeles spielen

Neben Green entschied sich auch Big Man Isaiah Todd für die G-League (er hatte bereits Michigan seine Zusage gegeben und sagte wieder ab), als Coach für das neue Team ist der frühere NBA-Coach Sam Mitchell im Gespräch. Diese neue Mannschaft soll aber unter keiner Schirmherrschaft eines aktuellen G-League-Teams stehen, weil alle 28 Mannschaften einem NBA-Team gehören.

Stattdessen soll in Los Angeles ein neues Team gegründet werden, welches allerdings nicht Teil des normalen G-League-Spielplans sein soll. Dafür sind mit dem neuen Team, welches aus den Youngstern und einigen Veteranen bestehen soll, Testspiele gegen andere G-League-Teams, Nationalmannschaften und andere Auswahl-Mannschaften geplant.

"Der Hauptgrund für meine Entscheidung ist, dass ich besser werden will", erklärte Green seine Wahl. "Ich möchte mein Spiel in allen Facetten verbessern, um auf die NBA vorbereitet zu sein. Die G-League ist die beste Vorbereitung, um meinem Ziel einen Schritt näher zu kommen."

Für Green könnte es tatsächlich eine Win-Win-Situation sein. Einerseits soll der Guard unter Anleitung von NBA-erfahrenem Personal auf die Association vorbereitet werden, andererseits wird der 18-Jährige dafür auch bezahlt. Laut ESPN verhandelt sein Berater Aaron Goodwin bereits über einen Schuh-Deal in Millionenhöhe. Hätte Green das College gewählt, hätte Green (legal) keinen Cent gesehen.

Auf der anderen Seite wird Green gewissermaßen auch das Scheinwerferlicht fehlen. Es besteht kein Druck, Spiele zu gewinnen. Es wird keine Situationen geben, in denen ein Wurf über das Schicksal eines Teams entschieden wird. Die Spieler werden stattdessen ein wenig versteckt, was auch der Draft-Position schaden könnte. Zudem ist das Niveau in der G-League deutlich höher. Dort spielen Veteranen, gescheiterte Talente, welche verbissen um ihre Zukunft spielen. Eine Partie gegen einen künftigen NBA-Star könnte ihn zu einer Zielscheibe machen.

Pathway Program: Angriff auf die NCAA

Der neue Weg macht eines deutlich. Nicht das Gewinnen steht im Vordergrund, es geht ausschließlich um die Entwicklung, wie auch Greens Agent noch einmal bestätigte. "Wenn man als Spieler weiß, dass man noch zwei Jahre Entwicklungszeit benötigt, kann man diese jetzt in der NBA erhalten", erklärte Goodwin. "Die Spieler wissen, dass sie nicht nur auf dem richtigen Weg sind, sondern auch auf dem Radar der NBA, während sie dafür bezahlt werden, sich selbst und ihrer Familie zu helfen und ihr Handwerk zu erlernen."

Das ist nicht unerheblich, da die NBA nun ein Argument der NCAA marginalisiert hat. Spieler können nun in Ruhe auch unter dem Schirm der NBA entwickelt werden, auch nach den Regeln der NBA, während College-Basketball unter anderem durch die kürzere Dreierlinie und einer 30-Sekunden-Shotclock fast ein anderes Spiel ist.

Des Weiteren sollen die Youngster weiterhin die Chance haben, später einen Uni-Abschluss zu machen, wenn dies gewünscht ist. Noch so ein angeblicher Vorzug des bisherigen Wegs. Die NBA stellt somit langsam aber sicher die Weichen - die Abnabelung von der NCAA nimmt Formen an. Eine Rolle spielen dabei sicherlich auch die Spieler selbst. Immer wieder kritisierten NBA-Stars die fehlende Bezahlung der Unis, welche durch die kommenden NBA-Spieler riesige Geldsummen generieren konnten. Die Spieler-Studenten waren dagegen dem Risiko ausgesetzt, dass sie sich verletzen und damit ihre Karriere aufs Spiel setzen könnten.

Zion Williamson war in der vergangenen Saison ein gutes Beispiel. Der Hype um seine Person entstand erst auf dem College endgültig, vermutlich wäre er aber auch über das G-League-Programm zu einem Top-Pick geworden, zu offensichtlich war sein Potenzial. Auf der anderen Seite gab es einen riesigen Aufschrei, als sich Zion verletzte. Viele forderten, dass er die Saison beende, er würde ja nicht bezahlt werden und riskiere stattdessen seine Profi-Laufbahn, bevor diese gestartet wäre.

NBA Draft: Altersgrenze könnte 2022 fallen

Genau das will die NBA bzw. die G-League ändern. Vermutlich ist das Pathway Program auch nur der erste Schritt. Schon seit Jahren wird innerhalb der NBA darüber diskutiert, die Altersbeschränkung wieder von 19 auf 18 Jahre zu senken. Angepeilt wird der Draft 2022, bis dahin sollen sich die Liga und die Spielergewerkschaft NBPA eine Einigung erzielt haben.

Solange dies noch nicht in Stein gemeißelt ist, könnten weitere Talente Green in die G-League folgen. Agenten, die NBA und ihre Teams werden die Entwicklung genaustens beobachten.

Für den College-Basketball ist dies ein harter Schlag, das Niveau dürfte wie schon seit Jahrzehnten gesehen weiter sinken. Natürlich kann die NCAA mit vollen Hallen, enthusiastischen Fans und Coaching-Legenden wie John Calipari oder Mike Krzyzewski weiter punkten, doch die Alternativen sind besser geworden.

Die Programme werden weiter bestehen, nur die ganz großen Talente werden wohl einen Bogen um die NCAA machen, solange es sich finanziell nicht lohnt beziehungsweise die NCAA nicht ihre Regularien anpasst. Noch wurde nicht reagiert, es ist auch schwer vorstellbar, dass die angestaubte NCAA überhaupt etwas macht.

Green und Todd sind nun die Versuchskaninchen dieses spannenden Projekts. Hat es Erfolg, könnte sich der Weg vieler Youngster ändern. Es riecht nach Revolution.

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