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NBA Above the Break: Das verflixte zweite Jahr? Simmons, Tatum und Mitchell im Fokus

Drei Rookies stachen vergangene Saison aus einem bärenstarken Jahrgang heraus - Jayson Tatum, Ben Simmons und Donovan Mitchell.
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Donovan Mitchell: Die Leiden des jungen Go-to-Guys

Am Guard der Jazz lässt sich ein weiteres Problem junger Spieler, insbesondere erster Optionen, recht gut verdeutlichen. Nachdem Mitchell vergangene Saison als erster Rookie seit Carmelo Anthony ein Playoff-Team beim Scoring anführte und dieses dann auch noch zu einem überzeugenden Sieg in den Playoffs führte, gibt es mittlerweile keinen Überraschungsfaktor mehr.

Wer gegen die Jazz spielt, der setzt "Mitchell stoppen" zumeist ganz weit oben auf den Matchplan. Der 22-Jährige hat dies auch bereits selbst anerkannt: "Ich werde viel physischer verteidigt. Sie nehmen mir die offenen Würfe und jetzt muss ich schwierigere Abschlüsse nehmen. Das ist alles", erklärte Mitchell zuletzt seinen etwas holprigen Saisonstart gegenüber den Deseret News.

Zudem gab er zu, dass er es zum Start der Saison oft erzwingen wollte und bisweilen den besser postierten Mitspieler übersah, weil er es mit dem Kopf durch die Wand versuchte. Kleinere Verletzungsprobleme kamen dazu, weshalb Mitchell noch nicht komplett den Rhythmus der letzten Saison erreicht hat. Beziehungsweise vom Ende der letzten Saison.

Die Statistiken von Donovan Mitchell

SaisonSpielePunkteReboundsAssistsFG%3FG%FT%Minuten
RS 17/187920,53,73,743,734,080,533,4
PO 17/181124,45,94,242,031,390,737,4
RS 18/191022,32,94,543,231,079,534,5

Blickt man auf die kompletten Saisonzahlen, ist Mitchell ja fast exakt der gleiche Spieler, etwas weniger effizient, dafür aber mit höheren "totalen" Zahlen. Das ist jedoch nicht ganz richtig. Der Guard wuchs vergangene Saison in seine Rolle herein und wurde nahezu von Monat zu Monat besser (natürlich mit etwas Streuung), im April etwa eine eFG% von 53,4 (im Oktober: 38,2).

Momentan liegt dieser Wert wieder deutlich drunter (48,7 Prozent), was teilweise auch an einem veränderten Wurfprofil liegt. Über 25 Prozent seiner Würfe etwa nimmt Mitchell derzeit nach 7+ Dribblings oder mehr, letzte Saison waren es knapp 20. Dazu ist sein Anteil an Catch-and-Shoot-Würfen deutlich gesunken. Dass er diese bisher auch nicht allzu gut trifft, ist angesichts der geringen Stichprobe zu verschmerzen, aber er müsste wieder mehr dieser Würfe bekommen.

Ein Stück weit ist das natürlich auch wieder den Umständen geschuldet. Utah ist aktuell weder offensiv noch defensiv (vor allem defensiv) auf dem Niveau der letzten Saisonmonate 17/18, als die Jazz nach der Rückkehr von Rudy Gobert bis in die Playoffs hinein zu den heißesten Teams der Liga gehörten. Ihr Defensiv-Rating reicht momentan sogar nur für Platz 20, was für ein Team mit so vielen guten Individualverteidigern und so hohem kollektiven Basketball-IQ eigentlich unerhört ist.

Die schwächere Defense ist letztendlich auch der Hauptgrund dafür, dass der Jazz-Saisonstart enttäuschend verlief und Utah nur die Hälfte seiner ersten zwölf Spiele gewinnen konnte. Gerade zuhause taten sich die Jazz zuletzt unheimlich schwer, was sich aber stabilisieren sollte - wie gesagt, eigentlich ist defensiv viel zu viel Qualität vorhanden.

Offensiv wiederum brauchen die Jazz abgesehen von Mitchell und Ingles noch etwas mehr verlässliche Optionen. Es hilft natürlich nicht, dass sich Ricky Rubio derzeit in einer schweren Wurfkrise befindet und auch Dante Exum noch nicht den erhofften Burst von der Bank bringt. Diese Guards gehören neben Mitchell zu den wenigen Jazz-Spielern, die wirklich dynamisch attackieren können.

In dieser Hinsicht wiederum muss auch Mitchell noch besser werden. Für einen Spieler, der den Ball so viel in der Hand hält wie er, zieht er entschieden zu wenig Freiwürfe (4,4 pro Spiel). Angesichts seiner Explosivität sollte der Charity Stripe eigentlich sein zweites Zuhause sein, diesen Aspekt hat Mitchell aber noch nicht gemeistert.

Als Vergleich wird bei Mitchell ja oft der junge Dwyane Wade bemüht. Dieser allerdings zog schon in seiner zweiten Saison fast 10 Freiwürfe pro Spiel - langfristig muss auch Mitchell versuchen, in solche Sphären vorzustoßen.

Schon letzte Saison wurde immer wieder gelobt, Mitchell trete wie ein Veteran auf, Lobpreisungen, die übrigens auch Tatum und Simmons abbekamen. Das war in vielerlei Hinsicht richtig, sollte aber natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass alle noch mehr oder weniger große Lücken in ihrem Spiel haben und hatten. Es wäre auch albern, bei Spielern dieses Alters etwas anderes zu erwarten.

Simmons, Mitchell und Tatum haben alle das Zeug dazu, zu den besten Spielern der NBA zu gehören, eher mittel- als langfristig. Dieses Potenzial ist für jeden Zuschauer erkennbar. Jetzt ist die Zeit jedoch vorbei, in der sie positiv überraschen können. Stattdessen wird der nächste Schritt nun erwartet. Auf diese Erfahrung können sich Doncic, Ayton und Trae Young übrigens auch schon vorbereiten.

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