NBA

"Sportler sind immer Egos"

Mats Hummels (l.) sprach mit SPOX über die kommende NBA-Saison
© spox

In der Nacht auf Mittwoch beginnt endlich die neue NBA-Saison (ab 1 Uhr live auf DAZN)! Kann Dennis Schröder direkt All-Star werden - und wo landen die Dallas Mavericks im Westen? Wird Kevin Durant zum Alphatier der Golden State Warriors, werden die Cleveland Cavaliers überholt - und wer wird das Überraschungsteam? Die SPOX-Redakteure diskutieren mit FC Bayern-Star - und NBA-Fan - Mats Hummels.

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Dennis Schröder wird als Starter direkt All-Star

Mats Hummels: Ich denke, das kommt noch etwas zu früh. Und dabei geht es nicht nur um den sportlichen Faktor: Viel hängt beim All-Star-Team ja auch von der Wahrnehmung ab, beziehungsweise von dem Hype, den man in der Liga und in der ganzen Welt auslöst. Letztes Jahr wäre Zaza Pachulia ja beinahe All-Star geworden, weil gefühlt jeder Georgier 500.000 Mal für ihn abgestimmt hat. Genauso wie Kristaps Porzingis, der mit seinem Hype bei den Knicks auch schon gute Karten hatte. Dennis müsste schon einen unheimlichen Popularitätsschub bekommen, um über die Fan-Abstimmung eine Chance zu haben. Und was die Wahl durch die Coaches angeht: Da müsste ja erstmal einer der etablierten Stars im Osten wegfallen. Kyrie Irving, John Wall, Kyle Lowry, Isaiah Thomas - wer fällt da weg? Diese Jungs sind für mich allesamt Stars, und Schröder ist erstmal in dem Cluster dahinter. Natürlich würde es mich unheimlich freuen, wenn er es schafft, aber ich schätze, da müssen wir uns noch etwas gedulden.

Martin Klotz: Dann ist es doch ganz einfach, Mats: Deutschland muss sich mehr reinhängen - und zwar bis die Finger glühen! Was die Georgier können, können wir schon lange. Dazu kommt jetzt ja auch noch jeder Einwohner des Bundesstaates Georgia (wie passend), der in der vergangenen Saison für Jeff Teague oder Al Horford gestimmt hat. Schröder spielt durch seine abartige Geschwindigkeit äußerst spektakulär, das ist ein Vorteil gegenüber jemandem wie Lowry. Eines fehlt ihm allerdings noch: Schröder muss lauter werden, vor allem abseits des Feldes. Nur wer die Massen elektrisiert, der wird auch All-Star. Und da die Startplätze nicht mehr nach Positionen, sondern an Backcourt und Frontcourt vergeben werden, ist die Konkurrenz-Situation für mich nicht so das Problem. Außer Wade gibt es kaum einen wählbaren Shooting Guard im Osten, da Jimmy Butler die meiste Zeit als Small Forward auflaufen wird. Und Schröder gegen DeMar DeRozan? Ich setze auf Schröder!

Florian Regelmann: Dass er es irgendwann schaffen wird, halte ich eigentlich schon für sehr realistisch. Die angesprochene Konkurrenz-Situation macht es in diesem Jahr tatsächlich recht unwahrscheinlich, aber ich glaube, wir wissen ja langsam, was wir von ihm erwarten können. Seine Breakout-Performance in den Playoffs gegen Cleveland hat angedeutet, zu was er mit ordentlich Spielzeit fähig ist, und an dieser wird es ihm jetzt ja nicht mehr mangeln. Die Zahlen werden entsprechend ansteigen, und auch in der Crunchtime darf er nun regelmäßig das Heft in die Hand nehmen. Da gehört er mit seiner Schnelligkeit einfach zu den Spielern, die fast überhaupt nicht zu verteidigen sind, das wird man jetzt immer wieder sehen. Als All-Star sehe ich ihn trotzdem noch nicht - aber dafür hat er meiner Meinung nach gute Karten auf den Most Improved Player-Award.

Ole Frerks: Da hast du recht, Flo. Allerdings auch nur, weil der Award nach bescheuerten Kriterien vergeben wird beziehungsweise jeder immer nur auf Zahlen achtet. Ich bin immer noch sauer, dass Curry letztes Jahr nicht MIP wurde, aber das nur am Rande. Zum Thema Schröder: Er hat uns kürzlich ja im Interview gesagt, dass er in den nächsten drei Jahren All-Star werden will. Das Ziel halte ich auch für realistisch, selbst wenn ihm das sicher wieder einige als Arroganz auslegen werden. Das individuelle Potenzial ist da. Wie gut seine Chancen jedoch in diesem Jahr stehen, hängt für mich auch sehr stark an Dwight Howard. Wenn er sich erstmals seit Jahren komplett in den Dienst der Mannschaft stellt und glücklich damit ist, Schröder-Lobs aus dem Pick'n'Roll in den Korb zu drücken, sieht Dennis als Vorbereiter auch direkt viel besser aus. Wenn Dwight aber wie in Houston ständig meckert und 15 Mal pro Spiel aufposten möchte, sind die Aussichten weder für Schröder noch für die Hawks so richtig rosig. Es hängt einfach unheimlich viel davon ab, wie die beiden zusammenfinden. Seine Chemie mit Horford war auf dem Feld ja überragend, aber Howard ist sowohl vom Charakter als auch vom Spielertyp her fast das genaue Gegenteil.

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Mats Hummels: Das ist ein guter Punkt. Alley-Oops mit Howard schaden den All-Star-Chancen bestimmt nicht, aber gerade das Pick'n'Pop mit Horford war wirklich eine große Waffe - und das geht mit Howard natürlich überhaupt nicht. Und was Howards Charakter angeht: Ab einem bestimmten Alter ändert man sich meiner Erfahrung nach auch nicht mehr großartig...