NBA

Ein schlafender Riese erwacht...

Von Sebastian Kurzweg
Larry Bird (l.) hat bei den Pacers mindestens genauso viel Spaß wie hier mit Magic Johnson
© Getty

Wer an Indiana denkt, der denkt auch an Basketball, Tradition, Liebe zum Sport und die Pacers. Seit dem legendären Reggie Miller und seinen Schlachten mit den Knicks ist die NBA-Franchise aber in Vergessenheit geraten. In den letzten Jahren scheint sich jedoch im Basketball-Staat etwas zu bewegen. Der schlafende Riese beginnt aufzuwachen. Eine Geschichte von intelligenten Signings, einem tiefen Kader, einem übertalentierten Center, einem Forward, der noch wächst und The Legend Himself: Larry Bird.

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"Indy war ein Team, das ich mir genau angeschaut habe. Sie haben eine gute Balance zwischen einigen guten Veteranen und einigen wirklich starken jungen Spielern. Da sind ein paar aufstrebende Jungs dabei und ich denke, dass ich diesem Team in den nächsten Jahren helfen kann."

David Wests Begründung für seine Unterschrift in Indiana unterstützt die Einschätzung einiger NBA-Experten: Mit den Pacers muss man wieder rechnen. Es ist gar nicht lange her, da wäre es undenkbar gewesen, dass einer der Top-Free-Agents des Jahres freiwillig einen Vertrag in Indianapolis unterzeichnet.

Dass sich All-Star-Power-Forward West für die Pacers und ihr 20-Millionen-Dollar-Angebot und gegen die Boston Celtics entschied, zeigt aber recht deutlich, dass sich etwas tut im Basketball-Staat der USA - und das nicht erst seit gestern.

Nimmt man den Weg der Franchise in den letzten Jahren etwas genauer unter die Lupe, so blickt man auf eine langfristige Entwicklung, die - oftmals belächelt - jetzt ihre Früchte trägt und auch im Scheinwerferlicht der US-Sportmedien Beachtung findet.

Das Dark Horse der Liga

Richten wir den Blick acht Monate zurück: Die Pacers sind gerade aus der ersten Runde der Playoffs ausgeschieden. Die Chicago Bulls um League-MVP Derrick Rose waren für die jungen Pacers zwar eine Nummer zu groß, doch das Team um Weltmeister Danny Granger nutzte die Bühne der Playoffs, um sich ins Rampenlicht zu spielen.

Junge Spieler wie Darren Collison, Roy Hibbert oder Tyler Hansbrough zeigten ihr Können auf der ganz großen Bühne und bekamen die verdiente Anerkennung. Der Wandel in der Berichterstattung der US-Medien ist ein klarer Beleg dafür.

Indiana ist nicht mehr der klare Außenseiter in Runde eins, sondern das Dark Horse dieser NBA Saison - eben ein echter Geheimtipp. Erstes Indiz dafür ist bereits der Saisonstart: Die Pacers holten fünf Siege aus den ersten sieben Partien.

Die Leistung in den letztjährigen Playoffs war dabei lediglich der nächste Schritt in einer Entwicklung der Pacers, die zuvor allerdings kaum Beachtung fand. Die Verpflichtungen von Spielern wie Hansbrough, Hibbert und Paul George im Draft sowie Darren Collison durch einen Trade erscheinen heute in einem ganz anderen Licht, als sie es noch vor einem Jahr taten.

"Einer der fünf besten jungen Spieler"

Paul George zum Beispiel war lange nur für ein Video bekannt, in dem er nach Trainingsende über den 2,18 Meter großen Hibbert dunkt. Auch seine Statistiken in der Regular Season sprachen nicht für die Entwicklungsfähigkeit des zehnten Picks von 2010. In seinen 19 Partien als Starting-Shooting-Guard brachte es George auf mäßige 7,3 Zähler und 3,8 Rebounds pro Partie.

Zu was George wirklich im Stande ist, zeigte erst seine starke Leistung in der Serie gegen Chicago. Ein Körper und eine Fußarbeit, die ihn geradezu dafür prädestinieren, ein Elite-Verteidiger zu werden, sowie ein mehr als solider Touch von außen und überragende Athletik verleihen George immenses Upside für die nächsten Jahre. Und als sollte das noch nicht ausreichen, wuchs der 2,03 Meter große 21-Jährige sogar noch einmal.

Für Pacers-GM und Celtics-Legende Larry Bird ist der ehemalige Star von Fresno State gar "einer der fünf besten jungen Spielern, mit denen ich es in meinen Jahren in der Liga zu tun hatte". Zwar übertreibt Bird hier wissentlich, doch seine Aussage untermauert die Hoffnung und das Vertrauen, welches die Pacers in George setzen.

Neben dem aufflammenden Potential von George fußt der Aufstieg der Pacers vor allem auf einem Duo im Frontcourt, das im vergangenen Jahr endlich sein Potential nutzte und von dem im kommenden Jahr einiges erwartet wird: Center Roy Hibbert und Tar Heels-Star Tyler Hansbrough.

Hibbert vor dem Durchbruch?

Roy Hibbert ist ein Phänomen. Mit seiner Größe von 2,18 Metern müsste er in einer Liga, die kaum echte Center hat, eigentlich nach Belieben dominieren. Hinzu kommt, dass Hibbert nicht nur groß ist, sondern grundsätzlich auch die technische Veranlagung für seine Position mitbringt. Neben den klassischen Center-Skills besitzt Hibbert einen feinen Touch beim Wurf und kann überraschenderweise hervorragend passen.

Zu Anfang der vergangenen Saison schien Hibbert sein Potential auch endlich aufs Parkett zu bringen - bärenstarke 15,6 Punkte und 9,4 Rebounds pro Partie waren die Ausbeute. Und Indy gewann in dieser Phase neun von 16 Partien. Im zweiten Monat der Saison wurde abermals das große Manko Hibberts deutlich - die fehlende Konstanz.

Roy Hibbert - ein Center-Talent auf der Therapie-Couch

Ein Umstand, aufgrund dessen der ehemalige 17. Pick bereits psychologische Hilfe in Anspruch nahm. Ein Schritt, der zu fruchten schien, denn Hibbert fing sich und spielte eine gute und stabile Rolle. Grund genug, in Indiana endlich auf Hibberts Breakout-Season zu hoffen.

Vor dem Draft 2011 kursierte das Gerücht, die Pacers würden Hibbert nach Minnesota traden und im Gegenzug den zweiten Pick im Draft erhalten. "Ich habe kein Interesse daran, Roy zu traden. Er ist einer unserer Kern-Spieler", wies Larry Bird diese zurück und bestätigte noch einmal den Stellenwert Hibberts für die aufstrebende Franchise.

Anpassungsprobleme bei Hansbrough

Ebenso wie Hibbert lässt auch Tyler Hansbrough auf seinen Durchbruch hoffen. Vom ehemaligen Superstar der North Carolina Tar Heels versprach man sich viel, doch der Power Forward hatte in seiner ersten Saison Probleme, sich an das Spiel in der NBA anzupassen.

In der vergangenen Saison legte er dann im Schnitt elf Punkte und fünf Rebounds pro Spiel auf und deutete seine Möglichkeiten zumindest an.

Welche Rolle er aber letztlich für die Pacers spielen könnte, hob er sich für die ganz große Bühne auf. Es waren gar nicht mal seine Statistiken, die in der Playoff-Serie gegen die Bulls überzeugten (11,2 Pkt. / 5,4 Reb.), sondern seine Einstellung auf dem Feld.

Hansbrough brachte endlich sein Alter Ego Psycho-T zum Vorschein und zeigte, wie in seiner Zeit am College, unzählige Hustle-Plays und immensen Einsatz, der die Bulls oftmals in den Wahnsinn trieb. Es ist eine solche Führungsrolle, die Hansbrough in Zukunft einnehmen soll - die Rolle eines emotionalen Leaders a la Kevin Garnett.

Seite 2: Guter Kader und Cap-Space dank Bird

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