Olympia - Trendumkehr nur über Gelder: Vogel prangert Versäumnisse an der Basis an

SID
Kristina Vogel prangert Versäumnisse an der Basis an.
© getty

Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel hat in der Analyse des schwachen Abschneidens der deutschen Olympia-Mannschaft in Tokio Defizite an der Basis in den Fokus gerückt.

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"Wenn man Gold will, muss man eben auch Gold fördern - und nicht nur ganz oben, sondern schon ganz unten. Ich weiß nicht, ob uns das immer so bewusst ist", sagte die 30-Jährige der Süddeutschen Zeitung.

Bei den Spielen in Japan hatten deutsche Sportlerinnen und Sportler insgesamt 37 Medaillen gewonnen, davon zehn goldene. Es war die schwächste Ausbeute seit der Wiedervereinigung. "Wir hatten in Tokio auch ein unheimlich junges Team, von dem konnte man keine Medaillenflut erwarten. Aber es ist schon so, dass wir immer weiter von der absoluten Spitze abrücken. Wenn wir diesen Trend umkehren wollen, geht das nur über Gelder", so Vogels Einschätzung.

Als Beispiel nannte Vogel Erfahrungen mit einer maroden Eishalle in Erfurt, aber auch Mängel abseits des Vereinssports. "Es geht da auch um den Schulsport, um Sportstunden, die ausfallen, um immer mehr Kinder, bei denen man Angst haben muss, ob die in der vierten Klasse überhaupt einen Purzelbaum schaffen", erklärte sie. "Solange das so ist, können wir nicht erwarten, zehn, fünfzehn Jahre später lauter Olympiasieger zu feiern."

Vogel führte in Bezug auf die Spitzensportreform an, dass einige Mittel "erst jetzt allmählich" freigegeben würden. "Der DOSB hat vor Kurzem auch erst einen Topf freigemacht, um Mentaltrainer für die Fachverbände einzustellen. Man hat ja in Tokio allein an der Debatte um Simone Biles gemerkt, wie drängend dieses Thema ist", betonte sie.

Dass Nachwuchstrainer beispielsweise im Bahnradsport oft ehrenamtlich arbeiteten, sei problematisch, da manchmal auch "das tiefere Wissen" fehle und Defizite aus jungen Jahren nicht mehr komplett aufzuholen seien. "Deshalb braucht es schon früh top ausgebildete Trainer. Aber die kosten halt Geld", sagte Vogel, die bei den Sommerspielen als ZDF-Expertin im Einsatz war.