Paralympische Spiele in Tokio offiziell eröffnet - Volunteer trägt Afghanistan-Flagge

SID
Ein Volunteer trägt die afghanische Flagge bei der Eröffnungsfeier.
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Der japanische Kaiser Naruhito hat die 16. Paralympischen Sommerspiele in Tokio eröffnet. Der Tenno sprach um 22.08 Uhr Ortszeit die traditionelle Begrüßungsformel.

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Als der japanische Kaiser Naruhito um 22.08 Uhr Ortszeit die XVI. Sommer-Paralympics mit einem Jahr Verspätung endlich eröffnete, spielte das Dauerthema Corona in Tokio kurzzeitig keine Rolle. Das deutsche Team um die stolzen Fahnenträger Mareike Miller und Michael Teuber verfolgte die bunte und emotionale Zeremonie im leeren Olympiastadion mit strahlenden Gesichtern. Auch IPC-Präsident Andrew Parsons waren an der Seite von Japans Premierminister Yoshihide Suga Stolz, Zufriedenheit und Erleichterung deutlich anzumerken.

Der Tenno sprach bei leichtem Regen die traditionelle Begrüßungsformel. 42 Minuten später entzündeten drei japanische Topathleten gemeinsam das Feuer der Paralympics, über denen wegen der kritischen Pandemie-Lage ein dunkler Schatten liegt. Parsons, Chef des Internationalen Paralympischen Komitees, war am späten Dienstagabend jedoch bemüht, diesen Schatten im Beisein der Mannschaften aus 162 Ländern mit dem Motto "Wir haben Flügel" zu vertreiben.

Der japanische Kaiser Naruhito hat die 16. Paralympischen Sommerspiele in Tokio eröffnet.
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Der japanische Kaiser Naruhito hat die 16. Paralympischen Sommerspiele in Tokio eröffnet.

"Viele haben daran gezweifelt, dass dieser Tag kommen wird. Aber wir haben nie den Glauben verloren", sagte Parsons: "Wir werden für eine neue Wahrnehmung für Menschen mit Behinderung sorgen. Wir stehen vor Spielen, die die Welt verändern können." Die Athleten hätten in der Vorbereitung "alles gegeben: Blut, Schweiß und Tränen. Jetzt könnt ihr der Welt zeigen, was ihr zu leisten imstande seid", sagte der IPC-Präsident "sehr glücklich" darüber, "dass wir diesen Punkt erreicht haben".

Merkel wünscht Para-Athleten viel Erfolg

Bundeskanzlerin Angela Merkel schickte Grüße ins ferne Japan. Sie wünsche "allen Athletinnen und Athleten erfolgreiche Wettkämpfe und - trotz der besonderen pandemischen Umstände - unvergessliche sportliche Momente".

Den hatten Miller und Teuber schon einmal, als sie Deutschland als 103. Nation ins Olympiastadion führten. "Das ist überwältigend", sagte Radsportler Teuber bewegt. Für Rollstuhlbasketballerin und Aktivensprecherin Miller war alles "sehr groß und besonders. Das ist Gänsehaut pur. Es gibt viele schöne Bilder."

Doch bei all den schönen Bildern und Worten: Die 4403 Athletinnen und Athleten bewegen sich bis zum 5. September in 22 Sportarten mit 539 Entscheidungen zwischen der großen Hoffnung auf Medaillen und der noch größeren Angst vor einem positiven Test. Leichtathletin Irmgard Bensusan hatte im Vorfeld stellvertretend von einer "Horrorvorstellung" gesprochen.

Das Team D mit seinen 133 deutschen Sportlerinnen und Sportlern (plus drei Guides) um Para-Star Markus Rehm verbreitete dennoch Zuversicht. Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), fasste die Vorfreude emotional zusammen: "Es ist ein solches Kribbeln und 'Ich-Will' in der Luft, das ist einfach eine tolle Situation." Man freue sich auch über eine "eingeschränkte Eröffnungsfeier".

Afghanistan-Athleten treten nicht an - Volunteer trägt Fahne

Wie bei den Wettbewerben waren auch beim rund dreistündigen Auftakt mit 5500 Statisten keine Fans zugelassen. Es fehlten zudem die beiden Athleten aus Afghanistan - die Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in ihrem Land hat ihre Teilnahme verhindert. Stellvertretend für sie wurde ihre Landesfahne aus Solidarität von einem Volunteer ins Stadion getragen.

Ein Volunteer trägt die afghanische Flagge bei der Eröffnungsfeier.
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Ein Volunteer trägt die afghanische Flagge bei der Eröffnungsfeier.

Den Auftakt beim traditionellen Einzug der Athleten machte das kleine Flüchtlingsteam. Eine besondere Ehre wurde zudem dem deutschen Para-Sprinter Johannes Floors zuteil: Er durfte mit fünf weiteren Sportlern die paralympische Fahne tragen.

Die Wettkämpfe beginnen am Mittwoch. Für Deutschland könnte Radsportlerin Denise Schindler auf der Bahn für die erste Medaille sorgen.

Überlagert werden die Paralympics aber auch weiterhin vom leidigen Corona-Thema. In der japanischen Hauptstadt gilt nach wie vor der Notstand, in den vergangenen Tagen wurden Rekordwerte an Neuinfektionen (über 25.000) registriert. Die Lage in den Krankenhäusern gilt als äußerst angespannt. Man werde "alle Maßnahmen ergreifen", betonte OK-Präsidentin Hashimoto Seiko bei der Eröffnungsfeier, "um sichere Spiele zu ermöglichen".