Nach Kritik an Trainern: Belarussin Krystsina Tsimanouskaya bei Polizei in Sicherheit - Asyl in Deutschland?

Von SPOX/sid
Banger Blick von Kristina Timanovskaya: Die Aufnahme stammt von der Leichtathletik-EM 2018 in Berlin.
© imago images

Die belarussische Sprinterin Krystsina Tsimanouskaya hat nach kritischen Äußerungen über ihre Trainer bei den Olympischen Spielen Schutz auf einer Polizeistation am Flughafen in Tokio gefunden. Angeblich plant sie, am Montag um Asyl in Deutschland oder Österreich zu ersuchen. Dies bestätigte der japanischen Regierungssprecher Katsunobu Kato.

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IOC-Sprecher Mark Adams fügte an, Timanowskaja sei "sicher", am Montagmorgen habe das Internationale Olympische Komitee erneut Kontakt zu ihr gehabt und das belarussische NOK aufgefordert, schriftlich zu den Vorwürfen Stellung zu beziehen. Nach Adams' Angaben seien Offizielle der UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR in den Fall involviert. Weitere Details nannte er nicht.

"Ich bin in Sicherheit und es wird gerade entschieden, wo ich die Nacht verbringen werde", wird die Athletin in einer Mitteilung der Belarusian Sports Solidarity Foundation (BSSF), eine Nicht-Regierungsorganisation des osteuropäischen Landes, zitiert. Tsimanouskaya sollte offenbar gegen ihren Willen außer Landes gebracht werden.

Nach Angaben der BSSF wurde Tsimanouskaya am Sonntagabend zum Tokioter Flughafen Haneda gebracht. "Vertreter des belarussischen Kaders versuchen, die Sportlerin aus Tokio zu verschleppen, ihr wurde ein Flugticket nach Minsk gekauft", schrieb die Stiftung bei Telegram: "BSSF fordert das Internationale Olympische Komitee und den internationalen Leichtathletikverband auf, der belarussischen Sportlerin zu helfen." Man habe das Eingreifen der japanischen Polizei beantragt, um diese Ausreise zu verhindern, so das BSSF weiter.

"Ich stehe unter Druck und sie versuchen, mich ohne meine Zustimmung aus dem Land zu bringen. Ich bitte das IOC darum, sich einschalten", sagte Tsimanouskaya in einem Video, das auf Twitter veröffentlich wurde. Laut einem BSSF-Mitglied plane Tsimanouskaya, am Montag um Asyl in Deutschland oder Österreich zu ersuchen. "Ich werde nicht nach Belarus zurückkehren", ließ sie die Nachrichtenagentur Reuters via Telegram wissen.

IOC fordert Klärung von belarussischem NOK

Das IOC teilte der französischen Nachrichtenagentur AFP auf Anfrage mit, man habe die Berichte in den Medien gesehen, untersuche die Situation und habe "das Nationale Olympische Komitee von Belarus um Klärung gebeten".

Dieses steht unter der Präsidentschaft von Viktor Lukaschenko, Sohn des international hochumstritten belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko. Das NOK hatte zuvor in einer offiziellen Stellungnahme den Rückzug Tsimanouskaya aus mentalen Gründen bekannt gegeben.

"Aufgrund des emotionalen und psychologischen Zustands der Athletin" hätten Trainer der belarussischen Leichtathletikmannschaft auf Anraten der Ärzte entschieden, dass die 24-Jährige "ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen aussetzen soll."

Der Antrag auf Teilnahme an den Rennen über 200 m und 4x400 m sei zurückgezogen worden, hieß es. Die Vorläufe über 200 m in Tokio sind für Montag angesetzt. Am Sonntagabend stand sie allerdings noch in der Startliste für den fünften Vorlauf um 11.02 Uhr Ortszeit.

Hintergrund: Trainer-Kritik via Instagram

Auslöser der Affäre war offenbar ein mittlerweile gelöschtes Video, das Tsimanouskaya bei Instagram gepostet hatte. Darin kritisierte sie den weißrussischen Leichtathletikverband. Tsimanouskaya gab an, sie sei gezwungen worden, am 4x400-Rennen teilzunehmen, weil der Verband nicht die Anzahl ausreichender Dopingkontrollen für die Athletinnen gewährleistet habe, die für die Staffel vorgesehen waren.

"Ich hätte nie so harsch reagiert, wenn man mir das vorher sagt, die ganze Situation erklärt und gefragt hätte, ob ich 400 m laufen kann. Aber sie haben sich entschieden, alles hinter meinem Rücken zu machen", sagte sie.

BSSF war im vergangenen August von der ehemaligen belarussischen Schwimmerin Aliaksandra Herasimenia gegründet worden, als nach der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Lukaschenko heftige Proteste in Belarus ausbrachen.