Olympia 2021 - Zwei Endspiele für das Kuntz-Team: "Das war eine Scheiße"

SID
Deutschland hat das Auftaktspiel bei Olympia gegen Brasilien verloren.
© getty

Auf das Rumpfteam von Stefan Kuntz warten nach der schmerzhaften Pleite gegen Brasilien zwei "Endspiele". Schon gegen Saudi-Arabien ist ein Sieg Pflicht.

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Nach dem ernüchternden Start in das Abenteuer Olympia suchten die deutschen Fußballer Ablenkung im Kreis der großen Sport-Familie. Hinter der schwarz-rot-goldenen Fahne lief die Mannschaft am späten Freitag doch noch bei der Eröffnungsfeier ins Olympiastadion ein und genoss die besondere Atmosphäre. "Das ist ein Highlight", sagte Angreifer Max Kruse, der mit fast allen Spielern extra aus Yokohama in das nahe Tokio gereist war.

Für ein paar Stunden spielte das bittere 2:4 gegen Brasilien somit keine Rolle mehr. "Der Kopf ist extrem wichtig. Darum haben wir gesagt, dass sie dahin gehen können. Sie sollen das olympische Flair aufnehmen", sagte DFB-Trainer Stefan Kuntz und ergänzte: "Ich freue mich jetzt schon darauf, in ihren Gesichtern zu sehen, was sie erlebt haben."

Enttäuschungen hatte es zuvor schließlich genug gegeben. Letzter in der Tabelle, der Kapitän gesperrt, die Medaillen weit entfernt - der Auftakt hatte für einen Stimmungsknick gesorgt. "Als Trainer hoffst du, dass das der berühmte Schuss vor den Bug war", sagte Kuntz, der die Pleite einfach nur "abhaken" wollte.

Schließlich geht es in Japan Schlag auf Schlag: Schon am Sonntag (13.30 Uhr auf DAZN) zählt gegen Saudi-Arabien nur ein Sieg. "Jetzt gilt es, ein anderes Gesicht zu zeigen", sagte Kuntz. Zu beneiden ist der 58-Jährige bei dieser Aufgabe nicht gerade: Weil Kapitän Maximilian Arnold nach seiner Gelb-Roten Karte gesperrt ist, stehen Kuntz nur noch 14 Feldspieler zur Verfügung - wenn sich niemand mehr verletzt.

Diese Rumpftruppe muss nun den teilweise erschreckenden Auftritt gegen den eingespielten Turnierfavoriten Brasilien schnell aus den Köpfen bekommen. Einfach wird das nicht. "Wir können uns für die erste Halbzeit nur entschuldigen", schrieb Benjamin Henrichs in den sozialen Medien und nahm kein Blatt vor den Mund: "Das war eine Scheiße, die wir da zusammen gespielt haben."

Auch Kuntz zeigte sich auf der Pressekonferenz am Freitag ungehalten. "Was uns ärgert ist, dass die taktischen Richtlinien teilweise in die Tonne gekloppt wurden", sagte er. "Im Spielaufbau war das sehr krass, da wurden die Richtlinien teilweise eingehalten, aber wenn das der Teamkollege nicht macht, lässt er ihn natürlich dann im Wald stehen."

Einziger Trost: Nüchtern betrachtet ist noch nicht viel passiert. Einen Pflichtsieg gegen Außenseiter Saudi-Arabien vorausgesetzt, könnte im letzten Gruppenspiel gegen die Elfenbeinküste im Idealfall schon ein Remis für den Einzug ins Viertelfinale reichen. Dort ginge es dann gegen den Sieger der Gruppe C - aktuell wäre das Australien.

Kruse: "Wird ein ganz anderes Spiel"

Doch so weit will noch niemand denken. "Am Sonntag wird es ein ganz anderes Spiel. Wer die Tabelle lesen kann, weiß, dass es schon ein Endspiel ist", sagte Max Kruse. Mit leeren Händen will der Routinier von Union Berlin auf keinen Fall nach Hause fahren. "Wir sind nicht bloß hier, um an der Zeremonie teilzunehmen, wir wollen was erreichen", sagte er in Yokohama.

Doch dafür muss das DFB-Team, das von der Bundesliga bei der Zusammenstellung höflich ausgedrückt nicht gerade unterstützt wurde, vor allem als Mannschaft wachsen. Zwar kennen sich viele Spieler aus diversen U21-Jahrgängen, doch das alleine reicht nicht. "Die Automatismen kriegen wir jetzt natürlich nicht rein. Aber wir haben erfahrene Spieler", sagte Kuntz.

Genau diese Spieler - neben Kruse vor allem Henrichs, Nadiem Amiri, Arne Maier oder eben der gesperrte Arnold - sollen nun voran gehen. "Wir müssen an die zweite Halbzeit anknüpfen und versuchen, das wenige Positive mitzunehmen", sagte Kruse und betonte: "Jetzt müssen wir daran arbeiten, dass man es am Sonntag sieht."

Max Kruse Kapitän gegen Saudi-Arabien

Kruse wird die deutschen Fußballer im zweiten Gruppenspiel als Kapitän anführen. Der 33-Jährige vertritt Maximilian Arnold, der beim 2:4 gegen Brasilien die Gelb-Rote Karte gesehen hatte. "Max wird daher die Mannschaft auf den Platz führen", sagte DFB-Trainer Stefan Kuntz am Freitag.

Wegen der Sperre stehen Kuntz nur noch 14 Feldspieler zur Verfügung. "Wir können also nicht das gesamte Wechselkontingent ausschöpfen", sagte der DFB-Trainer. Zudem sind Benjamin Henrichs, Amos Pieper, Anton Stach und Jordan Torunarigha mit einer Gelben Karte vorbelastet.

Für ihn, sagte Kuntz, stelle sich daher die Frage: "Wie stellen wir sicher, dass wir im dritten Spiel genug Spieler haben?" Einige Akteure hätten zudem Blessuren davongetragen. Aber: "Keiner ist so verletzt, dass es jetzt schon ausgeschlossen ist, dass er spielt."

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