Alles Gut oder was?

Lara Gut durfte sich über ein rundum gelungenes Wochenende freuen
© getty

Lara Gut zimmert ein traumhaftes Wochenende in den Schnee - und strahlt dabei noch heller als der Untergrund. Auch Aksel Lund Svindal dürfte die Tage in bester Erinnerung behalten. Peter Prevc schreibt zusammen mit seinem Bruder Geschichte, Miriam Gössner wäre wohl am liebsten im warmen Bett geblieben und Matthias Mayer hat Glück im Unglück. Außerdem: Ein Schemppion, Premierensiege und eine Drohung.

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Frau des Wochenendes: Lara Gut

Fassen wir das Wochenende der jungen Schweizerin kurz zusammen: In Val d'Isere gab es am Freitag einen Sieg in der Super-Kombination (0,01 Sekunden vor Lindsey Vonn) sowie in der Abfahrt am Samstag (Vonn schied aus), dazu kam trotz Ermüdungserscheinungen ein geteilter zweiter Platz beim Riesenslalom in Courchevel (Vonn auf Rang 13) am Sonntag, bei dem Viktoria Rebensburg das Podest knapp verpasste. Fazit: Zum mit der Zunge schnalzen.

Gut fuhr in drei Rennen stattliche 280 Punkte ein - und überholte damit sogar ihre US-amerikanische Konkurrentin in der Gesamtwertung. Aktuell stehen 58 Zähler Vorsprung zu Buche. Und das, obwohl die letzten Wochen für die 24-Jährige alles andere als perfekt liefen und vielerorts bereits zu hören war, dass sich Vonn schon entscheidend abgesetzt hätte.

Da kann man den Ärger über das verpasste Triple, den es wohl sowieso nicht gab, getrost direkt zu Akten legen. Vor allem, da es als Lohn für die harte Arbeit - wie üblich - ein zugegebenermaßen süßes Filet auf vier Beinen (siehe Bild) gab.

Mann des Wochenendes: Aksel Lund Svindal

Knallharter Wettbewerb? Ein verbissenes Gesicht? Unsicherheit? Nichts gibt's! Naja, höchstens fassungslose Blicke - und zwar von der Konkurrenz. Nahezu alles, was Svindal zurzeit macht, sorgt für Staunen und ein bisschen Angst. Der Norweger scheint selbst die schwersten Hänge mit einer Leichtigkeit zu bezwingen, die die Vermutung aufkommen lassen könnte, dass er in den Speed-Disziplinen nur mit Gegnern und Gelände spiele.

Am Freitag gab es den Sieg im Super-G auf der traditionsreichen Piste im Grödnertal, am Tag darauf folgte der Triumph in der Abfahrt. Es war ein historisches Double, das zuvor noch keinem gelungen war. "Es läuft einfach sehr gut, das muss man genießen", resümierte der 32-Jährige, der in dieser Saison von sechs Speed-Rennen stolze fünf für sich entscheiden konnte, mit einem entsprechend breiten Grinsen.

Allerdings dürfte auch etwas Erleichterung mitgeschwungen sein. Denn immerhin hatte Svindal zuvor bei zehn Abfahrten in Gröden kein einziges Mal auf dem Podest gestanden.

Märchen des Wochenendes: Familie Prevc

Eigentlich wäre Peter Prevc natürlich auch ein extrem heißer Kandidat für den Mann des Wochenendes gewesen. Da er jedoch abgesehen von seinen starken Leistungen nebenbei noch Geschichte schreiben konnte, dies aber nicht alleine tat, bekommt er zusammen mit seiner Familie nach diesem verrückten Wochenende kurzerhand eine eigene Kategorie.

Doch eins nach dem anderen: In Engelberg gab es für Prevc die Karriere-Erfolge Nummer acht und neun, die Favoritenrolle bei der anstehenden Vierschanzentournee hat der Slowene damit sowieso mehr als deutlich unterstrichen. In der Schweiz setzte der 23-Jährige allerdings noch einen obendrauf, fand seinen Weg in die Geschichtsbücher - und war damit nicht allein.

Als Prevc am Samstag mit einer dominanten Vorstellung den unangefochtenen Sieg von der Großschanze einfuhr, ging Platz zwei an einen erst 16-Jährigen. Sein Name lautete Domen Prevc. Der jüngere Bruder des Tournee-Favoriten verwies kurzerhand die versammelte Elite auf die Plätze, landete in seinem erst fünften Weltcup-Springen das erste Mal auf dem Podest und machte so den ersten Doppelsieg zweier Brüder in der Skisprung-Geschichte perfekt.

"Das ist ein ganz besonderer Moment für uns", sagte Peter im Anschluss und schob hinterher: "Es heißt ja, dass ich ungemein aggressiv abspringe. Aber Domen ist noch viel aggressiver." Selbst der deutsche Bundestrainer Werner Schuster kam aus dem Staunen nicht mehr heraus: "Fliegerisch ist er das Beste, was es jemals gegeben hat."

Immer noch nicht genug? Aufgepasst: Noriaki Kasai, der sich am Samstag über Rang drei freuen durfte, stand in Domens Geburtsjahr (1999) erstmals in Engelberg auf dem Podium. Der größte Karriere-Erfolg des Japaners, der Titel als Skiflug-Weltmeister im Jahr 1992, lag da allerdings schon sieben Jahre zurück. Die spinnen, die Skispringer.

Spruch des Wochenendes: Peter Prevcs Drohung

Die Prevc-Madness geht auch in dieser Kategorie weiter, denn Peter legte noch einen nach. "Wir haben ja noch einen dritten Bruder. Der braucht noch ein wenig Zeit, aber der wird auch noch kommen. Verlasst euch drauf", sagte der 23-Jährige nach dem Doppelsieg. Severin Freund sprach danach wohl das aus, was viele Konkurrenten gedacht haben dürften: "Drei von denen? Das muss so schnell auch nicht sein."

Schock des Wochenendes: Matthias Mayers Sturz

Wem beim Sturz Mayers nicht der Atem stockte, der musste von der ganz harten Sorte sein. Der 25-jährige Olympiasieger aus Österreich verlor bei der Weltcup-Abfahrt in Gröden auf der Saslong an einer Bodenwelle die Kontrolle und stürzte schwer. Nachdem er vor Ort behandelt wurde, ging es per Helikopter in die Klinik nach Bozen und von dort aus weiter nach Innsbruck.

In Innsbruck wurde eine Fraktur des sechsten und siebten Brustwirbels diagnostiziert. Vor allem der Bruch des siebten Wirbels, bei dem es sich um einen instabilen handelte, bereitete den Ärzten Sorgen. Mayer wurde deshalb noch in der Nacht operiert, der Bereich vom fünften bis zum siebten Brustwirbel verschraubt. Immerhin: Mit bleibenden Schäden hat der ÖSV-Athlet nicht zu rechnen, die Saison ist allerdings natürlich gelaufen.

"Er muss jetzt mindestens zehn Tage hier bleiben, bevor er in häusliche Pflege entlassen werden kann", sagte der behandelnde Arzt Michael Gabl. Auch Mayer selbst zeigte sich optimistisch: "Es hätte viel schlimmer sein können. Da wächst alles wieder zusammen", so der Gestürzte. Ein Grund dafür dürfte übrigens ein Oberkörper-Airbag gewesen sein, den Mayer trug und der sich beim Sturz geöffnet hatte. Gute Besserung!

"Wäre ich doch nur im Bett geblieben" des Wochenendes: Miriam Gössner

Nach dem total verkorksten letzten Jahr hatte Gössner in diesem Winter endlich wieder aufblitzen lassen, was sie eigentlich drauf hat. Die Freude war der 25-Jährigen deutlich anzusehen. Die daraus resultierende Motivation schien in Pokljuka allerdings doch etwas zu groß zu sein.

Bei der Verfolgung der Damen leistete sich die Freundin von Felix Neureuther voller Tatendrang einen Fehlstart, der ihr eine 30-Sekunden-Strafe einbrachte. Schmerzhaft, aber nicht das Ende der Welt. Doch beim Fehlstart blieb es nicht. Gössner ballerte im Anschluss wie wild um sich und kam mit sieben Fehlversuchen ins Ziel - Platz 41. Der Rückstand auf die Siegerin Laura Dahlmeier betrug satte 4:26,6 Minuten.

Angesichts der Tatsache, dass Magdalena Neuner schon einen Sieg verballerte, weil sie auf die falschen Scheiben schoss (Verfolgung in Nove Mesto 2012) oder nach dem Erfolg im Sprint im anschließenden Verfolger (Oberhof im Jahr 2007) einfach mal mit leerem Magazin am Schießstand ankam, dürfte Gössner den Tag wohl am besten unter 'gelaufen' abhaken. Kopf hoch, Miri.

"Es geht doch" des Wochenendes: Die deutschen Rodler(innen)

Ein deutlich besseres Wochenende als Gössner erlebten die Deutschen beim Rodeln. Beim letzten Weltcup des Jahres in Calgary gewannen sowohl Felix Loch als auch Natalie Geisenberger endlich auch in diesem Winter ein Rennen und beendeten somit eine viel zu lange andauernde Serie ohne Sieg. Viel länger hätten die beiden allerdings auch nicht mehr warten können, schließlich war es der letzte Weltcup in diesem Jahr.

Ebenfalls zum Thema "es geht doch": Eric Frenzel durfte in dieser Saison zum ersten Mal jubeln. Der Olympiasieger aus Oberwiesenthal setzte sich im österreichischen Ramsau durch und verwies die Konkurrenz auf dabei klar auf die Plätze. "Den Sieg widme ich meinen beiden Söhnen, weil ich nicht so oft zu Hause sein kann", zeigte Frenzel seine sentimentale Seite.

DSV-Biathleten des Wochenendes: Laura Dahlmeier und Simon Schempp

Für gute Laune im DSV-Lager sorgten aber vor allem Dahlmeier und Schempp. Mit zwei souveränen Siegen in der Verfolgung ließen die beiden Deutschen nichts anbrennen und setzten ihren Höhenflug beim Weltcup in Pokljuka unbeirrt fort.

Zwar blieb dem "Schemppion", der am Sonntag im Massenstart mit Platz vier das Podium denkbar knapp verpasste, der erste Karriere-Hattrick verwehrt, mehr als ein kleiner Wermutstropfen war das allerdings nicht. "Die letzten Wochen verliefen einfach traumhaft. Heute war nochmal ein schöner Abschluss", resümierte der 27-Jährige mehr als zufrieden. Für Dahlmeier war es derweil der vierte Sieg im Weltcup.

Völlig zurecht gab es obendrauf den Lohn einer traumhaften Einschaltquote. Rund 3,93 Millionen Zuschauer sahen durchschnittlich, wie sich Dahlmeier zum Sieg kämpfte (Marktanteil: 33,2 Prozent), bei Schempp waren es 3,00 Millionen (32,9 Prozent).

Bestohlener des Wochenendes: Marcel Hirscher

Nach seinem 35. Weltcup-Sieg waren die Skier Hirschers im Anschluss an die Siegerehrung unauffindbar. Der Österreicher reagierte prompt und gab folgende Vermisstenanzeige auf: "WANTED - Mein Rennski, Länge: 195 cm, Alter: 3 Monate, Geburtsort: Altenmarkt, Familienname: Atomic, Vorname: Nr. 22, Zuletzt gesehen: Heute im Zielraum; Hinweise werden gerne angenommen, denn morgen brauche ich ihn wieder. Danke, euer Marcel." Mal sehen, ob sich bis zum Parallel Riesenslalom in Alta Badia jemand gemeldet hat.

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