UFC

"Im Ring mit Angela Merkel? Das dauert noch!"

Von Interview: Bastian Strobl
Noch wird Dennis Siver nach einem Sieg im Octagon nicht von der Bundeskanzlerin umarmt
© Getty

"Deutscher UFC-Pioner": Das darf sich Dennis Siver schon mal in seine Vita schreiben. Auf einen Titelkampf muss der 32-Jährige allerdings weiter warten. SPOX traf The Menace im Rahmen der Präsentation des neuen THQ-Videospiels "UFC Undisputed 3" und sprach mit ihm über die bittere Niederlage gegen Donald Cerrone, ein Tete-a-tete mit der Bundeskanzlerin und seine Zukunft in der Autowerkstatt.

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SPOX: Herr Siver, einige Wochen sind seit Ihrer Niederlage gegen Donald "Cowboy" Cerrone vergangen. Rückblickend: Was lief falsch?

Dennis Siver: Schwer zu sagen. Für eine richtige Analyse war der Kampf fast zu kurz. Aber eines wurde ganz klar: Ich kam einfach mit seinen Reichweitenvorteilen nicht zurecht, vor allem mit seinen Kicks. Und nachdem er mich ein-, zweimal gut getroffen hatte, war ich schon angeknockt. Die Submission war dann nur die Konsequenz. So ist nun mal Mixed Martial Arts. Das macht diese Sportart auch aus, dass es einfach jeden Moment zu Ende sein kann. Und manchmal ist man eben selbst das Opfer.

SPOX: Wie sah denn Ihre Taktik aus?

Siver: Ich wollte in den Nahkampf. Das war meine einzige Chance. Aber dadurch, dass ich fast in ihn reinspringen musste, um in den Nahkampf zu kommen, war meine Verteidigung sehr offen. Das hat er perfekt ausgenutzt.

SPOX: Haben Sie die Niederlage mental schon überwunden?

Siver: In den ersten beiden Wochen nach dem Kampf ist so ein Fight natürlich schon noch allgegenwärtig. Insgeheim geht man den Kampf immer und immer wieder durch. Aber mittlerweile ist es kein Thema mehr. Es gilt, den Kopf frei zu bekommen und nach vorne zu schauen.

SPOX: Zur Ablenkung könnten Sie ja ein bisschen das neue UFC-Videospiel zocken. Ist es eigentlich denkbar, dass so ein Game die taktische Vorbereitung auf einen Kampf zumindest unterstützt, wie es zum Beispiel in der Formel 1 mit den Simulatoren der Fall ist?

Siver: Nein, die Realität ist schon was anderes. Auch wenn das neue Spiel schon sehr nahe der Wirklichkeit dran ist. Aber das richtige Training lässt sich damit leider nicht ersetzen (schmunzelt).

SPOX: Wenn wir in die Zukunft blicken: Wie geht's weiter? Steht der nächste Gegner schon fest?

Siver: Nein, in der Richtung gibt es leider noch nichts zu vermelden. Aber die UFC wird in den nächsten Wochen sicherlich auf mich zukommen, um die Zukunft zu besprechen.

SPOX: Klingt fast danach, als wäre das Karriereende nicht mehr fern?

Siver: Nein, auf keinen Fall. Ich fühle mich fit und bin auf meinem Zenit. Auch wenn man es im Kampfsport nur schwer vorhersagen kann, glaube ich schon, dass ich noch zwei, drei gute Jahre vor mir habe.

SPOX: Das wird Dana White sicher gerne hören. Immerhin sind Sie hierzulande für die UFC eine Art Missionar.

Siver: Eines ist klar: Eine Sportart lässt sich immer besser verkaufen, wenn ein Deutscher erfolgreich ist. Das hat man in der Vergangenheit schon beim Tennis mit Boris Becker und in der Formel 1 mit Michael Schumacher gesehen. Deswegen ist es auch normal, dass ich in Deutschland eine große Rolle für die UFC spiele.

SPOX: Wie gehen Sie mit dieser Rolle um, vor allem in Sachen Druck?

Siver: Am Anfang musste ich mich natürlich erstmal daran gewöhnen. Aber wenn man einmal das Spotlight kennen und lieben gelernt hat, macht einem das nicht mehr viel aus. Und im Ring kämpfe ich vor allem für mich. Dass ich dabei mein Land vertrete und die UFC bekannter mache, ist ein netter Nebeneffekt.

SPOX: Um bekannter zu werden, braucht die UFC sicherlich auch die Presse. Die ist allerdings auf MMA nicht gerade gut zu sprechen ist.

Siver: Hören Sie bloß auf. Wenn ich sehe, was da geschrieben wird, müssen wir Kämpfer sicherlich Pionierarbeit leisten. Ich versuche es jedes Mal, den Journalisten, die über die UFC schreiben, einen Einblick zu gewähren, damit eben am Ende nicht nur die Klischees gedruckt werden.

SPOX: Lassen Sie uns ein paar Jahre zurückschauen: Bei Ihrem ersten UFC-Engagement wurden Sie nach vier Kämpfen entlassen. Wie haben Sie sich seitdem verändert?

Siver: Ich bin kühler im Kopf geworden. Früher bin ich häufig mit Schaum vor dem Mund ins Octagon gegangen. Heutzutage schalte ich eher mein Hirn ein.

SPOX in Action: Im Käfig mit der Kampfmaschine

SPOX: Gehen Sie auch anders mit Niederlagen um?

Siver: Nein, das wäre auch schlimm. Als Sportler gewöhnt man sich nie ans Verlieren, und das ist auch gut so.

SPOX: Wenn Sie die Handschuhe trotzdem mal an den Nagel hängen sollten. Geht's dann zurück in ihren urpsrünglichen Beruf?

Siver: Sie meinen zurück in die Werkstatt, um als KFZ-Mechaniker zu arbeiten?

SPOX: Genau.

Siver: (lacht) Na, ich hoffe doch, dass ich diese Zeit hinter mir habe. Trotzdem ist es schön, mit der Gewissheit zu leben, notfalls einen Plan B in der Hinterhand zu haben.

SPOX: Alternativ gibt's ja noch den Aushilfsjob als Türsteher.

Siver: Das habe ich nur mal für eine kurze Zeit nebenbei gemacht. Und ich war immer ein netter Bodyguard. So viel zu dem Thema (schmunzelt).

SPOX: Wie haben eigentlich Ihre Eltern damals darauf reagiert, als sie Kampfsportler wurden?

Siver: Zu Beginn waren meine Eltern schon dagegen, vor allem meine Mutter. Aber mit der Zeit haben sie sich daran gewöhnt und unterstützen mich natürlich. Aber einen Kampf von mir live zu sehen, das ist für meine Mutter immer noch eine kleine Tortur. Das ist einfach zu viel Stress für sie.

SPOX: Falls Sie mal Kinder haben sollten: Würden Sie Ihrem Sohn verbieten, Kampfsport zu betreiben?

Siver: Nein, warum auch? Dadurch bleibt er fit, lernt Selbstverteidigung und kann sich austoben. Das heißt ja nicht, dass er gleich der nächste UFC-Kämpfer werden will. Und wenn doch, dann habe ich für ihn sicherlich noch den einen oder anderen Trick auf Lager.

SPOX: Sie können sich also vorstellen, dem Business als Trainer erhalten zu bleiben?

Siver: Das wäre ein Traum, keine Frage. Ich biete auf meiner Internetseite ja schon Trainingsstunden mit mir an.

SPOX: Haben Sie da vielleicht schon den nächsten Dennis Siver gesichtet?

Siver: Eher nein (schmunzelt). Die Leute, die das machen, haben eher Spaß an der Sache. Die wollen nicht unbedingt professionelle Fighter werden. Es gab sogar Väter, die das Training ihren Söhnen zum Geburtstag geschenkt haben.

SPOX: Das ist ja dann fast schon eine Art Mutprobe.

Siver: Ach nein, so schlimm ist es nicht. Es ist eher ein nettes Workout mit ein paar Autogrammen und Fotos im Anschluss.

SPOX: Sie waren zuletzt auch bei einem MMA-Event in Russland, wo mit Fedor Emelianenko eine echte Kampfsport-Legende gekämpft hat.

Siver: Ja, das war eine tolle Veranstaltung vor 20.000 Zuschauern in Russland. MMA hat dort einfach einen ganz anderen Stellenwert.

SPOX: Woran merkt man das?

Siver: Ganz einfach: Nach dem Kampf ist sogar Wladimir Putin in den Ring gestiegen, um Fedor zu gratulieren.

SPOX: Bis Angela Merkel Ihnen im Ring bzw. im Octagon gratuliert, vergeht wohl noch eine kleine Ewigkeit, oder?

Siver: (schmunzelt) Das dauert vermutlich noch! Aber ganz ehrlich: Ich bin auch nicht scharf darauf, dass irgendein Politiker mir die Hand schüttelt. Solange die Politik mich nicht ausbremst und der UFC keine Steine in den Weg legt, bin ich zufrieden.

SPOX: Wenn's also kein Händedruck von der Kanzlerin sein darf, was soll denn dann unter dem Weihnachtsbaum liegen?

Siver: Ach, überzeugende Siege in meinen nächsten Kämpfen und ein UFC-Event in Deutschland, dann wäre ich schon zufrieden (lacht).

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