Boris Becker bei den Australian Open - Comeback nach schwerer Zeit: "Hat der noch Ahnung?"

SID
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"Ich bin wieder hier - in meinem Revier" - der Mega-Hit von Marius Müller-Westernhagen könnte der Titelsong bei Boris Beckers Comeback als Eurosport-Experte sein.

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Manchmal kneift er die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, bevor er antwortet. Das hat Boris Becker immer so gemacht, schon damals in jener längst vergangenen Zeit, als er Begriffe wie "Becker-Faust" und "Becker-Hecht" in den deutschen Wohnzimmern der Achtziger und Neunziger Jahre etablierte. Er tut es immer noch, er kneift die Augen zusammen und überlegt. Dann sagt er: "Man erwartet Know-how von mir, Schlagfertigkeit. Hat der Becker noch Ahnung?"

Für Eurosport wird Becker aus dem Münchner Studio in den nächsten beiden Wochen die Australian Open als Experte begleiten. Er selbst bezeichnet das als Verpflichtung und "Verantwortung, denn in den kommenden 14 Tagen werden viele verfolgen, was ich sage. Das wird genau unter die Lupe genommen, was ich aber gewohnt bin. Ich werde mein Bestes geben, um professionell aufzutreten und rüberzukommen."

Diese Nähe, sagt Becker, habe ihm in den knapp acht Monaten seiner Inhaftierung in London "enorm gefehlt, Tennis ist schließlich meine größte Leidenschaft". Er habe aus naheliegenden Gründen nicht jedes Turnier verfolgen können, "aber ich habe die BBC und ITV bekommen. So konnte ich in Wimbledon jedes Match verfolgen und bei den US Open die Highlights. Bei den ATP Finals in Turin konnte ich das Endspiel verfolgen. Also die wichtigsten Partien habe ich gesehen."

Und Becker ist gut informiert, Tennis ist und bleibt seine Kernkompetenz. Er habe seine Hausaufgaben gemacht "und fleißig studiert, wer in Melbourne mitspielen will und darf. Insofern glaube ich, ganz gut informiert zu sein." Für Deutschlands Spitzenspieler Alexander Zverev gehe es beispielsweise nach der langen Verletzungspause zunächst darum, die erste Runde "möglichst gut und unfallfrei zu überstehen. Erst dann weiß er zu 100 Prozent, auf welchem Stand er ist."

Autralian Open: Boris Becker zweifelt an Novak Djokovic

Becker geht davon aus, dass Zverevs Fitness "schon besser ist als vor zwei Wochen. Auch der Modus über drei Gewinnsätze kommt ihm gelegen. Nur liegt die Wahrheit eben auf dem Platz. Dieser dumme alte Spruch ist wirklich wahr." Zverev müsse sich heranfühlen, herantasten - aber Experte Becker ist sicher: "Wir werden von Satz zu Satz einen besseren Zverev sehen."

Einen fast todsicheren Titelanwärter sieht Becker in diesem Jahr in Melbourne nicht. Sein ehemaliger Schützling Novak Djokovic sei "Favorit ja, auch Topfavorit, aber nicht so klar wie in der Vergangenheit". Die Erwartungshaltung sei hoch, "Novak will den Grand-Slam-Rekord von Nadal einstellen. Dazu scheint er etwas am Oberschenkel zu haben und ist wahrscheinlich nicht ganz bei 100 Prozent", sagt Becker.

Ganz oben auf Beckers Rechnung steht außerdem Vorjahressieger Rafael Nadal. "So lange dieser Kerl dabei ist, würde ich nie gegen ihn wetten", sagt der 55-Jährige: "Ich bin ein großer Nadal-Fan. Für junge Spieler ist er ein absolutes Vorbild und lebt vor, was mit Einstellung, Disziplin und purem Willen erreichbar ist. In der Rangfolge der Favoriten für Melbourne kommt er für mich auf Rang zwei." Boris Becker ist wieder hier. In seinem Revier.

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