Sergej Stachowski kritisiert Schweigen russischer Profis zum Krieg

SID
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Der frühere ukrainische Tennisprofi Sergej Stachowski (36) ist "enttäuscht" vom Schweigen vieler russischer Spielerinnen und Spieler zum Angriffskrieg in seinem Heimatland. "Sie haben alle Angst um ihr Schicksal. Sie wollen nicht ins Gefängnis, aber sie sind damit einverstanden, dass Kinder und Frauen sterben", sagte Stachowski am Rande einer Benefizveranstaltung für die Kriegsopfer im polnischen Krakau.

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Das Event hatte die Weltranglistenerste Iga Swiatek organisiert, dem Aufruf der Polin folgten ukrainische Sportstars wie die schwangere Tennisspielerin Jelina Switolina oder Fußballheld Andrij Schewtschenko. Auch die einstige polnische Nummer eins Agnieszka Radwanska griff wieder zum Schläger.

Swiatek (21) sagte, sie habe das Gefühl, der Krieg sei bereits aus den Köpfen verschwunden, "viele Spieler haben ihre (ukrainischen) Bändchen, die sie im Februar für ein paar Matches getragen hatten, wieder abgenommen". Das finde sie "ein bisschen widersprüchlich", sagte die French-Open-Siegerin, "aber ich konzentriere mich vor allem darauf, was ich tun kann, um zu helfen."

Stachowski, der seine Karriere Anfang des Jahres beendet hatte und nach der russischen Invasion den Reservestreitkräften der Ukraine beitrat, nahm explizit Andrej Rublew und Darja Kassatkina aus seiner Kritik heraus. Der Weltranglistenachte Rublew sei "vielleicht einer der wenigen Spieler gewesen, die sich öffentlich gegen den Krieg ausgesprochen haben", sagte er.

Die russische Top-Spielerin Kassatkina hatte den Krieg in einem Youtube-Video als "Albtraum" bezeichnet, die Homophobie in Russland kritisiert und sich selbst als homosexuell geoutet. "Ich bewundere Darja sehr", sagte Stachowski, "sie ist auf ihre Art eine Heldin." Gäbe es mehr Russinnen und Russen wie Rublew und Kassatkina, "hätte dieser Krieg niemals begonnen".

Stachowski: "Gelinde gesagt bin ich davon sehr enttäuscht"

Stachowski erzählte, er habe "einige russische Spieler in Paris während Roland Garros getroffen". Namen nannte er nicht, aber "im Grunde drehten sich alle einfach um, gingen weg oder wandten ihren Kopf ab, als sie mich gesehen haben", sagte er: "Und ich kenne sie alle schon sehr lange, habe ihre Karrieren verfolgt. Gelinde gesagt bin ich davon sehr enttäuscht."

Die russischen Spielerinnen und Spieler starten auf der Tennistour als neutrale Athletinnen und Athleten. In Wimbledon waren sie vom ausrichtenden All England Club ausgeschlossen gewesen, was einige Topstars wie Rafael Nadal, Novak Djokovic oder auch Olympiasieger Alexander Zverev kritisiert hatten.

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