Wimbledon, Tag 9: Deutscher Krimi! Tatjana Maria nach Sieg gegen Jule Niemeier im Halbfinale

Von SPOX/SID
Tatjana Maria (l.) steht nach ihrem Sieg gegen Jule Niemeier im Wimbledon-Halbfinale.
© getty

Nach einem emotionalen deutschen Duell in Wimbledon geht die Reise für Tatjana Maria weiter, Jule Niemeier verabschiedet sich stolz aus dem All England Club.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Tatjana Maria ließ den Schläger fallen, schlug die Hände vor den Mund, und als sie Jule Niemeier am Netz in den Arm fiel, kamen ihr die Freudentränen. "Ich hätte sie am liebsten gar nicht mehr losgelassen", sagte Maria bei Sky, doch die Wege der deutschen Wimbledon-Überraschungen mussten sich trennen.

Die Comeback-Königin spielt nach dem anfangs nervösen, am Ende emotionalen und spannenden 4:6, 6:2, 7:5 um den Einzug ins Endspiel. Debütantin Niemeier verließ den Court und später den All England Club erhobenen Hauptes. Ihre Hände hatte sie zu einem Herz geformt.

"Ich habe überall Gänsehaut, wir haben Deutschland stolz gemacht", sagte Maria: "Es ist ein Traum, das mit meiner Familie, mit meinen zwei kleinen Töchtern zu genießen."

In Marias Box jubelte Ehemann Charles Edouard, die Töchter Charlotte (8) und Cecilia (1) dürften kleine Stars in der Kinderbetreuung im Trainingspark gewesen sein. Ihre Mama im Halbfinale des bedeutendsten Tennisturniers der Welt: Damit hatte niemand gerechnet.

Wimbledon: Maria kämpft gegen Jabeur um Final-Einzug

"Verrückt", sagte Maria noch auf dem Platz. Am Donnerstag wartet wieder ein besonderes Duell - gegen die Tunesin Ons Jabeur, die gegen Marie Bouzkova aus Tschechien 3:6, 6:1, 6:1 gewann. "Sie spielt mit meiner Tochter Charlotte die ganze Zeit, liebt meine andere Tochter Cecilia, sie ist quasi ein Teil der Familie", sagte Maria.

Im Alter von 34 Jahren, nur 15 Monate nach der zweiten Geburt, steht Maria als insgesamt fünfte Deutsche im Halbfinale von Wimbledon. Steffi Graf hatte hier den Titel siebenmal gewonnen, Angelique Kerber 2018 triumphiert, Sabine Lisicki 2013 das Endspiel erreicht, und auch Julia Görges war vor vier Jahren ins Halbfinale vorgestoßen.

Nun also Maria - und nicht Jule Niemeier, die als leichte Favoritin galt. Und zu Beginn sah es tatsächlich so aus, als könne sie ihre wundersame Reise fortsetzen. Marias gefürchteter Slice, dieser eklige Unterschnitt, der ihre namhaften Gegnerinnen zuvor zur Verzweiflung gebracht hatte, sprang nicht so scharf ab wie gewohnt, und obwohl Niemeier etliche Doppelfehler servierte, lief Maria im ersten Satz einem frühen Break vergeblich hinterher.

Erst mit ihrem zweiten Aufschlagverlust fand sie ins Match und drehte einen 0:1-Rückstand in eine 4:1-Führung. Comeback-Qualitäten hatte Maria auch nach ihren beiden Schwangerschaften bewiesen. "Ich habe immer dran geglaubt, dass ich es schaffen kann", sagte sie vor dem Match: "Es ist egal, wie alt du bist, oder wie viele Kinder du hast. Wenn du an dich selbst glaubst, kannst du es schaffen."

Tatjana Maria hat das Halbfinale in Wimbledon erreicht.
© getty
Tatjana Maria hat das Halbfinale in Wimbledon erreicht.

Wimbledon: Maria kämpft sich zurück

Mit dieser Einstellung hatte sie im Achtelfinale die frühere French-Open-Siegerin Jelena Ostapenko rausgeworfen, obwohl sie deutlich zurücklag und nur einen Punkt vom Aus entfernt war. "Wenn es eine verdient hat, dann sie", sagte Bundestrainerin Barbara Rittner dem SID über Marias "mit Abstand größten Erfolg" der Karriere.

Niemeier darf sich mit 310.000 Pfund Preisgeld trösten, sie verdoppelt damit ihre bisherigen Einnahmen. Punkte für die Weltrangliste bekommt sie nicht, die waren dem Turnier nach dem Ausschluss russischer und belarussischer Spielerinnen und Spieler entzogen worden.

Für das Hauptfeld bei den US Open braucht die Nummer 97 im Ranking daher in den kommenden Wochen gute Ergebnisse. Ihr überraschender Lauf in Wimbledon dürfte Niemeier das Selbstvertrauen dafür geben. "Jule hat gezeigt, dass dies nur der Anfang ist", sagte Rittner: "Da steckt so viel mehr drin. An ihr werden wir viel Freude haben."

Wimbledon: Djokovic wendet Viertelfinal-Aus ab

Titelverteidiger Novak Djokovic hat ein überraschendes Aus im Viertelfinale von Wimbledon in einem dramatischen Duell gerade noch abgewendet. Der sechsmalige Turniersieger aus Serbien bezwang am Dienstag den starken Südtiroler Jannik Sinner nach 0:2-Satzrückstand 5:7, 2:6, 6:3, 6:2, 6:2.

Am Freitag spielt Djokovic gegen Cameron Norrie um einen Platz im Endspiel. Norrie hielt die britischen Hoffnungen auf einen Heimsieg ebenfalls durch einen Fünfsatzsieg über David Goffin (Belgien) am Leben. Nach dem 3:6, 7:5, 2:6, 6:3, 7:5 in 3:28 Stunden steht der Weltranglistenzwölfte zum ersten Mal im Halbfinale eines Grand Slams.

Wimbledon: Krawietz/Mies ausgeschieden

Das deutsche Spitzendoppel Kevin Krawietz und Andreas Mies ist in Wimbledon im Viertelfinale ausgeschieden. Das Duo aus Coburg und Köln unterlag am Dienstag den an Position zwei gesetzten Titelverteidigern Nikola Mektic und Mate Pavic aus Kroatien nach 100 Minuten mit 4:6, 3:6, 3:6.

Die zweimaligen French-Open-Sieger hatten im All England Club erstmals die Runde der besten Acht erreicht.

Wimbledon: Die Vierterfinal-Matches am Dienstag

  • Frauen:
Spielerin 1Spielerin 2Ergebnis
Jule Niemeier (GER)Tatjana Maria (GER)6:4, 2:6, 5:7
Marie Bouzkova (CZE)Ons Jabeur (TUN/3)6:3, 1:6, 1:6
  • Männer:
Spieler 1Spieler 2Ergebnis
Novak Djokovic (SRB/1)Jannik Sinner (ITA/10)5:7, 2:6, 6:3, 6:2, 6:2
David Goffin (BEL)Cameron Norrie (GBR/9)6:3, 5:7, 6:2, 3:6, 5:7
Krawietz/Mies (GER/11)Mektic/Pavic (CRO/2)4:6, 3:6, 3:6
Artikel und Videos zum Thema