Djokovic krönt seine Saison mit US-Open-Titel

SID
Erschöpft liegt Novak Djokovic nach seinem Sieg über Rafael Nadal auf dem Boden des Center Court
© Getty

Am Ende hatte der König der Centre Courts nicht mal mehr die Kraft zum ausgelassenen Jubeln. In einem epischen US-Open-Finale gegen Rafael Nadal bestätigte Novak Djokovic seinen Status als Nummer eins der Welt.

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Der Ball war noch in der Luft, seine Flugbahn gezeichnet wie von einem Laserpointer, da warf Novak Djokovic bereits den Schläger weg und sank rücklings zu Boden.

Er hat es wieder getan, hat zum sechsten Mal in diesem Jahr den einst unschlagbar scheinenden Rafael Nadal entzaubert und den Spanier mit 6:2, 6:4, 6:7 (3:7), 6:1 im Finale der US Open besiegt.

Und er hatte es schon im Flug des Balles gewusst, ebenso wie Nadal, dessen Körper in jenem Sekundenbruchteil atemloser Stille mit einem Mal jegliche Spannung verlor.

Zu dem eigentlich nach Erfolgen dieser Größenordnung üblichen überschwänglichen Jubel hatte Novak Djokovic nach dem epischen Match keine Kraft mehr. Er bekreuzigte sich, breitete dann in einer fast sakralen Geste beide Arme weit aus, ballte die Hände zu Fäusten und schüttelte den Kopf. "Yes, yes, yes", gezischt, fast unhörbar machte er seiner Freude Luft: "Ja, ja, ja, geschafft, ich habs geschafft."

In den ersten beiden Sätzen überlegen

Zwei Sätze lang war es ein normales Finale auf hohem Niveau gewesen, eines, in dem die Nummer eins die Nummer zwei trotz aller Gegenwehr auf Distanz hielt. 6:2, 6:4 für Djokovic gegen einen Rafael Nadal, der grandioses Tennis spielte, dem "Außerirdischen" aber die großen Punkte überließ.

Djokovic spielte Returns, die kein Spieler der Welt parieren kann, vor die Füße, immer wieder vor die Füße seines Gegners. Er habe getan, was er konnte, sagte Nadal. Das ist bei dem Spanier wahrlich nicht wenig, aber es war nicht genug.

Bis zu jenem dritten Satz, der alles bot, was man von einem Match dieser beiden außergewöhnlichen Spieler erwarten darf. 84 Minuten auf allerhöchstem Niveau, 84 Minuten brutale Gewalt, Adrenalin pur, unerreichbare Bälle, unmögliche Schläge, Genugtuung, Entsetzen, Erleichterung, Verzweiflung, Erschöpfung.

Beim 6:5 schlägt Djokovic auf, "Serving for the Championship", noch vier Punkte fehlen zum dritten Grand-Slam-Titel in diesem Jahr, zum 64. Sieg im 66. Einzel, eine schier unglaubliche Bilanz.

Nadal im Stile eines Kämpfers

Nadal wehrt sich, er kämpft, er rackert, erzwingt mit dem Rücken zur Wand den Tiebreak gegen einen Gegner, der nur noch mit knapp 140 km/h serviert, weil bei einem weiten Ausfallschritt der Blitz in seinen Körper gefahren ist. Nadal holt sich den Tiebreak, die Zuschauer sind kaum noch zu halten, sie wollen mehr, auf jeden Fall wollen sie fünf Sätze.

Nadal hat Aufwind, Djokovic ruft nach dem Physiotherapeuten, lässt sich flach auf dem Boden liegend die erlaubten drei Minuten lang behandeln: "Ich hatte Probleme mit den Rippen, Krämpfe in beiden Beinen und Schmerzen im Rücken." Nicht die besten Voraussetzungen im Kampf gegen einen wie Rafa.

Doch der Spanier hat irgendwo zwischen dem dritten und vierten Satz sein Spiel verloren. Djokovic trifft jetzt alles, Nadal nichts mehr. Brillant, fehlerlos, unwiderstehlich war sein Spiel im dritten Satz gewesen, doch das ist auf einmal weit weg in einem anderen Leben.

Ratlosigkeit beim Spanier

Djokovic spürt die große Ratlosigkeit des Spaniers, ignoriert seinen schmerzenden, erschöpften Körper und lässt die Falle zuschnappen. Nach vier Stunden und zehn Minuten ist es vorbei. "Es hätte", sagt der Champion später, "auch nicht viel länger sein dürfen."

Bei der Siegerehrung trägt Djokovic, der eigentlich so gerne den Spaßvogel gibt und dessen Parodie auf Maria Scharapowa mittlerweile Kult-Status genießt, wieder die Mütze mit dem weltberühmten "FDNY" - das Logo der New Yorker Feuerwehr.

"Es gibt Wichtigeres im Leben als ein Tennismatch", sagt der im Grauen des Bürgerkriegs auf dem Balkan aufgewachsene Serbe am Tag nach dem 11. September. Ein großer Sieger in einem großen Spiel gegen einen großen Gegner.

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