"Schockierend", "Hexenjagd": Schachfehde zwischen Magnus Carlsen und Hans Niemann geht weiter

SID
Magnus Carlsen setzt sich zum fünften Mal die Krone bei der Schach-WM auf
© getty

Die wortlose Fehde zwischen Weltmeister Magnus Carlsen (31) und US-Teenager Hans Niemann versetzt die Schachwelt weiterhin in Aufregung und ist nun in die nächste Runde gegangen. Der Norweger Carlsen, seit Jahren Star der Szene, traf im Rahmen eines hochkarätig besetzten Onlineturniers am Montag erneut auf den 19-Jährigen - bereits nach einem Zug beendete er das Spiel kommentarlos.

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Irgendwann schaltete sich auch Elon Musk in dieses moderne Schachdrama ein, aber da war sowieso schon alles zu spät. Das Internet spekulierte bereits über vibrierendes Sexspielzeug, mit dessen Hilfe man große Partien gewinnt, und auch der Multi-Milliardär erfreute sich an dieser Theorie. Und zitierte dann noch Schopenhauer, um das ganze anschaulich zu beschreiben.

Ja, das Spiel der Könige liefert in diesen Tagen viel Stoff für den Boulevard, und es ist alles etwas unübersichtlich geworden. Im Kern allerdings geht es um den größten Schach-Skandal seit Jahren. Im Zentrum stehen Superstar Magnus Carlsen und ein junger Herausforderer, der Amerikaner Hans Niemann.

Am Montag ging diese Fehde in die nächste Runde: Bei einem hochkarätig besetzten Onlineturnier trafen beide erneut aufeinander - und bereits nach einem Zug beendete Carlsen das Spiel kommentarlos, offenbar im Protest. "Schockierend und beunruhigend", fand das Maurice Ashley, US-Großmeister. Die Internationale Meisterin Jovanka Houska beschuldigte Carlsen gar, eine "Hexenjagd" zu provozieren.

Begonnen hatte alles Anfang September mit einer seltenen Niederlage des Weltmeisters aus Norwegen. Carlsen verlor in St. Louis völlig unerwartet gegen Niemann, 19 Jahre, wilde Locken, ein Aufsteiger und Querkopf der Szene. "Es muss peinlich für den Weltmeister sein, gegen einen Idioten wie mich zu verlieren", sagte Niemann nach der Partie, "er tut mir leid."

Schach: Fehde zwischen Magnus Carlsen und Hans Niemann

Peinlich oder nicht, wenig später zog Carlsen sich aus dem Turnier zurück, beinahe wortlos. Via Twitter verkündete er dies knapp und stellte dazu lediglich das kurze Video eines berühmten Interviews mit dem Fußballtrainer Jose Mourinho: "Ich ziehe es vor, nichts zu sagen. Wenn ich etwas sage, gerate ich in große Schwierigkeiten, und ich möchte nicht in große Schwierigkeiten geraten."

Das Wort Betrug nahm Carlsen bis heute nicht öffentlich in den Mund, geredet wird nun aber viel über Niemann und mögliche Betrügereien. Besonders fruchtbar sind diese Spekulationen, weil der Amerikaner im Alter von 16 Jahren bei virtuellen Turnieren betrogen hatte und dies auch zugibt. Die Veranstalter in St. Louis allerdings hielten sich an alle Richtlinien und prüften jeden Teilnehmer gründlich. Es liegen keine Anhaltspunkte auf ein Vergehen Niemanns vor.

Hier übernahm allerdings die weltweite Schach-Community. Eric Hansen etwa, Großmeister aus Kanada, sprach öffentlich über die Möglichkeit, mithilfe von Analkugeln Vibrationssignale zu empfangen, um die nächsten Züge zu planen - das Thema entwickelte dann eine gewisse Eigendynamik. Auch Elon Musk wandelte via Twitter höchst amüsiert ein Zitat des deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer ab: "Das Talent trifft ein Ziel, das niemand sonst treffen kann. Das Genie trifft ein Ziel, das niemand sonst sehen kann (weil es in deinem Hintern steckt)."

Er löschte den Tweet später, Niemann ist aber längst gezwungen, sich zu verteidigen. "Wenn ich mich komplett nackt ausziehen soll, dann tue ich das", sagte er zuletzt, "ich weiß, dass ich sauber bin." Das Online-Turnier übrigens läuft noch bis zum Ende der Woche. Carlsen und Niemann nehmen weiterhin teil.

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