Schach-WM - Herausforderer Nepomnjaschtschi beschäftigt Carlsen: "Er kann mich überspielen"

SID
Der Herausforderer steht fest: Schach-Weltmeister Magnus Carlsen (r.) muss seinen Titel zum Jahresende gegen Angstgegner Jan Nepomnjaschtschi verteidigen.
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Der Herausforderer steht fest: Schach-Weltmeister Magnus Carlsen muss seinen Titel zum Jahresende gegen Angstgegner Jan Nepomnjaschtschi verteidigen.

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Sie waren Kinder, aber schon kleine Genies: Fast 20 Jahre sind seit dem ersten Duell der heutigen Schach-Großmeister Magnus Carlsen und Jan Nepomnjaschtschi vergangen, bei der Weltmeisterschaft der unter Zwölfjährigen setzte sich damals der Russe durch. Beim Showdown um den "großen" WM-Titel in diesem Winter (24. November bis 16. Dezember) ist Nepomnjaschtschi diesmal der Herausforderer. Einer, vor dem Titelverteidiger Carlsen mächtig Respekt hat.

"Er ist einer von den Spielern, die mich überspielen können", sagte der Seriensieger aus Norwegen über seinen Widersacher mit der Dutt-Frisur, "wenn er inspiriert ist, spielt er sehr stark."

So wie 2002 bei der U12-WM oder in den vergangenen Tagen beim Kandidatenturnier im russischen Jekaterinburg, wo sich Nepomnjaschtschi (30) gegen sieben andere Großmeister durchsetzte und sich damit das Recht auf ein weltmeisterliches Duell mit Carlsen (30) erspielte. "Das ist natürlich ein riesiger Meilenstein in meiner Karriere - und auch in meinem Leben", sagte der Russe, der in der Schachwelt nur "Nepo" genannt wird.

Das Kandidatenturnier hatte aufgrund der Coronakrise im März 2020 nach sieben Runden abgebrochen werden müssen - nun fand es endlich ein Ende. "Ich bin extrem müde", sagte Nepomnjaschtschi, der sich bereits vorzeitig eine Runde vor Schluss durchgesetzt hatte: "Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder ein Turnier spielen will, das länger als ein Jahr dauert."

Carlsen klatschte auf Twitter Beifall und schrieb: "Time to say Dubai" (Zeit, um Dubai zu sagen) - in Anlehnung an den Klassiker "Time To Say Goodbye" (Zeit, um auf Wiedersehen zu sagen) von Andrea Bocelli. In Dubai muss Carlsen seinen Titel im Rahmen der Weltausstellung Expo in 14 klassischen Partien verteidigen. Die WM war genauso wie die Expo um ein Jahr verschoben worden.

Schach-WM: Nepomnjaschtschi gegen Carlsen um zwei Millionen Euro

Außerdem geht es um zwei Millionen Euro, der Weltverband FIDE hatte zuletzt das Preisgeld verdoppelt. Der Sieger erhält 60 Prozent der Prämie, der Verlierer 40. Der Norweger Carlsen, seit zehn Jahren durchgehend die Nummer eins der Welt, gilt als Favorit. Im direkten Duell im klassischen Modus hat allerdings der Weltranglistenvierte Nepomnjaschtschi mit 4:1-Siegen bei sechs Remis die Nase vorne.

An die ersten Duelle mit Carlsen in der Kindheit denkt Nepomnjaschtschi deshalb gerne zurück, aber "leider kann ich nicht in der Zeit zurückreisen und nochmal gewinnen", sagte er mit einem Lächeln: "Jetzt haben wir eine neue Situation."

Nepomnjaschtschi ist bekannt für seinen schnellen Spielstil, einzig die fehlende Konstanz verhinderte bislang größere Erfolge. An guten Tagen habe ihn "Nepo" im Training oft geschlagen, erzählte Carlsen, "an einem schlechten Tag habe ich aber auch mal sieben oder acht Spiele in Folge gewonnen."

Beide haben nun mehr als ein halbes Jahr Zeit, um sich auf den großen Kampf vorzubereiten. Viele Experten erwarten das spektakulärste WM-Duell seit Jahren zwischen zwei mittlerweile großen Genies.

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