6. Etappe: Starker Buchmann ohne Zeitverlust - Luzenko feiert Solosieg

SID
Alexei Luzenko (M.) setzte sich bei der 6. Etappe am Ende im Alleingang durch.
© imago images / Panoramic International

Emanuel Buchmann hat bei der zweiten Bergankunft der Tour de France großes Kämpferherz gezeigt und auf der Hetzjagd durch die wilden Cevennen keinen weiteren Boden auf die großen Favoriten verloren.

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Beim Ausreißersieg des Kasachen Alexei Luzenko auf der sechsten Etappe erreichte der Bora-Kapitän zeitgleich mit Überflieger Primoz Roglic und Titelverteidiger Egan Bernal das Ziel. Die Pyrenäen können für Buchmann kommen.

Astana-Profi Luzenko setzte sich auf der ultraschnellen Bergetappe mit einem Schnitt von 42 Stundenkilometern nach 191 km am Mont Aigoual mit 55 Sekunden Vorsprung auf den Spanier Jesus Herrada (Cofidis) durch, die große Favoritengruppe mit Max Schachmann (Bora) als bestem Deutschen auf Rang 17 und Buchmann als 19. lag 2:53 Minuten zurück.

"Ich bin deutlich zufriedener. Ich habe mich relativ gut gefühlt", sagte Buchmann, der neue Zuversicht für den Kampf ums Podium sammelte, "jeder Tag, an dem ich keine Zeit verliere und im Rennen bin, ist ein guter Tag. Es sollte noch besser werden."

Das Gelbe Trikot verteidigte der Brite Adam Yates (Mitchelton-Scott) mit drei Sekunden Vorsprung auf Roglic (Jumbo-Visma), dem Sieger der ersten Bergankunft am Dienstag, erfolgreich. Buchmann liegt mit 22 Sekunden Rückstand auf Platz 17.

Der Franzose Julian Alaphilippe (Deceuninck-Quick Step), der 24 Stunden zuvor Gelb wegen einer Zeitstrafe nach unerlaubter Verpflegung kurios verloren hatte, wollte sich das Trikot zwar zurückholen und attackierte, holte aber nur eine Sekunde auf Yates und Co. heraus.

Buchmann wird im Schlussanstieg unterstützt

Das Bora-Team machte einen deutlich stärkeren Eindruck als zwei Tage zuvor, als Buchmann am Schlussanstieg auf sich alleine gestellt war. Diesmal waren einige Mannschaftskollegen lange mit ihm in der "Gruppe gelb", bis zum Schluss der glänzend aufgelegte Schachmann.

Bei der ersten Bergankunft am Dienstag war Buchmann neun Sekunden nach Roglic ins Ziel gekommen, noch fehlen ihm der letzte Punch und die Spritzigkeit vor seiner Verletzung. "Ich bin noch immer nicht 100 Prozent in der Form, wie sie sein sollte", sagte er.

Buchmann hat nur einen Tag zur Regeneration: Nach der Flachetappe am Freitag von Millau nach Lavour über 168 km warten die beide Pyrenäen-Etappen - danach wird die Gruppe der Tour-Favoriten deutlich ausgedünnt sein.

Alaphilippe war der Frust über das am Vortag quasi weggeworfene Gelbe Trikot zumindest nicht anzumerken. "Es war die Entscheidung der Jury, da kann ich nichts machen", sagte der Franzose, der mit 20 Sekunden Zeitstrafe belegt worden war, nachdem er verbotenerweise noch 17 km vor Schluss eine Trinkflasche von einem Betreuer gegriffen hatte. Ob er noch einmal nach Gelb greifen kann, scheint fraglich.

Kurz nach dem Start hatte sich eine Achtergruppe mit vornehmlich prominenten Fahrern gebildet, die im bisherigen Tour-Verlauf eher glücklos unterwegs waren. Der belgische Olympiasieger Greg Van Avermaet war dabei, dazu der kasachische Meister Alexei Luzenko, der erfahrene Kletterer Nicholas Roche (Irland), der dreimalige Tour-Etappensieger Edvald Boasson Hagen (Norwegen) und Buchmanns Bora-Team mit dem Italiener Daniel Oss.

Rund sechs Minuten Vorsprung hielt die Gruppe bis zu ersten Bergwertung des Tages rund 50 km vor dem Ziel, erst dort nahm ein lange unspektakuläres Rennen merklich an Fahrt auf. Am Col du Lusette, vorletzter Anstieg des Tages und deutlich schwieriger als die Schlusssteigung, flog die Gruppe auseinander, 17 km vor dem Ziel lag Luzenko alleine vorne.