Tour de France 2021: Die Tour-Favoriten und die deutschen Fahrer im Check

SID
Tadej Pogacar ist nach seinem Sieg im Jahr 2020 auch Favorit bei der diesjährigen Tour.
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Die 108. Ausgabe der Tour de France startet am Samstag: Wer könnte Titelverteidiger Tadej Pogacar herausfordern? Und welche Chancen können sich die deutschen Starter um Emanuel Buchmann ausrechnen?

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Tour de France 2021: Der Favoritencheck

TADEJ POGACAR (22/UAE Team Emirates): Als Tadej Pogacar im Vorjahr sensationell die Tour gewann, beteuerte er, sich ungeachtet des Erfolgs nicht ändern zu wollen. Menschlich mag ihm das gelungen sein, sportlich ist für den jungen Slowenen bei seiner Rückkehr nach Frankreich aber vieles anders. Der Jungstar wird bei seiner Titelverteidigung der Gejagte sein. Knüpft Pogacar an seine Leistungen aus dem Frühjahr an - er gewann Tirreno-Adriatico sowie Lüttich-Bastogne-Lüttich - führt der Tour-Sieg nur über Pogacar. Er ist der derzeit wohl beste Kletterer.

PRIMOZ ROGLIC (31/Jumbo-Visma): Des einen Freud, des anderen Leid: Wie Roglic im Vorjahr auf der Zielgeraden das Gelbe Trikot an Pogacar verlor, zählt zu den spektakulärsten Finals der Tour-Geschichte. Nun ist die Zeit der Revanche gekommen. Im Rücken hat Roglic erneut ein starkes Team, zu dem auch wieder Ex-Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin zählt. Im Frühjahr beeindruckte Roglic mit explosiven Antritten bei Paris-Nizza und der Baskenland-Rundfahrt. Roglic ist der größte Widersacher Pogacars.

GERAINT THOMAS (35/Ineos Grenadiers): Der Waliser war 2018 im Alter von 33 Jahren der letzte Tour-Champion vor der Ära der Wunderkinder mit Egan Bernal (2019/22 Jahre) und Pogacar (2020/21 Jahre). Thomas hat seit der Tour 2019 (Platz zwei) keine Grand Tour beendet und kämpft nicht nur in dieser Hinsicht gegen das Gesetz der Serie: Der letzte (und einzige) Tour-Sieger im Alter von 35 oder höher war Firmin Lambot 1922. Das Ineos-Team schickt in Thomas, dem Vorjahresdritten Richie Porte sowie den früheren Giro-Siegern Tao Geoghegan Hart und Richard Carapaz vier potenzielle Kapitäne ins Rennen - Thomas muss sich die Häuptlingsrolle von Beginn an erarbeiten.

Tour de France, Favoritencheck: Carapaz neuer Star bei Ineos?

RICHARD CARAPAZ (28/Ineos Grenadiers): Schwächelt Thomas, ist der Bergspezialist aus Ecuador wohl der erste Anwärter auf die Führungsrolle bei Ineos. Carapaz überzeugte in der Tour-Vorbereitung mit dem Gesamtsieg bei der Tour de Suisse. Wie Thomas kann Carapaz auf das in der Breite stärkste Team bauen.

MIGUEL ANGEL LOPEZ (27/Movistar): Der Mont Ventoux wird bei der Tour 2021 zur Schlüsselstelle. Gleich zwei Mal wird der "kahle Riese der Provence" auf der elften Etappe erklommen. Für Miguel Angel Lopez ist das eine gute Aussicht. Der Kolumbianer zeigte sich mit dem Sieg beim Eintagesrennen Mont Ventoux Denivele Challenge drei Wochen vor Tour-Start an gleicher Stelle in guter Frühform. Ein Podiumsplatz ist für den Bergfloh aus Pesca ein realistisches Ziel. Die beiden Einzelzeitfahren kommen ihm allerdings nicht zugute.

WILCO KELDERMAN (30/Bora-hansgrohe): Der Niederländer - und nicht Emanuel Buchmann - führt das deutsche Team Bora-hansgrohe an. Kelderman kam zur Saison mit der Empfehlung eines dritten Platzes beim Giro d'Italia zur Bora-Mannschaft. Die Tour wird seine Bewährungsprobe. Mit Buchmann steht ihm ein exzellenter Helfer zur Seite. Mit Rang vier beim Criterium du Dauphine zeigte Kelderman, dass er auch in diesem Jahr mit den Besten mithalten kann. Sein Potenzial ist enorm, allerdings warfen ihn immer wieder Stürze zurück. Kommt er unbeschadet nach Paris, ist die Zielstellung Top 5 realisierbar.

RIGOBERTO URAN (34/EF Education-Nippo): Ein Gegenentwurf zu den jungen Wilden um Pogacar ist Rigoberto Uran. Die Tour-Premiere des Kolumbianers liegt zwölf Jahre zurück. Seither hat er viel erreicht. Drei Mal erreichte er Paris in den Top 10, 2017 stand er als Zweiter auf dem Podium. Zuletzt zeigte der Routinier aufsteigende Form. Bei der Tour de Suisse wurde er Zweiter, auch dank seines Siegs im Bergzeitfahren.

Tour de France: Alaphilippe als Hoffnung der Franzosen

JULIAN ALAPHILIPPE (29/Deceuninck-Quick Step): Der Weltmeister ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten im Radsport, und das liegt nicht nur am Regenbogentrikot auf seinen Schultern. Immer angriffslustig, immer das Spektakel suchend - so kennen und lieben ihn die Franzosen. Die Erwartungshaltung an Alaphilippe sinkt dadurch nicht. Erneut ein paar Tage in Gelb dürften das Ziel sein. Ob der Sieger des Fleche Wallonne bis zum Schluss um eine Top-Platzierung mitfahren kann, ist allerdings fraglich. Der Kurs ohne viele schwere Berge kommt ihm entgegen.

DAVID GAUDU (24/Groupama-FDJ): Generationen von französischen Fahrern sind am Tour-Sieg gescheitert. Gaudu ist ein Vertreter der jungen Garde, die dem Warten auf den ersten französischen Tour-Sieger seit 1985 ein Ende bereiten soll. Aus dem Schatten des verletzten Thibaut Pinot tritt David Gaudu erstmals bei der Tour ins Rampenlicht. Gaudu spürt den Druck. Er könne beängstigend sein, sagte er zuletzt, aber auch beflügeln.

MICHAEL WOODS (34/Israel Start-up Nation): Der Kanadier erhält Unterstützung vom prominentesten Fahrer im Feld: Chris Froome. Der viermalige Tour-Sieger ist weit entfernt von alter Stärke und soll stattdessen Woods als Road Captain in die Berge führen. Woods ist einer der besten Fahrer im steilen Terrain. Ob er der dreiwöchigen Belastung der Tour aber nachhaltig standhalten kann, bleibt abzuwarten.

Tour de France: Die Sieger der vergangenen fünf Jahre

JahrSiegerLand
2020Tadej PogacarSlowenien
2019Egan BernalKolumbien
2018Geraint ThomasGroßbritannien
2017Chris FroomeGroßbritannien
2016Chris FroomeGroßbritannien

 

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