Tour de France, 16. Etappe: Lennard Kämna sorgt für 90. deutschen Etappensieg

SID
Lennard Kämna hat die 16. Etappe der Tour de France aus einer Spitzengruppe heraus gewonnen.
© imago images / Sirotti

Lennard Kämna hat mit einer Bilderbuch-Attacke für den ersten deutschen Etappensieg bei der Tour de France gesorgt. Für den Youngster ist es der größte Erfolg seiner Karriere.

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Lennard Kämna lächelte breit unter seiner Maske und zeigte ganz lässig das Victory-Zeichen: Der frischgebackene Tour-Etappensieger absolvierte die Siegerehrung vor traumhafter Alpen-Kulisse so cool, wie er kurz zuvor den größten Erfolg seines Sportlerlebens perfekt gemacht hatte.

"Ich fühle mich einfach großartig, das ist ein wunderbarer Tag", sagte der 24-Jährige nach seinem Riesencoup von Villard-de-Lans.

In der Manier eines großen Champions hatte Kämna die Bergankunft oberhalb der Olympiastadt Grenoble gewonnen und damit für den ersten deutschen Etappensieg bei der laufenden Tour de France gesorgt. Und das nach einer Bilderbuch-Attacke als Solist, mit 1:27 Minuten Vorsprung auf den Ecuadorianer Richard Carapaz, den amtierenden Giro-Sieger.

"Das bedeutet mir so viel", sagte Kämna, der wild jubelnd über die Ziellinie gerollt war und einen Soloritt über 20 Kilometer gekrönt hatte: "Es war von Beginn an ein Kampf, ich musste es allein zu Ende fahren. Am Ende bin ich All-in gegangen."

Tour de France: Roglic und Pogacar halten sich zurück

Nur vier Tage nach seinem unglücklichen zweiten Platz am Puy Mary belohnte sich der unermüdliche Kämpfer für seinen Riesen-Aufwand und sorgte in seinem gebeutelten Bora-hansgrohe-Team für ein Freudenfest. "Es ist auch für das Team eine große Erleichterung, es hat so hart gearbeitet", sagte Kämna, der den 90. deutschen Tageserfolg in der Geschichte der Frankreich-Rundfahrt holte. Zuletzt hatte John Degenkolb 2018 in Roubaix gewonnen.

Als Fünfter machte Simon Geschke (Berlin) den deutschen Traumtag perfekt. Der CCC-Profi, 2015 selbst Gewinner einer Tour-Bergetappe, war voll des Lobes über seinen jungen Landsmann: "Ich freue mich super für Lennard. Er ist ein guter Freund, ein ehemaliger Teamkollege. Er ist jetzt Tour-Etappensieger, ist schon jemand."

Die Favoriten um das slowenische Spitzenduo Primoz Roglic und Tadej Pogacar hielten sich weitgehend zurück und erreichten das Ziel mit rund 17 Minuten Rückstand. Jumbo-Visma-Kapitän Roglic geht in Gelb und mit 40 Sekunden Vorsprung in die hammerharte 17. Etappe am Mittwoch mit dem Kräftemessen am Alpenriesen Col de la Loze.

"Ich kann versichern, dass es höllisch wird", sagte Tourchef Christian Prudhomme mit Blick auf den mörderischen Schlussanstieg auf den 2304 m hohen Col de la Loze, wo es zum nächsten Showdown zwischen Roglic und Pogacar kommen dürfte.

Kämna erfährt sich großen Vorsprung vor Schlussanstieg

Prudhomme durfte am Dienstag nach überstandener Coronainfektion wieder seinen Arbeitsplatz im Führungsfahrzeug einnehmen. Der 59-Jährige war am ersten Ruhetag positiv getestet worden und hatte sich in Quarantäne begeben, ein weiterer Test fiel nun negativ aus - so wie bei allen Fahrern und Teammitgliedern, die am zweiten Ruhetag turnusmäßig gecheckt wurden.

Nachdem in der Vorwoche neben Prudhomme Betreuer aus vier Teams positiv getestet worden waren, rollte das Feld somit ohne weitere Infektions-Ausfälle weiter Richtung Paris, das befürchtete Coronachaos ist trotz hoher Fallzahlen in Frankreich ausgeblieben.

Früh nach dem Start der ersten und leichtesten der drei Alpen-Etappen in Serie hatte sich eine große Spitzengruppe abgesetzt, darunter der unermüdliche Kämna. Er sei heiß auf das "riesige Pokerspiel" in einer Ausreißergruppe hatte der knapp geschlagene Zweitplatzierte vom Puy Mary gesagt, und Kämna pokerte fleißig mit.

Am Col de Porte und der Cote de Revel (2. Kategorie) blieb die Gruppe, die mittlerweile über elf Minuten Vorsprung auf das Feld hatte, zusammen. An der vorletzten und schwierigsten Steigung des Tages zur Montee de Saint-Nizier-du-Moucherotte (1. Kategorie) setzte sich Kämna mit einer Vierergruppe ab, kurz vor der Passhöhe trat er an.

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