Behre holt Gold über Pistorius-Strecke

SID
Behre ist scheinbar Fan von Alkohol
© getty

Erst holte David Behre mit einem sensationellen Lauf die Goldmedaille, die bis zu seiner Inhaftierung für "Blade Runner" Oscar Pistorius reserviert schien - dann hoffte er auf ein Bier statt Rosenwasser als Belohnung. "Das ist unbeschreiblich, einfach nur geil", sagte Behre nach seinem 400-m-Gold bei der Leichtathletik-WM der Behindertensportler in Katar dem SID.

Cookie-Einstellungen

"Ich würde jetzt unheimlich gerne ein Bierchen trinken. Der Trainer sagt, eines ist erlaubt. Ich schaue mal, ob ich da rankomme, hier gibt es ja nur Rosenwasser."

Unterstützung hielt der 29-Jährige von seinem neun Jahre jüngeren Klubkollegen Johannes Floors, der Bronze holte: "Ich hoffe doch, dass wir Bier bekommen. Der Coach muss ja nichts davon wissen."

Behre war nach seinem Sieg in WM-Rekordzeit von 48,42 Sekunden seinem zu Tränen gerührten Trainer Karl-Heinz Düe in die Arme gefallen, posierte nach seinem ersten internationalen Einzeltitel für die Fotografen und musste als "Pistorius-Erbe" einen Interview-Marathon bei sämtlichen internationalen Medien absolvieren.

"Im Krankenhaus nach meinem Unfall habe ich davon geträumt, irgendwann Gold über meine 400 m zu gewinnen", sagte Behre, der am 8. September 2007 von einem Zug erfasst wurde, beide Unterschenkel verlor und fünf Tage danach im Krankenhaus durch einen TV-Bericht über Pistorius zum Behindertensport animiert wurde.

Kein Kommentar zu Pistorius

Darüber, dass er nun Nachfolger des gefallenen Superstars aus Südafrika ist, wollte er sich im Moment seines Triumphes aber "nicht äußern".

Viel mehr freute sich der Unfallbotschafter einer Versicherungsgruppe, dass er endlich "sein" Gold hatte: "Es wurde Zeit, bisher war ich nie cool genug, aber heute war der große Tag." Auch Floors (49,94) war überglücklich: "Ich bin richtig glücklich, dass ich bei diesem Starterfeld eine Medaille hole. Das ist der Hammer. Und ich freue mich riesig für David."

Vor dem gold-bronzenen Finale war der sechste Wettkampftag für die deutschen Athleten ein relativ ernüchternder gewesen. Die bis dahin einzige Medaille an einem eigentlich hoffnungsvollen Tag hatte die Püttlingerin Claudia Nicoleitzik mit Bronze über 100 m gewonnen - nach 14,73 Sekunden fehlte ihr zu Silber eine Hundertstelsekunde. Dennoch war die Saarländerin, die zuvor Silber über 200 m gewonnen hatte, "überglücklich".

Die anderen Athleten haderten derweil trotz ordentlicher Leistungen. Diskus-Olympiasiegerin Ilke Wyludda (Halle/23,96 m) freute sich als Fünfte in ihrer "Nicht-mehr-Spezialdisziplin" über die erste Finalteilnahme im Diskus-Behindertenbereich. Die Hitze am Morgen empfand sie jedoch als unzumutbar.

"Mir brennen die Hände"

"Es war grauenvoll, bestialisch", sagte sie: "Die Disken kochen, sie sind wie angesengt. Mir brennen richtig die Hände."

Martina Willing (Cottbus/21,75) belegte in derselben Konkurrenz Rang acht - und war als beste ihrer Klasse F 56 ein Opfer einer unfairen Klassenzusammenlegung. "Achte und beste 56erin zu werden, waren meine Ziele. Das ist für mich wie eine kleine, niedliche Medaille", meinte sie: "Aber die Unterschiede zwischen 56 und 57 sind eigentlich zu groß."

Derweil verpasste Rennrollstuhlfahrer Marc Schuh (Herkenrath) als Sechster über seine Paradestrecke 400 m (47,80) auch beim dritten Start eine Medaille.

"Es ist schade, dass meine Stärken ausgerechnet beim Saisonhöhepunkt nicht zum Tragen gekommen sind", sagte der Doktorand der Physik, der regelmäßig bei der technischen Entwicklung seines Rollstuhls mitarbeitet: "Auf schnellen Bahnen bin ich einer der schnellsten, wahrscheinlich der schnellste der Welt. Das war leider eine langsame Bahn."

Artikel und Videos zum Thema