Rückkehr der Ergebnismaschine

Bryant Jennings (l.) hat eine Auge auf die Titel Wladimir Klitschkos geworfen
© getty

In der Nacht von Samstag auf Sonntag (ab 4 Uhr im LIVE-TICKER) kommt es in New York zum Schwergewichts-Duell zwischen Weltmeister Wladimir Klitschko (63-3-0) und Herausforderer Bryant Jennings (19-0-0). Im Madison Square Garden stehen dabei die WBA-, WBO-, IBF- und IBO-Gürtel des Ukrainers auf dem Spiel. SPOX hat beide Kämpfer auf Herz und Nieren geprüft. Der Head-to-Head-Vergleich.

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Vorbereitung

Im Vergleich zum Kampf gegen Kubrat Pulev erlebte der Weltmeister aus der Ukraine eine äußerst ruhige Vorbereitung. Während im Vorfeld des Pulev-Kampfes vor allem Shannon Briggs für Unruhe sorgte und Klitschko nahezu auf Schritt und Tritt folgte, war vom US-Amerikaner diesmal nicht ganz so viel zu sehen. Auch von einer Verletzung, wie dem gerissenen Bizeps, der zu einer Verschiebung des Fights führte, blieb der Champion verschont.

Allerdings gab es auch vor dem Duell gegen Jennings ein gewisses Maß an Ablenkung. Diesmal jedoch im positiven Sinne. Immerhin brachte Klitschkos Verlobte Hayden Panettiere das erste gemeinsame Kind zur Welt. Das gesunde Mädchen, welches auf den Namen Kaya Evdokia hört und Anfang Dezember das Licht der Welt erblickte, dürfte beim 39-Jährigen für ein zusätzliches Hochgefühl und einen mit diesem einhergehenden Motivationsschub gesorgt haben.

Zusammen mit seinem Trainerteam kann auch der Herausforderer aus den Vereinigten Staaten auf eine Vorbereitungsphase ohne nennenswerte Einschnitte zurückblicken. Die große Frage, ob es dem Team des US-Amerikaners gelungen ist, den Klitschko-Code zu entschlüsseln und ihren Schützling auf den größten Kampf seines Lebens entsprechend vorzubereiten, wird sich dennoch erst am Tag der Wahrheit zeigen. Einen wirklichen Vorteil dürfte allein aufgrund der Vorbereitung keiner der beiden Kämpfer für sich beanspruchen können.

SPOX-Urteil: Unentschieden

Klitschkos Rückkehr nach New York: Schatten der Vergangenheit

Erfahrung

Nicht immer haben Zahlen auch eine allumfassende Aussagekraft, bei Klitschkos Karriere ist dies jedoch der Fall. Über 140 Kämpfe, Silber bei den Europameisterschaften 1996 und eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen im gleichen Jahr stehen unter anderem als Amateur zu Buche. Hinzu kommen 66 Kämpfe als Profi, bei denen er insgesamt 334 Runden im Ring stand sowie eine Vielzahl von Titelkämpfen auf der größtmöglichen Bühne. Es dürfte somit wohl kaum etwas geben, das den Champion ernsthaft aus der Ruhe bringt.

Sein Gegenüber hingegen schnürte erst im Jahr 2009 zum ersten Mal seine Boxhandschuhe. Wenige Monate später wurde er bereits zum Profi. Magere 17 Kämpfe als Amateur stehen auf der Habenseite. Immerhin: 13 davon konnte Jennings für sich entscheiden. Als Profi verbrachte er bei seinen 19 Kämpfen 102 Runden im Ring, stolze 232 weniger als sein Kontrahent aus der Ukraine.

Auch bei der Erfahrung in einer Arena wie dem altehrwürdigen Madison Square Garden zu kämpfen, hat der Außenseiter aus Philadelphia klar das Nachsehen. Selbst sein Ruf, ein sehr lernfähiger Boxer zu sein, ändert somit nichts an der Tatsache, dass der Unterschied in puncto Erfahrung kaum größer ausfallen könnte.

SPOX-Urteil: Vorteil Klitschko

Schlagkraft

Der Spitzname 'Dr. Steelhammer' ist Programm, etwaige Fragen dürften sich deshalb erübrigen. Die Schlagkraft des Ukrainers sucht im Schwergewicht aktuell ihresgleichen, eine Knockout-Quote von 80,3 Prozent untermauert dies eindrucksvoll. Wirklich imposante Niederschläge waren zuletzt zwar selten, gegen Pulev blitzte Klitschkos enorme Power, die nicht nur von seiner vernichtenden Rechten ausgeht, jedoch wieder auf. Ein vorzeitiges Ende durch einen knallharten Knockout war die Konsequenz.

Vor allem Klitschkos Jab, von vielen gerne unterschätzt, sticht heraus. Der Paradeschlag des Weltmeisters dient dabei nicht nur der Distanzfindung und dem Punkten auf den Scorecards. Der Schlag, mit dem der Ukrainer in der Regel den Kampf diktiert, verfügt über eine Härte, die es im Schwergewicht wohl selten bis nie gab. Kombiniert mit dem linken Haken, der bei Ausweichversuchen des Gegners zu dessen rechter Seite ins Spiel kommt, ergeben sich für den US-Amerikaner gleich mehrere ernsthafte Probleme. Finden er und sein Team keine Lösung, droht ein schnelles Ende.

Jennings selbst gehört mit lediglich zehn Knockout-Siegen in 19 Kämpfen nicht zu den Boxern mit der größten Schlagkraft. Auch die Reichenweitenvorteile, welche er gegenüber seinen bisherigen Kontrahenten hatte und selbst gegen Klitschko hat, konnten daran nichts ändern.

Seine Stärken verortet der Herausforderer deshalb in anderen Bereichen: "Es gibt Sachen, die kann man nicht lernen. Ein Kämpferherz und große Willensstärke machen einen wahren Champion aus. Und genau diese habe ich", so der 30-Jährige im Vorfeld. Ein offener Schlagabtausch mit Klitschko dürfte allerdings ein schnelles Ende aller Titelträume bedeuten - Herz hin, Herz her.

SPOX-Urteil: Vorteil Klitschko

Kinn

Es gibt sie tatsächlich, die vermeintliche Achillesferse des Weltmeisters. Dass Klitschkos Kinn nie das härteste war, und es wohl auch niemals werden wird, ist kein Geheimnis. Zudem ist es ein Element, welches schon von so manchem Kontrahenten im Vorfeld eines Duells angeführt wurde. Vor allem die Niederlage gegen Lamon Brewster dient deshalb immer wieder als Ansatz für etwaige Außenseiter. Allerdings liegt diese inzwischen eine Dekade zurück.

Zu verdanken hat Klitschko diesen Umstand den Lehren aus eben jenem Brewster-Debakel und der damit einhergehend verbesserten Defensivarbeit, die er vor allem unter Trainer-Legende Emanuel Steward entwickelte, sowie dem Jab als Kontrollinstrument. Eklatante Nachteile in Größe, Technik und Schlagkraft seiner letzten Gegner spielten allerdings auch eine Rolle. Treffer am Kinn des Weltmeisters waren quasi nicht existent.

Aufgrund eines aggressiven Stils musste Jennings zwar schon harte Treffer einstecken, eine mit Klitschko vergleichbare Schlagkraft dürfte er allerdings noch nie zu spüren bekommen haben. Ob seine Nehmerqualitäten deshalb genügen, wird sich erst während des Kampfes zeigen. Bis es soweit ist, bleibt das Kinn beider Kämpfer somit die große Unbekannte und lässt Spielraum für ein Spekulationen.

SPOX-Urteil: Unentschieden

Seite 1: Vorbereitung bis Kinn

Seite 2: Ausdauer bis Fazit

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