BBL - Johannes Thiemann im Interview: "Basketball hat mehr Aufmerksamkeit verdient"

Von Thomas Lehmitz
Johannes Thiemann spricht über ungerechte Gehälter im Profi-Sport.
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Das ist bei Ihrem Spielplan wohl auch dringend nötig im Saison-Endspurt.

Thiemann: Das Ende der Saison war ja sogar fast entspannt mit nur zwei Spielen pro Woche. Wir hatten unter der Saison teilweise mehrere Phasen am Stück, wo wir drei oder vier Spiele pro Woche hatten. Das war dann schon echt heftig. Manchmal kann man allein wegen der Spielbelastung keine Höchstleistung bringen.

Hätte das besser gehandhabt werden können?

Thiemann: Auf die Corona-Pandemie konnte man sich einfach schwer einstellen. Wenn da ein Team zwei Wochen raus ist, kann man nicht gut reagieren. Die Spiele muss man einfach nachholen. Niemand kann etwas dafür. Da hat jeder sein Bestes getan.

ALBA könnte dieses Jahr den dritten Meistertitel in Folge holen. Was ist das Erfolgsrezept?

Thiemann: Ich kann es nur wiederholen: die Kontinuität im Team. Viele Spieler sind schon lange hier. Der Kern bleibt an sich derselbe. Dadurch sind wir eingespielt und das Spiel läuft flüssig. Auf dem Feld und neben dem Feld. ALBA BERLIN steht für Team-Basketball.

Der Sieg der DBB-Mannschaft beim Olympia-Qualifikationsturnier in Kroatien 2020 war ein großer Erfolg.
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Der Sieg der DBB-Mannschaft beim Olympia-Qualifikationsturnier in Kroatien 2020 war ein großer Erfolg.

Thiemann: EM-Medaille "wird eine harte Aufgabe"

Nach der Saison wird sich der volle Fokus auf die Heim-EM richten. Schon heiß?

Thiemann: Auf jeden Fall! Die EuroBaskets sind ein riesiges Event. Es ist sehr schön, dass sie auch noch in Deutschland stattfinden. Das kann dem Basketball in Deutschland sehr helfen, Aufmerksamkeit zu erregen. Besonders wichtig ist es dann natürlich, dass wir in der Nationalmannschaft gut spielen.

Etwas, das bei der Weltmeisterschaft 2019 in China ja leider nicht gelungen ist.

Thiemann: Es war wirklich schade, dass es nicht funktioniert hat. Da wäre definitiv mehr drin gewesen. Wir haben nur knapp gegen Frankreich (74:78, Anm. d. Red.) verloren. Wenn wir da das Spiel gewinnen, dann sieht das alles plötzlich ganz anders aus.

Danach kam allerdings ein eigentlich unentschuldbares 68:70 gegen einen Underdog.

Thiemann: Die Niederlage gegen die Dominikanische Republik war sehr bitter. Klar ist: Wir haben uns nicht gut präsentiert und das war eine blöde Situation. Es hat nicht sollen sein.

Wird das Team im September erfolgreicher sein?

Thiemann: Wir haben auf jeden Fall daraus gelernt. Das hat man doch bei Olympia gesehen. Erst haben wir das schwierige Qualifikationsturnier in Kroatien gemeistert, und auch bei den Spielen in Tokio haben wir das Viertelfinale erreicht. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Darauf müssen wir aufbauen.

Warum hat es im Turnier in Split gegen die starke Konkurrenz aus Kroatien und Brasilien und bei den Sommerspielen gegen Nigeria so gut funktioniert?

Thiemann: Es hat jeder für jeden gespielt und dadurch auch guten Basketball. Die Olympischen Spiele danach waren für mich das größte Highlight in der Nationalmannschaft. Dieses Event zu erleben und dann auch noch guten Basketball zu spielen - das war schon etwas Besonderes.

Der Präsident des DBB, Ingo Weiss, hat für diesen Sommer eine EM-Medaille als Ziel ausgesprochen.

Thiemann: Das wird eine harte Aufgabe. Unsere Gruppe ist sehr tough. Es ist schwierig, aber auf jeden Fall möglich. Es gibt viele talentierte deutsche Spieler, und wenn wir es hinkriegen, als Team zu spielen und zu funktionieren, haben wir gute Chancen.

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