Wie Red Bull die nächsten Stars züchtet

Die Red Bull Fußball & Eishockey Akademie in Salzburg setzt Maßstäbe
© red bull

Die Red Bull Fußball & Eishockey Akademie in Salzburg setzt bei der Entdeckung sowie Förderung junger Talente neue Maßstäbe. Für die Stars von morgen hat der Konzern tief in die Tasche gegriffen und ein beeindruckendes Nachwuchszentrum geschaffen. SPOX gibt einen Einblick.

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Schon an der Pforte des Geländes der Red Bull Fußball & Eishockey Akademie in Salzburg wird klar, dass es nicht schaden kann, wenn sich im Geldbeutel etwas mehr Scheine tummeln. Umrahmt von den Flüssen Salzach und Saalach sowie in unmittelbarer Nähe zur deutschen Grenze gelegen, hat Red Bull in nur 21 Monaten die größte Nachwuchsakademie Europas aus dem Boden gestampft, die im morgendlichen Sonnenschein wie aus einem Werbemagazin entnommen wirkt.

Mit moderner, leicht futuristisch angehauchter Architektur und dem riesigen Logo des Getränkeherstellers der Front bildet das Internatsgebäude den Mittelpunkt des 100.000 Quadratmeter großen Red-Bull-Reiches in der Lieferinger. Eingekesselt wird das Herz der Anlage von sechs Außentrainingsplätzen mit beheiztem Natur- oder Kunstrasen und den dazugehörigen Flutlichtanlagen.

In allen Bereichen galt offenbar nur ein Vorsatz: Das Beste vom Besten, für die Besten von morgen.

Dafür wurde tief in die Tasche gegriffen. "Wir haben gewisse finanzielle Möglichkeiten und diese nutzen wir optimal. Hier findet dank der Anlage alles auf allerhöchstem Niveau statt", erklärt U18-Trainer Marco Rose, der unter anderem 150 Spiele für den 1. FSV Mainz 05 bestritt, gegenüber SPOX. Über Geld spricht man nicht, man hat es.

Der Sportler im Mittelpunkt

Im Vordergrund sollen laut Konzern-Gründer Dietrich Mateschitz nicht die finanziellen Aspekte stehen, sondern in erster Linie der Sport, die Sportler und vor allem die Zukunft. Wie ernst es sein Konzern bei der Entwicklung junger Talente in Eishockey und Fußball meint, wird vor allem in der riesigen Halle am hinteren Ende des Hauptgebäudes deutlich.

Direkt nach dem Betreten der gewaltigen Konstruktion präsentieren sich dem Betrachter zwei Eishallen, jeweils 2500 Quadratmeter groß und mit hochmodernen Flex-Banden ausgestattet. Trotz der unterirdischen Lage ist es durch ein LED-Beleuchtungssystem angenehm hell. Wer genauer hinsieht, erkennt ein spezielles Lüftungssystem, das die Eisqualität steigert, und unzählige Kameras an der Seite der Deckenkonstruktion.

Wenige Schritte weiter wiederholt sich das Bild. Nun sind die Kameras jedoch nicht auf eine Eisfläche ausgerichtet, sondern auf ein Fußballfeld auf knapp 6000 Quadratmeter unterhalb eines gewölbten Daches. Eine Spielwiese, die den Akteuren dank eines bewässerten Kunstrasenplatzes das gesamte Jahr über ideale Bedingungen bieten soll. Die Frage nach den Betriebskosten verhallt allerdings ebenso schnell wie ein kurzer Ruf, um die Akustik zu testen.

Alles im Blick - und zwar überall

Dass es sich bei den Kameras um kein handelsübliches Überwachungssystem handelt, überrascht wenig. Schützen soll es nicht vor Einbrechern, Randalierern oder nachtaktiven Jugendlichen, sondern vor Fehlern, Nachlässigkeiten und Stagnation.

Die einzelnen Elemente sind Teil des so genannten LPM-Systems, das unter anderem die Position, Beschleunigungswerte und Laufwege der Spieler bis zu 1000 Mal pro Sekunde genau erfassen kann. Auch sämtliche Fußbälle sowie Pucks sind mit Transpondern ausgestattet.

Bereits bei der Eröffnung der Akademie unterstrich RB Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick die Bedeutung von Informationen. Ein Ansatz, der in der Akademie auf die Spitze getrieben wird: Das Videotrackingsystem erfasst die Daten nicht nur, es ermöglicht auch, sie äußerst schnell zu visualisieren.

Verlässt der Spieler den Platz und betritt die Umkleidekabine, kann ihm der Trainer direkt seine Fehler aufzeigen. Oder er schickt ihm die Daten gleich auf Smartpads.

Mehr als nur Maschinen

Jeder kleine Fehler sticht bei Red Bull sofort ins Auge. Zum Training kommen bis zu 400 Nachwuchssportler in die Akademie. Die Überwachung von Eifer, Willensstärke und Fähigkeiten erreicht neue Dimensionen. Die Informationen wirken auch deshalb wie eine Währung, in der die Jugendlichen die Mittel, die in sie investiert werden, zurückzahlen können - und dies auch müssen.

Der Beitrag der Eltern beträgt 250 Euro pro Monat. Im Gegenzug wird pro Jugendlichen im gleichen Zeitraum mehr als das Zehnfache ausgegeben.

Trotz der wohl einmaligen Datensammlung geht es den Verantwortlichen Red Bull aber nicht primär darum, die perfekte Sport-Maschine heranzuzüchten. Die Jugendlichen sollen die Akademie als eigenständige Menschen verlassen.

Schulische Leistungen wichtiger als Sport

"Für uns ist es wichtig, dass jeder, der in der Akademie ist, auch einen Schulabschluss macht", sagt Helmut de Raaf, Director of Development Academy, gegenüber SPOX: "Wenn ein Einser-Schüler zu uns kommt, soll er auch einen entsprechenden Abschluss machen. Schafft es ein anderer Schüler jedes Jahr gerade so, dann ist das auch kein Beinbruch - aber er muss es auch weiterhin schaffen."

Es handele sich um eine schwierige Aufgabe und eine große Verantwortung, die besonders durch die enorme sportliche Belastung und die Trainingszeiten nicht leicht zu bewerkstelligen sei, sagt de Raaf. Weshalb im Notfall "auch mal das Training hinten angestellt werden" müsse.

"Anfangs habe ich recht schnell Strafen wegen schulischer Leistungen verteilt. Da habe ich mich mittlerweile weiterentwickelt und urteile von Fall zu Fall. Aber wenn sich gewisse Dinge zu oft wiederholen, dann muss man reagieren", erklärt Rose.

Unterstützung steht jederzeit bereit. "Wir haben in der Akademie Lehrkräfte, die sich auch am Abend oder den Wochenenden um die Schüler kümmern können", erklärt de Raaf die Rundumbetreuung, die eine Fokussierung auf den Sport ermöglichen soll. Hinzu kommen Erzieher, Betreuer und Psychologen, die den Nachwuchsspielern stets zur Verfügung stehen.

Kurzum: Es gibt rund um die Uhr eine Betreuung auf höchstem Niveau. Die Schüler besuchen eine von fünf Partnerschulen. Es solle eine "Partnerschaft auf Augenhöhe sein", führt de Raaf aus, unter anderem verfügen die Schulen über ein Veto-Recht, wenn es um Freistellungen geht.

Fehltritte? Kein Grund zur Sorge

Bevor es jedoch überhaupt um etwaige Probleme in der Schule gehen kann, muss es zunächst mit dem ersten Schritt klappen: Angesichts des harten Ausleseverfahrens handelt es sich um den schwierigsten.

Gerät ein Spieler in den Fokus der Red-Bull-Scouts, wird neben den sportlichen und psychologischen Tests auch dessen Vergangenheit unter die Lupe genommen. Ein K.o.-Kriterium sollen Jugendsünden dabei nicht sein. "Wir schauen uns alles im Einzelfall an. Ein Eintrag im Polizeiregister ist noch kein Grund, direkt einen Jugendlichen auszuschließen. Wir wissen schließlich, dass wir es mit jungen Menschen zu tun haben, die das Recht haben, aus Fehlern auch lernen zu dürfen", sagt de Raaf.

Auch Akademie- und Nachwuchsleiter Ernst Tanner schlägt im Gespräch mit SPOX ähnliche Töne an: "Wenn mal jemand türmt, geht auch nicht die Welt unter. Einer unserer Besten ist um halb zwei vom Sicherheitsdienst erwischt worden, als er mit einem Mädchen geschmust hat. Mei, das passiert."

Drogen? Nicht mit Red Bull

Ganz ohne Ausschlusskriterien gehe es dennoch nicht, so de Raaf. Sollten zum Beispiel Drogen im Spiel sein, ist die Chance vertan: "Dafür gibt es bei uns keinen Raum, das können und werden wir in der Akademie nicht dulden." Es gehe vor allem um den Schutz der übrigen Jugendlichen, der aus Verantwortung gegenüber den Eltern eine sehr hohe Priorität genießen müsse.

Davon abgesehen gelten normale Internatsregeln, die der organisatorische Leiter, Winfried Kogelnik, von seiner früheren Tätigkeit in einem Elite-Internat auf die Akademie übertragen habe, erklärt Tanner. Bei 140 Jugendlichen in 70 Doppelzimmern läuft sonst nichts in geregelten Bahnen.

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