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NBA - Erkenntnisse zu Boston Celtics vs. Golden State Warriors: Mit dem Champion muss man weiter rechnen

Von Robert Arndt
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In einem hochklassigen Spiel haben die Boston Celtics Revanche an den Golden State Warriors genommen. Der Champion aus der Bay Area zeigt aber, dass trotz mittelmäßiger Bilanz auch in diesem Jahr mit ihnen zu rechnen ist. Die Erkenntnisse zum Spiel.

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Die Warriors überraschen mit einer neuen Aufstellung und Jayson Tatum hat gegen die Dubs weiter so seine Schwierigkeiten.

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Die Warriors bleiben brandgefährlich

Dieses Spiel war ein weiterer Beweis, bei den Warriors lohnt sich der Blick auf die Bilanz nicht. Auch in Boston war nicht alles Gold, was glänzte, dennoch hatten die Dubs das beste Team der Liga in deren Halle am Rande einer Niederlage. "Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft", bilanzierte Kerr. "Heute haben wir unser wahres Gesicht gezeigt, nämlich das eines Champions. Wir haben nur den Sack nicht zugemacht. Lieber heute als in den Playoffs."

Und Boston wollte diesen Sieg unbedingt, wie Al Horford nach dem Spiel bestätigte. Man muss nur einen Blick auf die Minuten bei den Gastgebern schauen. Tatum spielte über 48 Minuten, Horford 37 und Brown nach seiner Verletzung wieder 41. Überhaupt setzten die Celtics auf gerade einmal neun Spieler, wobei Luke Kornet nur in Halbzeit eins zum Einsatz kam und Grant Williams lediglich 13 Minuten sah. Gleichzeitig hatte aber auch Warriors-Coach Steve Kerr eine kurze Leine und setzte nur acht Spieler ein. Das nennt man eine Playoff-Rotation.

Und diese bleibt verdammt gut. Die Warriors spielten über 53 Minuten gesehen nicht am Optimum, sie ließen einiges liegen. Gleichzeitig waren sie im dritten Viertel am Rande der Perfektion und scorten bei fast jedem Ballbesitz. Letztlich waren es Kleinigkeiten, die den Sieg kosteten. Leichte Turnover, einfache Fouls und Offensiv-Rebounds - das sind Dinge, die ein erfahrenes Team wie Golden State in den ganz großen Spielen ausmerzen kann. Wir kennen das seit 2014.

Und so banal es klingt, man muss dieses Team in den Playoffs viermal schlagen und das ist in den vergangenen acht Jahren nur zwei Mannschaften gelungen: den Cleveland Cavaliers mit LeBron James und den Toronto Raptors mit Kawhi Leonard.

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Warriors: Die neue Starting Five soll bleiben

Etwas überraschend starteten die Warriors Poole und verzichteten in Kevon Looney auf einen echten Center in der Starting Five. In den Playoffs machte Kerr das häufiger, doch in der Regular Season sollte Draymond Green stets ein wenig geschont werden. Das soll in den kommenden Wochen anders sein, wie Kerr bestätigte.

Das hatte auch in Boston seinen Preis. Boston griff sich 18 Offensiv-Rebounds ab und generierte daraus 22 Zähler, gleichzeitig hatten die Warriors so die Dreierlinie besser im Griff. Die Celtics ließen zwar einige Chancen ungenutzt, nahmen in 53 Minuten aber 41 Versuche, von denen sie nur 13 versenkten.

Dieses Lineup bringt aber auch mehr Entlastung für Curry und Freiheiten für Poole, der als Sixth Man in dieser Saison so seine Probleme hatte. Des Weiteren fehlen Golden State im Frontcourt die Optionen, erst recht da derzeit mit JaMychal Green und James Wiseman zwei Bigs verletzt fehlen.

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Al Horford ist der X-Faktor für die Celtics

Andererseits haben auch nicht viele Teams den Luxus, die kleinen Warriors so konsequent zu bestrafen. Die Celtics haben jedoch diese Flexibilität dank Al Horford, der mit 37 Jahren zwar nicht immer voll auf der Höhe ist, aber in den großen Spielen eben doch abliefern kann.

"Ich habe zu ihm gesagt, dass er heute wie ein 25-Jähriger aussah", scherzte Jayson Tatum. "Wir brauchen häufiger zwei Tage Pause." Das ist natürlich nicht realistisch, doch dank Bostons guter Bilanz und der Rückkehr von Robert Williams sollte Big Al mehr Verschnaufpausen bekommen.

Gegen die Warriors war Horford der beste Spieler der Kelten. Vorne bestrafte er das kleine Lineup aus dem Post, traf zwei seiner fünf Dreier und bewies in der Defense, dass er auch im hohen Alter als Switch-Verteidiger noch einer der besten Bigs der Liga ist. So gelangen Horford gleich dreimal Blocks gegen Poole und Wiggins, als diese ihn aus dem Dribbling attackierten.

"Ich wollte heute vorangehen", meinte Horford nach der Partie. "Dieses Spiel hatte Playoff-Charakter, also habe ich auch so gespielt." Auch im vierten Viertel und in der Verlängerung war sein Einfluss spürbar. Ein Eckendreier auf der einen Seite, zwei Blocks auf der anderen. Es sind solche Plays, die es Boston erlauben, mit zwei Bigs zu spielen.

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Jayson Tatum und seine Probleme gegen die Warriors

34 Punkte, 19 Rebounds - das klingt zunächst einmal nach einem Bombenspiel, doch der Standard für Tatum ist inzwischen so hoch, dass dies zu den schwächeren Vorstellungen in dieser Saison zählt. Wie schon in den Finals hatte der Forward große Probleme, sich zum Ring durchzutanken und dort auch abzuschließen (insgesamt 9/27 aus dem Feld, 7 Ballverluste)

Wiggins machte hier erneut einen starken Job, aber zu oft versuchte Tatum das Foul zu ziehen und warf den Ball teils unmotiviert wirkend in Richtung Korb (4/12 in der Zone). Und auch in der Crunchtime bekleckerte sich Tatum nicht mit Ruhm. 3 teils völlig unnötige Ballverluste in den letzten drei Minuten eines Spiels dürfen einem MVP-Kandidaten einfach nicht passieren.

Sicherlich spielte auch die Müdigkeit eine Rolle (Tatum spulte die letzten 41 Minuten in Folge ab), doch es bleibt ein Thema, dass Tatum in großen Spielen den Ball zu wenig bewegt oder sich schlimme Konzentrationsschwächen leistet.

Es bleibt Jammern auf hohem Niveau, Tatum ist in dieser Saison ein Top-5-Spieler, zur absoluten Creme de la Creme um Kevin Durant, Luka Doncic, Nikola Jokic oder Giannis Antetokounmpo fehlt dann aber doch noch eine kleine Ecke, wenn wir über die Offensiv-Qualitäten reden. Wir haben aber auch nichts dagegen, wenn er uns in den Playoffs eines Besseren belehrt.

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