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NBA-Kolumne Above the Break: Pures Chaos im Westen - gibt es ein echtes Spitzenteam in der Conference?

Stephen Curry ist der momentan beste Spieler der Western Conference.
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Rund ein Viertel der NBA-Saison ist mittlerweile absolviert, um die 20 Spiele haben die meisten Teams vor der eintägigen Thanksgiving-Pause auf dem Konto. Und während sich im Osten zumindest zwei Teams ein wenig abheben, wirkt die Western Conference noch immer vollkommen offen.

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Shai Gilgeous-Alexander (OKC Thunder) gehört zu den derzeit besten Spielern der NBA.
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Ein echtes Spitzenteam gibt es bis dato nicht - dafür kann sich nahezu die gesamte Conference noch Hoffnungen wenigstens auf die Play-In-Teilnahme machen. Platz 1 und 10 trennen zwei Spiele! Und dabei sind die letzten beiden Champions aus dem Westen, die Warriors und die Lakers, derzeit Lottery-Teams ...

Selten war es zu diesem Zeitpunkt noch dermaßen undurchsichtig und offen, wo die Reise hingehen wird. Man sehe sich diese Tabelle an:

NBA: Die Tabelle in der Western Conference

RangTeamBilanzNet-Rating
1Phoenix Suns11-6+6,9
2Denver Nuggets11-7-0,1
3New Orleans Pelicans11-7+7,6
4Utah Jazz12-8+2
5Sacramento Kings10-7+2,4
6L.A. Clippers11-8-1
7Memphis Grizzlies10-8+0,9
8Minnesota Timberwolves10-8+2,4
9Portland Trail Blazers10-8-0,8
10Dallas Mavericks9-8+3,3
11Golden State Warriors9-10+1,3
12OKC Thunder7-11-1,6
13San Antonio Spurs6-13-11,5
14Los Angeles Lakers5-11-3,8
15Houston Rockets3-14-8,2

Versuchen wir uns an einer Einordnung beziehungsweise Prognose, wie sich die Conference in den nächsten Monaten entwickeln wird!

Western Conference: Zwei Teams sind abgemeldet

Zumindest ganz hinten gibt es schon etwas Klarheit. Die Houston Rockets sind zwar talentiert, aber offenbar noch nicht so talentiert, dass sie sich eine Chance auf Victor Wembenyama entgehen lassen wollen. Bei den San Antonio Spurs gibt dies die Bilanz zwar noch nicht her, das Team von Gregg Popovich hat jedoch elf der letzten zwölf Spiele verloren und bereits das schlechteste Net-Rating der Liga. Der "Kurs" wurde korrigiert, Veteranen-Trades (etwa von Jakob Pöltl) scheinen zudem gut möglich zu sein.

Doch schon direkt danach wird es etwas komplizierter. Von den OKC Thunder hatte jeder eine (weitere) Tanking-Saison erwartet, bisher hat insbesondere Shai Gilgeous-Alexander jedoch etwas dagegen und wird von einigen sogar (übertriebenerweise) als MVP-Kandidat ins Spiel gebracht. OKC trendet dennoch klar in die falsche Richtung, von den letzten acht Spielen wurden bloß noch drei gewonnen.

Die Thunder sind an den meisten Tagen kompetitiv und durchaus unterhaltsam. Wenn sie wollten, hätten sie die Trade-Assets, um ihr Team zu verstärken und im Play-In-Rennen weiter mitzumischen - aber das würde nicht zu der geduldigen Vorgehensweise der Franchise über die letzten Jahre passen. Sie dürften sich eher nach unten orientieren. Macht drei.

Anthony Davis ist momentan in bestechender Form.
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Der Sonderfall: Die Los Angeles Lakers

Bisher war OKC ein besseres Team als die Lakers, daran besteht kein Zweifel. Das Team aus Los Angeles wird hier dennoch separat aufgeführt, weil es die bei OKC erwähnte Geduld weder jemals gezeigt hat noch sich aktuell leisten kann - die Lakers können schlichtweg nicht tanken, weil sie ihren Erstrundenpick an New Orleans abgeben müssen.

Sportlich gab es in den vergangenen Wochen zumindest ein paar Lichtblicke. Dennis Schröder kehrte zurück ins Team, Russell Westbrook spielt als Sixth Man deutlich besser, Lonnie Walker brachte mehr Konstanz in seine Leistungen. Dass die Lakers zeitweise drei Spiele am Stück ohne LeBron James gewannen, lag indes vor allem an dessen Co-Star.

Anthony Davis sah kurzum endlich mal wieder aus wie Anthony Davis - die Pre-Bubble-Version. Der Big Man kann immer noch nicht werfen, verlässt sich jedoch auch nicht mehr darauf und agiert wieder deutlich aggressiver in Korbnähe. Erstmals seit seiner Rookie-Saison (!) kommen mehr als die Hälfte seiner Abschlüsse am Ring.

Davis zog dadurch über die letzten vier Spiele unter anderem einmal 16 und einmal 21 Freiwürfe, so viele hatte er in der Vorsaison kein einziges Mal. Er reihte vier Spiele mit mindestens 30 Punkten und 16 Rebounds aneinander, dominierte dazu phasenweise auch defensiv - diesen Spieler gab es in der Form lange nicht zu sehen.

Nun steht am Wochenende wohl die Rückkehr von LeBron an, die Lakers haben erstmal zwei Spiele gegen die Spurs und eins gegen die Pacers vor sich, ein guter Zeitpunkt, um etwas Momentum zu generieren. Die Situation sieht auch jetzt schon zumindest besser aus, als es vor einer Woche noch der Fall war.

Und gleichzeitig: Vertrauen erweckt dieses Team längst nicht. Die Offense ist noch immer sehr schlecht, Spacing bleibt ein großes Problem, zumal auch LeBron bisher einer der schlechtesten Volume-Shooter der Liga war (24 Prozent Dreier bei 7,1 Versuchen). Davis musste zudem eine große Last schultern, wie reagiert sein Körper darauf?

Die Lakers könnten durch Trades besser werden, richtig gut werden können sie mit recht großer Sicherheit nicht. Dafür liegt zu viel im Argen, dafür ist auch die Conference zu tief besetzt. Auf der Suche nach einem (perspektivischen) Spitzenteam können wir wohl auch die Lakers eliminieren.

Damian Lillard zeigt in dieser Saison sehr gute Leistungen, wenn er gesund ist.
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NBA Western Conference: Die Überraschungen am Scheideweg

Wer nicht mitgezählt hat: Wir haben immer noch elf Teams auf der Liste, die tabellarisch sehr nah beieinander liegen und bei denen wir identifizieren müssen, ob sie "echt" sind oder nicht. Fangen wir damit so an: (Mindestens) eins dieser Teams wird auch die Play-In-Plätze verpassen, vielleicht sogar zwei, sollten die Lakers oder OKC noch einen Sprung machen.

Die besten Kandidaten dafür sind meiner Ansicht nach die Portland Trail Blazers und die Utah Jazz, also die beiden vielleicht schönsten Überraschungen der ersten Saisonwochen. Bei Portland lässt sich das leicht erklären: Damian Lillard fällt aktuell wieder aus, das Team ist alles andere als tief, gerade auf den großen Positionen. Portland hat zwar endlich mal wieder eine Reihe von fähigen Wings, aber gerade Lillard und auch Jusuf Nurkic können sie eigentlich nicht ersetzen.

Es hängt alles ein bisschen am seidenen Faden - auch in den Spielen. Die gute Bilanz ist zu einem großen Teil der Tatsache geschuldet, dass Portland eben schon vier Spiele mit Game-Winnern innerhalb der letzten sieben Sekunden entschieden hat. Das ist nicht haltbar, und das Net-Rating (-0,9) spricht gegen die Qualität der Blazers.

Bei den Jazz (+2) ist dieser Faktor kein Problem. Sie haben dafür in Mike Conley ebenfalls einen wichtigen Ausfall, da kein anderer Spieler dem Team so viel Struktur geben kann, und ein weitaus größeres Problem am defensiven Ende: Utah macht offensiv nach wie vor viel Spaß, erlaubte aber zuletzt fast 120 gegnerische Punkte pro 100 Ballbesitzen. Brandheißes Shooting aus der Mitteldistanz von gegnerischen Teams trägt dazu bei, allerdings sind die meisten Rotationsspieler, abgesehen von Jarred Vanderbilt und Walker Kessler, eben auch eher offensiv als defensiv orientiert.

Es gibt darüber hinaus keine Garantie, dass die Jazz ihr Team in der Form zusammenhalten wollen. Jake Fischer zufolge ist abgesehen von Lauri Markkanen und Jordan Clarkson jeder ihrer Spieler zu haben, für den richtigen Preis. Das muss nicht zwingend zu Trades führen, verdeutlicht aber noch einmal, dass die Jazz sich selbst - erwartungsgemäß - eher in einer Übergangsphase sehen.

Die Sacramento Kings könnten gut noch mit in diese Gruppe aufgenommen werden, sind meiner Ansicht nach aber etwas stabiler auf Playoff- oder zumindest Play-In-Kurs. Die Serie ist nun zwar in Atlanta geendet, die offensive Entwicklung des Teams wirkt jedoch real. Hier geht es nochmal ausführlicher um die Kings. Und dann haben wir immer noch acht Teams, die sortiert werden müssen ...

Die Minnesota Timberwolves haben sich noch nicht vollends gefunden, es geht aber bergauf.
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Der Sonderfall #2: Die Minnesota Timberwolves

Seitdem die Kings-Serie beendet ist, nennen ausgerechnet die Timberwolves die längste Siegesserie der Liga ihr Eigen - fünf Stück sind es aktuell. Auch wenn der Schedule es dabei gut meinte mit den Wolves, ist das ein sehr gutes Zeichen; noch vor knapp zwei Wochen war Minnesota womöglich die größte Enttäuschung der Liga.

Noch immer hat das Team, das im Sommer so aggressiv auf dem Trade-Markt agierte und sich Rudy Gobert aus Utah angelte, einen Haufen Probleme. Die Starting Five hat sich mittlerweile zwar etwas stabilisiert und funktioniert defensiv, ist aber offensiv harmlos (Offensiv-Rating: 109). Noch schlimmer sind generell die Lineups mit Gobert und Karl-Anthony Towns zusammen - der Twin-Towers-Look produziert bisher mickrige 106 Punkte pro 100 Ballbesitzen.

Bisweilen stellt sich beim Zuschauen die Frage, ob Minnesota sich über die Offense überhaupt Gedanken machte, bevor für Gobert getradet wurde. In vielen Spielen wird er als Rim-Runner kaum eingesetzt, gerade Anthony Edwards gibt den Ball grundsätzlich ungern ab, wenn er der ballführende Spieler im Pick'n'Roll ist.

D'Angelo Russell kann Gobert zumindest in Szene setzen, hat bisher aber auch einen ganzen Haufen Probleme in dieser Spielzeit. So ist der Franzose teilweise ein Fremdkörper, auch wenn sein Einfluss auf die Defensive offenkundig ist. In seinen Minuten verteidigen die Wolves gut, dafür wurde er geholt - aber er kann und muss auch vorne helfen.

Die Wolves haben ihre Balance hier noch nicht gefunden. Es ist auch eine legitime Frage, ob es eine perfekte Lösung mit Towns und Gobert gibt oder ob vielleicht noch konsequenter gestaggert werden muss. Teilweise führte Chris Finch am Ende von Spielen schon de facto Offense/Defense-Wechsel durch. Es ist zwar alarmierend, wenn deine beiden (Super-)Max-Spieler nicht nebeneinander Spiele closen können, aber wenn's hilft ...

So oder so: Der Trend ist positiv, zuletzt funktionierten zumindest einige Dinge mehr und auch die fürchterliche Körpersprache, die die ersten Saisonwochen prägte, ist langsam weniger zu sehen. Das Talent ist immer noch offenkundig. Vielleicht wird es nie ideal zusammenpassen, aber zumindest diejenigen, die sofort über Towns-Trades oder ähnliches fabulieren, sollten sich nochmal für ein paar Wochen entspannen.

Kawhi Leonard ist noch recht weit von seiner Bestform entfernt.
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Top-Teams im Westen: Etwas fehlt

Sieben Teams stehen noch aus, wir teilen sie hier in zwei Cluster. Das Kuriose an der derzeitigen Conference ist, dass man diese auch nahezu beliebig anders gruppieren könnte. Die Grenze zwischen Dark Horse, Pseudo-Contender und Topfavorit war selten so flüssig wie in diesem Jahr, zumal auch bei fast allen Teams ein gewisses Trade-Potenzial vorliegt.

Die Dallas Mavericks haben Asset-technisch recht wenig Spielraum. Dabei ist offenkundig, dass dieses Team seine Lücken hat. Luka Doncic schultert eine Harden/Westbrook-artige Last und hat dabei in Person von Spencer Dinwiddie (mittlerweile wirklich ein guter Schütze) und Christian Wood (dazu gleich mehr) sogar recht tatkräftige Unterstützung, trotzdem ist das Team weiter extrem abhängig vom Slowenen.

Das rächt sich; schon mehrfach verloren die Mavs am Ende knappe Spiele, weil Doncic etwas müde wirkte und weil die Shooter ihre Würfe nicht trafen. Es gehört bei der Kritik an der eindimensionalen Spielweise dazu: Natürlich würde diese besser funktionieren, wenn Kleber, Bullock, Hardaway oder Finney-Smith ihre Würfe treffen würden ... keiner von ihnen knackt derzeit 34 Prozent.

Trotzdem wäre ein zusätzliches Überraschungsmoment nett, zumindest Josh Green darf hier gelegentlich etwas zeigen und empfiehlt sich für noch mehr Spielzeit. Jason Kidds Umgang mit Wood ist bizarr; schon mehrfach stichelte der Coach medial gegen den Big Man, der sich wiederum über zu wenig Spielzeit beschwerte. Wood ist Dallas' zweitbester Scorer, obwohl er nur 25 Minuten pro Spiel bekommt. Wollte Kidd diesen Deal nicht?

Dallas hinterlässt insgesamt einen okayen Eindruck, mehr nicht. Die Tatsache, dass sie Doncic haben, macht die Mavs trotzdem zu einem Team, das in den Playoffs keiner sehen will - aber vier Serien wird man mit so einer Usage-Verteilung eher nicht gewinnen.

Die L.A. Clippers sind Stand jetzt ein dominantes Defensiv-Team - und eines der schlechtesten Offensiv-Teams der NBA. Mal wieder tragen Verletzungen viel dazu bei, mal wieder muss man darauf hinweisen, dass es anders aussehen könnte, wenn alle fit wären. Mal wieder fragt sich: Kommt es denn irgendwann dazu? Und können Kawhi Leonard, Paul George & Co. dann die Identität und Balance finden, die L.A. eigentlich schon seit dem Bubble-Debakel sucht?

Die Clippers verzeichnen auch mit den neuen Wing-Scorern kaum Abschlüsse am Ring und produzieren auch mit den neuen Guards unheimlich viele Turnover - es ist schwierig, das dauerhaft durch gutes Shooting zu kompensieren, auch wenn sie davon viel haben. Sie haben zudem so viele Leute, die Spielzeit wollen, dass es fast zu viel wirkt; vielleicht braucht dieses Team wirklich einen Konsolidierungstrade.

Definitiv braucht es Kawhi, wenn die Clippers ihre Ziele erreichen wollen. Dessen "vielleicht der beste Spieler der Welt"-Form sahen wir zuletzt im Juni 2021, momentan ist er sehr weit davon entfernt. Daumen drücken, dass er einfach nur Zeit braucht.

Den Phoenix Suns fehlt momentan die Gesundheit und ein Jae Crowder-Trade. Das beste Team der vergangenen Regular Season ist erneut sehr gut (zweitbeste Offense, sechstbeste Defense), bringt aber die schon bekannten Fragen mit sich. Vor allem jene, ob Chris Paul mit seinen 37 Jahren der zweitbeste Spieler über einen kompletten Playoff-Run sein kann. Wir können sie derzeit nicht beantworten.

Die Gesundheit ist auch bei den New Orleans Pelicans ein Thema, bisher hatten sie in dieser Spielzeit nur sehr wenige Spiele mit der vollen Kapelle. Dafür läuft es trotzdem ziemlich gut: NOLA hat mittlerweile vor Phoenix das beste Net-Rating im Westen, Zion Williamson wirkt immer besser, die Tiefe ist enorm, die Bank exzellent.

Die Pelicans sind momentan sogar das einzige Team ligaweit, das bei Cleaning the Glass in der Top 5 sowohl bei Offense und Defense ist - traditionell ein Markenzeichen echter Contender. Gerade defensiv erweckt es nicht unbedingt immer den Eindruck, dass es hier mit rechten Dingen zugeht, denn mit vielen Lineups ist New Orleans durchaus anfällig. Sie haben exzellente Offensivspieler und einige exzellente Verteidiger, nicht allzu viele Spieler, auf die beides zutrifft.

Dennoch sind die Pelicans sehr interessant und vielleicht ein echtes "Dark Horse". Ihre Leistungen sind jetzt schon vielversprechend, und sie haben von allen ambitionierten Teams im Westen die beste Asset-Kombination. Den diesjährigen Lakers-Pick werden sie sicherlich nicht traden, aber sie haben unter anderem ja auch noch den im nächsten Jahr, sowie einen ganzen Haufen Milwaukee-Picks und ihre eigenen ...

New Orleans hat alle Möglichkeiten, um sich in die Spitzengruppe zu katapultieren. Den Metriken zufolge sind die Pels jetzt schon Teil davon.

Stephen Curry ist der momentan beste Spieler der Western Conference.
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Die Contender der Western Conference

Zur Spitzengruppe. Aktuell sind das für mich drei Teams, die ihr Potenzial noch nicht abgerufen haben, nicht im Geringsten. Die aber, abgesehen von den Clippers und vielleicht New Orleans, die vermutlich höchste Upside aller Teams haben. Bei allen drei gehört momentan etwas Phantasie dazu, um sie am Ende als Contender zu sehen.

Die Memphis Grizzlies sind bisher mittelmäßig unterwegs, sie hatten aber auch noch kein einziges Spiel, in dem ihr junges Star-Trio Ja Morant, Desmond Bane und Jaren Jackson Jr. gemeinsam auflaufen konnte. Triple J verpasste den Saisonstart, sieht aber bisher sehr vielversprechend aus und sollte der zuletzt schwachen Defense einen Push geben.

Bei Bane wird es noch etwas länger dauern mit der Rückkehr. Schade eigentlich, denn der Guard gehörte in der bisherigen Spielzeit wie schon letztes Jahr zu den meistverbesserten Akteuren und macht Memphis durch seine neu gewonnenen On-Ball-Skills zu einem noch variableren, gefährlicheren Playoff-Team. Früher oder später werden die Grizzlies ihren Run hinlegen.

Die Denver Nuggets sind die Bizarro-Clippers: Ihre Offense ist oft dominant, ihre Defense ist schrecklich. Die Abhängigkeit von Nikola Jokic ist wieder ähnlich stark wie im Vorjahr, obwohl die Rotation anders aussieht und sinnvoll ergänzt wurde (vielleicht nicht auf der Fünf ...). Das liegt allerdings auch daran, dass Michael Malone Jokic und Jamal Murray ungern voneinander trennt und so oft Lineups ohne die beiden besten Offensivspieler spielen lässt.

Murray und auch Michael Porter Jr. haben derweil noch Arbeit vor sich, bevor sie wieder ihre Bestform erreichen - aber es gibt von beiden Anzeichen. Porter ist jetzt schon wieder einer der besten Schützen off the catch ligaweit und sollte eher mehr Würfe nehmen. Murray sucht noch die Konstanz, hat sein blindes Verständnis mit dem Joker aber nicht verloren.

Die Nuggets verdienen noch Geduld, mit Abstrichen auch defensiv. Auch wenn sie hier noch einiges korrigieren müssen (beispielsweise am Ring Gegenwehr leisten), muss auch erwähnt werden, dass Teams gegen Denver momentan 38 Prozent ihrer Dreier über dem Knick treffen, weit über Ligadurchschnitt. Es ist noch zu früh für ein abschließendes Urteil.

Und damit kommen wir zu den Golden State Warriors - die dankbar sein dürfen, dass bisher niemand ihre Schwächephase genutzt hat, um sich abzuheben. Die Dubs haben ihrerseits ihren Status verloren; sie heben sich nicht mehr ab, sondern sind nur Teil des Pulks, der sich im Westen Chancen auf die Finals ausrechnet. Für manche ist der Elfte (!) der Western Conference vielleicht nicht einmal mehr das.

So weit bin ich noch nicht. Klay Thompson kommt so langsam endlich in der Saison an, das löst eines der Probleme der Dubs. Das größere, die Rotationen, scheint Steve Kerr mittlerweile auch besser in den Griff zu bekommen. Draymond Green soll jetzt die Lineups ohne Stephen Curry "anführen", das ergibt Sinn und nimmt wohl auch etwas Last von den Schultern des strauchelnden Jordan Poole.

Die Warriors müssen noch ein paar Entscheidungen treffen. Etwa, ob sie weiter zweigleisig fahren wollen oder ob sie zumindest eins der jungen Lottery-Talente für Veteranen-Hilfe eintauschen. Sie haben den Spielraum, um sich um Spieler wie Jae Crowder, Jakob Pöltl oder Myles Turner zu bemühen, mit denen sie auch schon in Verbindung gebracht werden.

Golden State hat immer noch eine absolut dominante Starting Five (+26,2!) und eine "Championship-DNA", die kein anderes Team im Westen ansatzweise so vorweisen kann. Nicht zuletzt haben sie den besten Spieler der Conference. Das macht sie - trotz aller Probleme - für den Moment zum "Favoriten" - der aber auf sehr wackeligen Beinen steht.

Die Conference ist offen, der Platzhirsch, wenn es diesen überhaupt gibt, ist schlagbar. Mindestens sieben Teams können sich einreden, dass sie mit ein, zwei weiteren Moves und etwas Glück die Finals packen können. Freuen wir uns auf die Trade-Season!

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