WM

DFB-Team - Gaudi-PK mit Müller und Füllkrug: Doofe Frage, guter Bizeps, griffig auf Englisch

Thomas Müller stürmt heute gegen Costa Rica von Beginn an.
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Zwei Tage nach dem 1:1 gegen Spanien und zwei Tage vor dem entscheidenden Gruppenspiel mit Costa Rica lud der DFB zu einer Pressekonferenz mit Thomas Müller und Niclas Füllkrug: Diese Besetzung versprach schon im Vorfeld gute Unterhaltung - und enttäuschte bei ihrer rund 38-minütigen Plauderei nicht. Ein Blick auf vier Themenkomplexe.

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DFB, PK, Müller, Füllkrug
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Thema 1: Startelf-Fragen und verschiedene Plädoyers

Zunächst musste natürlich die Frage nach der Sturmbesetzung für das Costa-Rica-Spiel geklärt werden. Gegen Japan hatte Kai Havertz als falsche Neun enttäuscht, gegen Spanien machte es Thomas Müller nicht besser. Für die letzten 20 Minuten ersetzte ihn Niclas Füllkrug, der prompt zum wichtigen Ausgleich traf. Es war ein Plädoyer für eine echte Neun, ein Plädoyer von Füllkrug für Füllkrug.

Wer also sollte gegen Costa Rica beginnen? "Doofe Frage", sagte Füllkrug. "Wollen wir weitermachen?" Also machte Müller weiter. Er verwies auf Trainer Hansi Flick und log nicht, als er feststellte: "Die 9 auf dem Rücken hat auf jeden Fall der Fülle." Vorstellen könnte sich Müller aber auch eine Startelf mit der Nummer 9 und der Nummer 13, seiner eigenen also.

"Wir werden uns gegen Costa Rica im Vergleich zum Spanien-Spiel viel in der gegnerischen Hälfte aufhalten und da geht es um Box-Besetzung", erklärte Müller. Eine tadellose Box-Besetzung gäbe es laut Müller stets beim Tabellenneunten der Bundesliga Werder Bremen, wo Füllkrug meist gemeinsam mit Marvin Ducksch stürmt: "Man sieht in Bremen, wie gut er mit Dukschi funktioniert." Soll heißen: Es könnte auch gemeinsam mit dem potenziellen Nationalmannschafts-Dukschi Müller funktionieren.

"Aber wir brauchen keine Plädoyers für uns selbst zu halten", sagte Müller und lieferte der Ausgewogenheit halber Argumente gegen sich selbst hinterher: "Nach Außen hin wird man als Offensivspieler nach Toren, Torbeteiligungen und Torszenen bewertet. Da muss ich ganz klar sagen: Mit null Torschüssen in zwei Spielen bin ich als Offensivspieler nicht super zufrieden." Tatsächlich gelang Müller im Laufe dieses Turniers noch kein einziger Abschluss, was er sich selbst aber gar nicht erklären kann: "Im Training bin ich aktuell ziemlich treffsicher unterwegs."

Abschließend hielt Müller sogar noch ein kurzes Plädoyer für einen möglichen Startplatz-Rivalen: seinen Kollegen vom FC Bayern München Leroy Sané. Er war als Linksaußen eigentlich fest für die WM-Startelf eingeplant, litt zuletzt aber unter Problemen am rechten Knie. Gegen Spanien kam Sané für die letzten 20 Minuten ins Spiel, leitete Füllkrugs Ausgleich ein und bewarb sich für einen Startelf-Einsatz. "Ihn würde ich gerne integrieren", betonte Müller. Genau wie Serge Gnabry wäre er selbst aber ein potenzielles Opfer einer Sané-Integration.

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Thema 2: Niclas Füllkrug und sein guter Bizeps

Ganz unabhängig von einem möglichen Startplatz gegen Costa Rica galt es natürlich noch ein bisschen was über den auf Nationalmannschafts-Ebene eher unbekannten Spanien-Helden Füllkrug herauszufinden. Wie Müller nun berichtete, habe er das schon bei den TV-Interviews direkt nach dem Spiel im Al-Khor-Stadion forciert. Dort lauerte Sky-Reporter Uli Köhler gerade auf erste Stimmen, als Müller vorbeikam und umgehend nach einem Statement gefragt wurde.

"Da sagt man sich: Klar, der Müller, der ist jetzt die beste Option für ein ordentliches Interview", zeigte Müller Verständnis für Köhler. Also plauderte er mit dem Sky-Reporter, merkte "aber schon bei der ersten Frage, wie er ein bisschen nervös wurde und eigentlich sagen wollte: 'Thomas, komm mal zum Punkt.' Da kam Fülle ums Eck, und für mich war klar: Der Mann des Spiels! Feuer frei! Stell' ihm ruhig auch ein paar Fragen!" Müller zog weiter, Köhler interviewte Füllkrug.

Nicht geklärt wurde bei diesem Gespräch, warum Füllkrug nach seinem Treffer auf seinen aus Bremen bekannten Bizeps-Jubel verzichtete. "Es ist mal so, mal so. Ich bin nicht so der Riesen-Jubler", erklärte er nun bei der Pressekonferenz. Schade, fand Müller, zeigte auf Füllkrugs Bizeps und analysierte: "Du hast schon ein gutes Ding hier."

Füllkrug spannte seinen Oberarm kurz an, nahm das Lob aber wie den ganzen Hype um seine Person ganz generell relativ nüchtern hin, was Müller wiederum auf dessen niedersächsische Heimat zurückführte: "Er hat diese Coolness. Vielleicht liegt das am Geburtsort, dass man in Hannover ein bisschen entspannter und sachlicher unterwegs ist."

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Thema 3: Vielsagende Aussagen zum Remis gegen Spanien

Entscheidend für das Remis gegen Spanien war laut Müller neben Füllkrugs Treffer vor allem auch die mannschaftliche Geschlossenheit auf dem Platz. "Was man gesehen hat: Wir haben gemeinsam gespielt, gemeinsam verteidigt", sagte Müller und betonte das Wort gemeinsam jeweils erstaunlich deutlich. So, als sei das bei der Pleite gegen Japan womöglich nicht ganz der Fall gewesen. Eine Verbesserung des Gemeinschaftsgefühls auf dem Platz hatten auch schon Aussagen von Leon Goretzka direkt nach dem Spanien-Spiel suggeriert.

"Es hat mich positiv gestimmt, dass wir es geschafft haben, die Dinge sehr schnell umzusetzen, die uns zu einer Mannschaft machen, die auf höchstem Niveau gegen schwierige Gegner bestehen kann", erklärte Müller und sprach den durchaus beachtlichen Satz: "Da war ich mir im Vorfeld nicht so sicher, ob wir das so gut hinbekommen."

Seit Turnierbeginn tadellos funktioniere laut Müller immerhin das Zusammenleben im Teamquartier Zulal Wellness Resort. "Wir sitzen nach dem Abendessen noch lange an den Tischen zusammen. Das Zwischenmenschliche ist wunderbar." Das sei zwar schön, helfe aber "vielleicht zu einem kleinen Prozentsatz. Die Dinge, die auf dem Platz passieren, sind für den Erfolg am wichtigsten - und nicht, ob man sich nach dem Essen noch ein paar Witze erzählen kann." Ansonsten wäre Deutschland mit Müller wohl unschlagbar.

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Thema 4: Ein Funken durch das Camp und griffig auf Englisch

Eine Erleichterung für die deutsche Nationalmannschaft war am Sonntag selbstverständlich nicht nur das eigene Remis gegen Spanien. Womöglich sogar noch wichtiger war Costa Ricas Sieg gegen Japan neun Stunden zuvor. Füllkrug verriet, dass er das Spiel dennoch "gar nicht komplett" geschaut habe: "Ich war ein bisschen entspannter. Der eine oder andere hat mitgefiebert."

Einer davon saß während der Pressekonferenz neben ihm. Müller hob die Hand: "Hier!" Seiner Meinung nach ging während des Spiels "ein Funken durch unser Camp. Wir haben das Spiel aufgrund der Wichtigkeit des Ergebnisses verfolgt. Wir konnten diese Emotionen ins Spiel gegen Spanien mit hineinnehmen."

Generell versucht Müller, stets auch die Konkurrenz im Blick zu behalten. Aus seiner Sicht sei es am letzten Spieltag "wichtig, dass wir das Spiel zwischen Japan und Spanien parallel intensiv verfolgen. So kannst du die Strategie ein klein wenig adaptieren." Zur Erinnerung: Sollte Spanien gegen Japan verlieren, muss Deutschland eine acht Treffer schlechtere Tordifferenz aufholen.

Obwohl er sich deren Spiel gegen Japan gar nicht ganz angeschaut hatte, wurde Füllkrug von einem Journalisten aus Costa Rica nach seinen bisherigen Eindrücken von Deutschlands abschließendem Gruppengegner gefragt. Sie hätten "zwei Gesichter" gezeigt, betonte Füllkrug. Keine gewagte These nach einem 0:7 gegen Spanien und einem 1:0 gegen Japan. "Wir stellen uns darauf ein, dass sie wie gegen Japan auftreten werden", betonte Füllkrug und forderte: "Es ist für uns wichtig, griffig zu sein."

Während Füllkrug noch über Chancenverwertung und Kompaktheit sprach, fing Müller neben ihm an zu grinsen. Warum, das verriet er anschließend: Er habe an den Übersetzer denken müssen, der Füllkrugs Ausführungen für den costa ricanischen Journalisten simultan ins Englische übertrug. "Für mich wäre spannend gewesen, wie der Kollege 'griffig' übersetzt." In Frage kämen laut Internet-Recherche "handy", "firm" oder "pithy".

Deutschland bei der WM 2022 - Spielplan in der Gruppe E

DatumBegegnungErgebnis/Anpfiff
23. NovemberDeutschland vs. Japan1:2
23. NovemberSpanien vs. Costa Rica7:0
27. NovemberJapan vs. Costa Rica0:1
27. NovemberSpanien vs. Deutschland1:1
01. DezemberCosta Rica vs. Deutschland20.00 Uhr
01. DezemberJapan vs. Spanien20.00 Uhr
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