Berechnungen widersprechen João Palhinha! So dramatisch ist die Situation des FC Bayern in der Champions League

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Der FC Bayern steht gegen Benfica zwar unter Druck, von einem Endspiel kann aber noch keine Rede sein - wie auch Berechnungen beweisen.

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Nun gut, allzu viele große Endspiele hat João Palhinha in seiner bisherigen Karriere noch nicht bestritten. Mit seinen Ex-Klubs Sporting Lissabon und Sporting Braga stand der 29-Jährige immerhin dreimal im Finale des portugiesischen Ligapokals und gewann jedes davon. Dazu holte er mit Sporting einmal den Supercup.

Wer will es Palhinha also verdenken, dass er die Partie des vierten von acht Spieltagen der Champions-League-Gruppenphase mit seinem neuen Klub FC Bayern München gegen Benfica Lissabon kurzerhand zu einem Endspiel erklärte. "Das ist ein Finale für uns", sagte Palhinha nach dem 3:0-Sieg gegen Union Berlin am Samstag.

Tatsächlich stehen die Münchner in der Champions League unter Druck. Nach dem spektakulären 9:2-Auftaktsieg gegen Dinamo Zagreb verloren sie zuletzt sowohl gegen Aston Villa als auch gegen den FC Barcelona. Mit drei Punkten nach drei Spielen rangiert der FC Bayern lediglich auf Platz 23 von 36.

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"Das stimmt nicht": Kompany sieht keinen Siegzwang beim FC Bayern

Ja, Siege sind in der Champions League nun dringend nötig. Sollten die Münchner am Mittwoch gegen Benfica nicht gewinnen, könnte es eng werden mit einem Platz unter den ersten Acht. Ein gänzliches Aus auf dem Weg zum Finale dahoam 2025 in der Allianz Arena wäre in diesem Fall aber immer noch weit entfernt.

Die Klubs auf den Plätzen 9 bis 24 spielen in einer Zwischenrunde schließlich acht weitere Tickets für das Achtelfinale aus. Schlecht wären diese beiden zusätzlichen Partien für die Belastung der Spieler. Gut dagegen für die Finanzen des Klubs, würden sie doch weitere Vermarktungs- und Ticketing-Einnahmen bringen.

Sportlich dürften sie keine allzu großen Hürden darstellen: Sollte der FC Bayern im schlechteren Fall im ungesetzten Feld zwischen Platz 17 und 24 landen, würde er in der Zwischenrunde auf einen Gegner aus dem Block 9 bis 16 treffen. Also ungefähr auf ein Kaliber, das beim alten Modus im Falle eines Gruppensieges im Achtelfinale gewartet hätte. In den vergangenen 19 Jahren überstanden die Münchner diese Runde 17-mal.

Wenige Minuten nach Palhinhas Final-Ansage gab sich Trainer Vincent Kompany bei der Pressekonferenz entsprechend betont gelassen. "Wir müssen immer gewinnen, das stimmt", erklärte Kompany mit Blick auf das Selbstverständnis des FC Bayern. "Aber jetzt zu sagen: 'Gewinnen oder raus' - das stimmt nicht."

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FC Bayern: Womöglich reichen zwei Siege für den Einzug in die K.o.Runde

Mit den Auswärtsspielen gegen die beiden Topklubs Barcelona und Aston Villa absolvierte der FC Bayern bis dato eines der schwierigsten Programme aller Champions-League-Teilnehmer. Nach dem Duell mit Benfica geht es daheim gegen Paris Saint-Germain. Anschließend warten Pflichtsiege gegen Shakhtar Donetsk (bisher ein Punkt) und Slovan Bratislava (bisher null Punkte) sowie ein kniffliges Auswärtsspiel bei Feyenoord Rotterdam (schon sechs Punkte).

Der Daten-Dienstleister Opta simulierte die Ligaphase 50.000 Mal und errechnete dabei, dass 17 Punkte immer für einen Platz unter den ersten acht reichen. Bei 15 Punkten liegt der Wert noch bei 73 Prozent. Sofern die Münchner also gegen Benfica verlieren, wäre der direkte Einzug ins Achtelfinale zwar kompliziert, mit vier Siegen in den verbliebenen vier Spielen aber weiterhin möglich.

Für einen Platz in den Top-24 reichen den Berechnungen zufolge elf Punkte sicher und neun Punkte zu 69 Prozent. Heißt: Allein mit Siegen gegen Donetsk und Slovan stehen die Münchner wahrscheinlich in der Zwischenrunde. Von einem Endspiel gegen Benfica kann also keine Rede sein.

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4:1 gegen Juventus: 2009 gewann der FC Bayern sein Gruppenphasen-Endspiel

Sein bis dato letztes wahrhaftiges Gruppenphasen-Endspiel bestritt der FC Bayern übrigens im Dezember 2009: Damals mussten die Münchner mit ihrem Trainer Louis van Gaal am letzten Spieltag für einen Einzug in die K.o.-Runde gegen Juventus Turin gewinnen und taten das nach frühem Rückstand eindrucksvoll mit 4:1 - unter anderem dank eines verwandelten Elfmeters von Keeper Hans Jörg Butt. Letztlich erreichte der FC Bayern sogar das Finale, verlor dieses aber gegen Inter Mailand. Von der damaligen Mannschaft ist nur noch Thomas Müller dabei.

Fortan marschierten die Münchner stets höchst souverän durch die alten Gruppenphasen der Champions League. Zwischen einem 0:3 im September 2017 gegen PSG und der jetzigen Pleite gegen Aston Villa verlor der FC Bayern sieben Jahre lang kein einziges Gruppenspiel. Gegen den nun anstehenden Gegner Benfica gelangen 2018 und 2021 vier souveräne Siege mit einem Torverhältnis von 16:3.

Diesmal könnte es schwieriger werden. Seit dem Trainerwechsel von Roger Schmidt zu Bruno Lage Anfang September gewann Benfica neun von zehn Pflichtspielen. Unter anderem eindrucksvoll mit 4:0 gegen Atlético Madrid. Aber auch der FC Bayern geht mit Rückenwind ins Duell. Seit der Pleite gegen Barca feierten die Münchner auf nationaler Ebene drei souveräne Schützenfeste gegen den VfL Bochum, den FSV Mainz 05 und Union Berlin.

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FC Bayern gegen Benfica: Besondere Geschichten des CL-Duells

Das Duell mit Benfica bietet zwar weniger Final-Charakter als bisweilen kommuniziert, dafür aber einige besondere Geschichten. So bekommt es Palhinha, bei Sporting ausgebildet, mit dem Erzrivalen seines Jugendklubs zu tun. Seit der Verletzung von Aleksandar Pavlovic ist der Portugiese an Joshua Kimmichs Seite auf der Doppelsechs gesetzt.

Benfica-Stürmer Zeki Amdouni trifft unterdessen auf seinen Förderer Kompany. Der Trainer des FC Bayern holte Amdouni einst aus der Schweiz zum FC Burnley und machte ihn dort zum Premier-League-Spieler. Seit seinem Leih-Wechsel zu Benfica kommt er aber nur sporadisch zum Einsatz.

Ein Wiedersehen gibt es auch für Renato Sanches: Der Mittelfeldspieler wechselte 2016 als eines der größten Talente Europas für 35 Millionen Euro von Benfica zum FC Bayern, verpasste in München jedoch den Durchbruch. Nach Stationen bei Swansea City, OSC Lille, PSG und der AS Roma kehrte Sanches im Sommer per Leihe zu seinem Jugendklub Benfica zurück, ist dort aber wie Amdouni nur Reservist.

Zwei Spieler wechselten im Sommer direkt aus der Bundesliga nach Lissabon. Der aktuell verletzte Leandro Barreiro kam ablösefrei vom FSV Mainz 05, Jan-Niklas Beste für acht Millionen Euro vom 1. FC Heidenheim. Zum Stammspieler hat sich der 25-Jährige noch nicht entwickelt, immerhin verzeichnete er in 433 Minuten aber schon drei Scorerpunkte.

Die bekanntesten Spieler im Kader Benficas sind die argentinischen Altstars Nicolás Otamendi (36) und Ángel Di María (36). Als größte Hoffnungsträger gelten Innenverteidiger António Silva (21), an dem auch der FC Bayern interessiert sein soll, und Kerem Aktürkoglu (26). Der türkische Linksaußen wechselte im Sommer für zwölf Millionen Euro von Galatasaray Istanbul nach Lissabon. In neun Spielen gelangen ihm elf Scorerpunkte - unter anderem traf er in jedem der bisherigen drei Champions-League-Spiele.

FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB

Datum

Partie

Wettbewerb

6. November

FC Bayern München - Benfica

Champions League

9. November

FC St. Pauli - FC Bayern München

Bundesliga

22. November

FC Bayern München - FC Augsburg

Bundesliga

26. November

FC Bayern München - Paris Saint-Germain

Champions League

30. November

Borussia Dortmund - FC Bayern München

Bundesliga

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