FC Bayern München und seine internen Machtkämpfe: Hat sich der Streit mit Manuel Neuer schon 2020 angedeutet?

Von Justin Kraft
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Manuel Neuer sorgt beim FC Bayern München bereits für den dritten Eklat innerhalb von wenigen Wochen. Der Rekordmeister wird nicht umsonst FC Hollywood genannt. In den vergangenen 15 Jahren gab es zahlreiche Machtkämpfe, interne Duelle und Skandale. SPOX gibt einen Überblick.

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Brisante Interviews wie das von Manuel Neuer, Ausflüge wie jener von Serge Gnabry oder Trainer, die es sich mit Führungsspielern verscherzen - beim FC Bayern München sind interne Grabenkämpfe nicht unüblich.

Allein in den letzten 15 Jahren gab es fast jedes Jahr neues Material für die lange Blockbusterliste des FC Hollywood. Involviert waren dabei nicht nur Spieler, sondern auch Trainer und die Bosse.

Interne Streitereien gehören beim FC Bayern offenbar dazu. SPOX hat in die jüngere Vergangenheit des Serienmeisters geschaut und lässt einige von ihnen wieder aufleben.

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FC Bayern München, 2023: Manuel Neuer und seine brisanten Interviews

Das hat die Verantwortlichen an der Säbener Straße vermutlich zutiefst überrascht. Noch vor der Partie gegen Eintracht Frankfurt bemühte sich Oliver Kahn darum, die Situation des Weltmeisters von 2014 herunterzuspielen. "Ich habe ihn gestern in der Kabine getroffen und ich habe mich ein paar Minuten mit ihm unterhalten", sagte der Vorstandsvorsitzende damals bei Sky.

Das Resultat: Ein sehr verständnisvoller, reflektierter und professioneller Manuel Neuer - so zumindest die Aussage von Kahn. Keine zwei Wochen später wird der Titan wohl eine andere Meinung haben. In Interviews mit der SZ und The Athletic kritisierte der Kapitän die Entscheidung des Klubs, seinen Torwarttrainer Toni Tapalovic zu entlassen, zutiefst - und wählte dafür drastische Worte. Er habe das Gefühl gehabt, "mir wird mein Herz rausgerissen".

Der Hintergrund: Neuer pflegt eine enge Freundschaft mit Tapalovic. Er sprach davon, dass es "das Krasseste" sei, "was ich in meiner Karriere erlebt habe". Der 36-Jährige habe weder die Gründe für die Entlassung noch die Art und Weise verstanden und stellte dementsprechend sogar das Image des Klubs infrage. Wir wollen als Bayern München anders - eine Familie - sein", erklärte der zweifache Champions-League-Sieger: "Und dann passiert etwas, das ich so hier noch nicht erlebt habe. Das ist für alle schade."

Oliver Kahn reagierte sofort und gab eine Stellungnahme an die dpa heraus: "Was Manuel in Teilen dieser zwei Interviews im Zusammenhang mit der Freistellung von Toni Tapalovic gesagt hat, wird weder ihm als Kapitän noch den Werten des FC Bayern gerecht. Zudem kommen seine Aussagen zur Unzeit, weil wir vor ganz wichtigen Spielen stehen." Am nächsten Spieltag waren die Münchner in Wolfsburg aber bemüht darum, kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen. "Das trägt nicht gerade zur Ruhe bei", sagte etwa Julian Nagelsmann bei DAZN. Das Verhältnis zwischen ihm und Neuer soll mindestens angespannt sein, wie der kicker berichtete. Zumal der Torhüter einige Spieler des Kaders hinter sich wisse.

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FC Bayern München, 2023: Toni Tapalovic vs. Julian Nagelsmann

Ausschlaggebend für Neuers Interviews war die Entlassung von Tapalovic. Der Torwarttrainer verlor einen internen Machtkampf mit Cheftrainer Julian Nagelsmann. Verschiedene Medien berichteten, dass der 42-Jährige sich einerseits schwer damit getan haben soll, Anweisungen von Nagelsmann zu befolgen. Auf der anderen Seite soll der gebürtige Gelsenkirchener Interna aus der Trainerkabine an die Mannschaft weitergegeben haben.

Tapalovic habe sich zudem hauptsächlich auf Neuer und Sven Ulreich konzentriert. Auch Alexander Nübel kritisierte das Verhältnis mit dem Torwarttrainer. "Kontakt war nicht viel vorhanden", erzählte er im ZDF-Sportstudio über die Kommunikation mit ihm während seiner Leihe an die AS Monaco: "Ich glaube schon, dass man sich ab und zu hätte austauschen können, über die Situation, wie es läuft. Aber das war nicht der Fall."

Gleichzeitig soll die Entlassung einige Spieler innerhalb des Bayern-Kaders verwundert haben. Vor allem Neuer, das ist nun klar, hat sie emotional sehr getroffen. Aber auch berufliche Interessen dürften dabei sein. Denn mit Tapalovic hatte Neuer innerhalb des Klubs eine andere Machtposition.

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FC Bayern München, 2023: Gucci-Gnabry

Hausgemacht war der vermeintliche Skandal um Serge Gnabry zu Beginn des Jahres. Zwischen den beiden sieglosen Partien in Leipzig und gegen den 1. FC Köln reiste der Angreifer nach Paris zur Fashion Week - und machte sich damit zur leichten Zielscheibe der Öffentlichkeit. Gnabry wurde fortan als Gesicht der Ergebniskrise betitelt.

Vor allem Hasan Salihamidzic platzte der Kragen. "Das ist amateurhaft. Das ist genau das, was ich nicht mag", schimpfte der sportliche Leiter: "Das ist genau das, was nicht Bayern München ist. Irgendwo rumzuturnen, wenn man einen freien Tag hat. Ein freier Tag ist dazu da, um sich auszuruhen, um im nächsten Spiel Gas geben zu können. Darüber werden wir reden."

Was sich der Nationalspieler da wohl im Vergleich zu Neuer dachte, der sich nach der WM 2022 beim Skifahren schwer verletzt hat? Zumindest gab es da vom FC Bayern keine vergleichbare Kritik. Aber wer weiß, wie sich die Dinge jetzt weiterentwickeln ...

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FC Bayern München: Uli Hoeneß vs. Karl-Heinz Rummenigge

Die Väter der modernen Streitkultur beim FC Bayern sind Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge. Vor allem in den letzten Jahren ihrer Ära sollen sie sich mehrfach in den Haaren gehabt haben. Streitereien um Trainerentscheidungen und neue Spieler, unterschiedliche Vorstellungen über die Zukunft - medial wurden diverse Entwicklungen beim Rekordmeister fortan in zwei Lager gespalten.

Vor allem in der Zeit nach Pep Guardiola wurde rund um den FCB viel diskutiert. Carlo Ancelotti als Rummenigge-Trainer auf der einen Seite, Berufseinsteiger Hasan Salihamidzic als Hoeneß-Mann auf der anderen. Ein Machtkampf, der schlussendlich auch entscheiden sollte, wer nach seiner aktiven Karriere mehr Einfluss auf den Klub hat?

Alles Spekulation. Unruhe gab es aber zu Genüge. Beispielsweise als Hoeneß 2018 darauf bestand, Jupp Heynckes davon überzeugen zu wollen, mehr als ein Interimscoach zu sein. Zahlreiche Trainerkandidaten gingen den Münchnern durch die Lappen. Am Ende wurde Niko Kovac verpflichtet.

Und doch haben Hoeneß und Rummenigge oft genug eine Lösung zum Wohl des Klubs gefunden - Streit hin oder her.

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FC Bayern München, 2009: Philipp Lahm vs. FCB

Mit Interviews, die nicht vom Klub autorisiert wurden, kennt sich der FC Bayern aus. 2009 sorgte Philipp Lahm für ähnlich viel Aufsehen wie Neuer im Jahr 2023. In der SZ analysierte der damalige Außenverteidiger zahlreiche sportliche Probleme und bemängelte eine fehlende Philosophie.

In München tobten sie. Rummenigge kündigte eine Geldstrafe an, wie es sie "beim FC Bayern München bisher nicht gegeben hat". Und die gab es dann auch: 50.000 Euro musste er blechen.

Seiner Stellung innerhalb des Klubs hat das nicht geschadet. Er wurde bald Kapitän und unter Louis van Gaal entwickelte der FCB eine Philosophie, die eine große Dekade prägen sollte.

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FC Bayern München, 2011: Louis van Gaal vs. Uli Hoeneß

Auch der Niederländer bekam aber bald zu spüren, was passiert, wenn man sich beim FC Bayern mit den Falschen anlegt. Von Beginn an eckte der Tulpengeneral an, strapazierte die Nerven der Klubbosse mit seinen Ideen, Anpassungen, vor allem aber mit seinem Anspruch, den Kompetenzbereich des Trainers auszuweiten.

Da van Gaal in seiner ersten Saison beinahe das Triple gewann, saß er fest im Sattel. Im Jahr darauf setzte aber die große Krise ein. Verletzungen, ein nachlässiges Transferfenster, Formschwächen - in der Liga drohte man sogar die Champions League zu verpassen. Intern krachte es damals gewaltig. Vor allem mit Hoeneß geriet van Gaal immer wieder aneinander.

"Es ist schwierig, mit ihm zu reden", sagte Hoeneß noch 2010 bei Sky: "Weil er anderer Leute Meinung nicht akzeptiert. Aber ein Verein ist heutzutage keine One-Man-Show mehr."

Wie sehr ihm die Entlassung van Gaals eine Genugtuung war, bekräftigte Hoeneß auch in den Jahren danach immer wieder. "Sein Problem ist, dass Louis sich nicht für Gott hält, sondern für Gottvater", sagte er 2013 im Telegraaf. Auch der Trainer äußerte sich 2019 zum Verhältnis mit dem Ex-Manager. "Uli Hoeneß und Louis van Gaal passen nicht durch eine Tür", sagte er in einem Interview mit 11Freunde. Van Gaal räumte aber auch ein, "in manchen Situationen den falschen Ton angeschlagen zu haben".

Immerhin: Mittlerweile sollen sich die beiden Streithähne vertragen haben. Und seine kurze Amtszeit, das ist in München heute jedem klar, hat viel Positives bewirkt.

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FC Bayern München, 2014: Pep Guardiola vs. Mario Mandzukic

Pep Guardiola und der FC Bayern - es schien bereits in der ersten Saison darauf hinauszulaufen, dass der Katalane den amtierenden Triplesieger noch erfolgreicher macht. Am Ende der Saison fehlten aber einige Prozente für den großen Wurf in der Champions League. Gegen Real Madrid gingen die Münchner im Halbfinale unter, verloren das Rückspiel mit 0:4 in der Allianz Arena.

Ein Grund dafür waren wohl Unstimmigkeiten innerhalb des Teams. Guardiola-Biograf Martí Perarnau berichtete später davon, dass der Mannschaftsrat vor dem Rückspiel beim Trainer vorstellig gewesen sei, um den Wunsch zu äußern, zur Taktik des Vorjahres zurückzukehren. Guardiola habe auch deshalb Umstelungen vorgenommen.

Dass es Unstimmigkeit mit einzelnen Spielern gegeben haben muss, zeigt der Fall Mario Mandzukic. Mit dem Kroaten krachte es intern so sehr, dass Guardiola im Pokalfinale freiwillig auf den Kroaten verzichtete. Die Bayern verkauften ihn schließlich an Atlético Madrid, wo der Stürmer Ende 2014 deutliche Worte fand: "Er hat mich enttäuscht. Guardiola war nicht fair zu mir", sagte Mandzukic in der Zeitung Sportske Novosti: "Es war Guardiolas Entscheidung, mich für das Finale im DFB-Pokal nicht in den Kader zu berufen. Wenn man die Fakten betrachtet, wollte er außerdem nicht, dass ich Torschützenkönig werde. Deswegen ließ er mich am Ende der Bundesligasaison nicht spielen."

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FC Bayern München, 2015: Pep Guardiola vs. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt

Nette Worte für Guardiola wird es wohl auch nicht mehr von Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt geben. Der langjährige Mannschaftsarzt des Rekordmeisters fühlte sich ebenfalls ungerecht behandelt vom Katalanen. "Ich halte Pep Guardiola für einen Menschen mit einem schwachen Selbstbewusstsein, der alles dafür tut, um andere darüber hinwegzutäuschen", schrieb er in seinem Buch, das 2018 erschien: "Er scheint deshalb in ständiger Angst zu leben, nicht so sehr vor Niederlagen, sondern viel mehr vor dem Verlust von Macht und Autorität."

Er bemängelte fehlendes Vertrauen ebenso wie die Trainingsmethoden des Trainers. Guardiola sei an den vielen Muskelverletzungen Schuld gewesen. Immer wieder habe es zwischen den beiden gekracht. Als die Barça-Legende ihm die Verantwortung dafür übertragen wollte, dass die Spieler 2015 bei der 1:3-Niederlage in Porto nicht fit gewesen wären, war es Müller-Wohlfahrt zu viel und er trat kurz darauf zurück - so zumindest seine Perspektive.

Guardiola selbst äußerte sich nicht zu den Vorfällen. Rummenigge aber war damals nicht erfreut über die Aussagen des Arztes, der 2017 an die Säbener Straße zurückkehrte. Diese wären "nicht nur ungewöhnlich, sondern überflüssig", kommentierte er damals.

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FC Bayern München, 2017: Carlo Ancelotti vs. Mannschaft

Überflüssig wird Carlo Ancelotti es wohl auch gefunden haben, dass der FC Bayern ihm mit Willy Sagnol einen Co-Trainer vor die Nase setzte - vermutlich auch, um ein kleines Zeichen zu setzen. Hundertprozentig zufrieden waren die Münchner nicht nach der ersten Saison des Italieners.

Doch es wurde noch schlimmer. Die Bayern rutschten noch in der Hinrunde in eine tiefe Krise. Und Ancelotti? Der stellte im wichtigen Auswärtsspiel in der Champions League gegen Paris Saint-Germain gewaltig um. Franck Ribéry, Arjen Robben, Mats Hummel, Jerome Boateng und Kingsley Coman - sie alle saßen auf der Bank. Mit 0:3 gingen die Bayern unter, die L'Equipte titelte "Bayerns schlimmster Abend" - und Ancelotti? Der wurde entlassen.

Nach und nach sickerte durch, das er die Kabine längst verloren hatte. Zu lasche Trainingsmethoden und ein kaum erkennbares Konzept lauteten die Anklagepunkte der Spieler. Nach der sehr intensiven Zeit unter Guardiola sollen sich einige Spieler unterfordert gefühlt haben.

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FC Bayern München, 2018: Jérôme Boateng vs. FCB

Der Weltmeister von 2014 geriet mehrfach mit der Führungsetage des FC Bayern aneinander. Als sein Wechsel zu Paris Saint-Germain 2018 platzte, soll dem Innenverteidiger bei einem gemeinsamen Essen mit Hasan Salihamidzic der Kragen geplatzt sein. "Du hast mir gar nichts zu sagen! Halt die Fresse!", habe er laut Christian Falk geschrien, der in seinem Buch von dem Vorfall berichtete.

Salihamidzic soll damals ein Angebot von 40 Millionen Euro abgelehnt haben, weil er angeblich 50 Millionen Euro haben wollte. Boateng musste bleiben und gewann mit den Münchnern 2020 sogar nochmal das Triple. Das Verhältnis zum FC Bayern blieb jedoch in vielen Belangen unterkühlt.

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FC Bayern München, 2019: Niko Kovac vs. Thomas Müller und Mannschaft

Wer dachte, dass Ancelotti bereits spektakulär an der Kabine des FC Bayern scheiterte, hat nicht mit Niko Kovac gerechnet. Der Trainer, der bereits unter schwierigen Vorzeichen startete, weil er als Notlösung galt, verscherzte es sich mit einigen Führungsspielern komplett. So wurde die Formkrise von Boateng, Müller und Hummels, die 2019 zum Aus des Trios beim DFB führte, direkt auf ihn zurückgeführt.

Kovac schaffte es trotz einiger Erfolge nicht, das Team weiterzuentwickeln und erntete so intern immer mehr Zweifel. In der Saison 2019/20 ging der Trainer dann endgültig zu weit. Erst degradierte er Müller in aller Öffentlichkeit. "Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit auch seine Minuten bekommen", sagte er über den Angreifer.

Wenige Tage später zweifelte er an der Qualität seiner Spieler insgesamt. "Man kann nicht versuchen, 200 km/h auf der Autobahn zu fahren, wenn sie nur 100 schaffen", erklärte er auf einer Pressekonferenz die ausbleibenden Erfolge in Europa: "Man muss das anpassen, was man hat."

Anfang November hagelte es eine 1:5-Klatsche bei Eintracht Frankfurt, die das Ende von Kovac besiegelte. Fortan cruisten die Bayern mit 200 km/h unter Hansi Flick zum Champions-League-Titel.

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FC Bayern München, 2021 und 2022: David Alaba und Robert Lewandowski vs. FCB

Ruhe brachte der Erfolg in der Champions League aber nicht. Plötzlich wollten wichtige Schlüsselspieler den Klub verlassen. Thiago ging zum FC Liverpool und auch David Alaba wollte weg. Dafür ging der Österreicher sogar in die öffentliche Konfrontation. Über Monate hinweg gab es Verhandlungsgespräche zwischen beiden Parteien - eine Einigung blieb aus.

Schon 2020 kündigte der Verteidiger an, dass er sich etwas anderes als München vorstellen könne. Gerade als der Rekordmeister sich optimistisch zeigte, ihn umstimmen zu können, grätschte jedoch Hoeneß im Doppelpass von Sport1 dazwischen. Alabas Berater Pini Zahavi sei ein "geldgieriger Pranha", schimpfte er damals.

Im November 2020 dann die Gewissheit: Der FC Bayern kündigte an, sein Angebot zurückgezogen zu haben. Alaba sprach am Tag darauf davon, "enttäuscht und auch verletzt" zu sein, obwohl es seit Wochen Gerüchte darum gab, dass er ohnehin wechseln wollte. Diesen Wunsch bekam er nun erfüllt. Am Ende der Saison verließ er den FCB ablösefrei in Richtung Madrid.

Im Jahr darauf lief es mit Robert Lewandowski ähnlich ab. Auch der Pole ging in die öffentliche Konfrontation. "Wer will dann noch nach München kommen?", fragte er in einem polnischen Podcast provokant vor dem Hintergrund, dass man Spieler nicht einfach gegen ihren Willen halten solle.

Anders als bei Alaba verzichteten die Münchner aber größtenteils auf eine öffentliche Schlammschlacht. Stattdessen verhandelte man mit dem FC Barcelona und bekam letztlich ein vorzeigbares Angebot über 45 Millionen Euro, die sich durch Bonuszahlungen noch erhöhen kann.

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FC Bayern München, 2021: Hansi Flick vs. Hasan Salihamidzic

Wer an einen Machtkampf beim FC Bayern denkt, denkt unweigerlich sofort an die Fehde zwischen Hansi Flick und Hasan Salihamidzic. Diese ergab sich vor allem aus Unstimmigkeiten über die Transferplanungen. So forderte Flick wenige Monate nach Beginn seiner Zeit als Cheftrainer in der Sportbild ein "Veto-Recht" bei Neuzugängen und Verstärkungen.

Das bekam er nicht - und verlängerte dennoch. Flick wünschte sich verschiedenen Medienberichten zufolge Spieler wie Timo Werner oder Kai Havertz. Letztendlich bekam er Leroy Sané. Diese Differenzen traten auch bei der Klärung anderer Transferfragen regelmäßig auf. Sowohl der Trainer als auch der Sportvorstand bekräftigten öffentlich aber immer wieder, dass es eine normale Zusammenarbeit sei.

Als der DFB jedoch signalisierte, dass Flick dort als Bundestrainer übernehmen könnte, nahm der Streit auch öffentlich Fahrt auf. So ist Flick im Mannschaftsbus einmal ausgerastet. "Jetzt halt endlich mal das Maul", hatte er zu Salihamidzic gesagt, wie er selbst zugab. Auf eine Entschuldigung des Trainers folgten weitere Auftritte in der Öffentlichkeit, in denen er seine Zukunft bewusst offen ließ.

Im April ließ er die Bombe schließlich platzen: Nach einem 3:2 beim VfL Wolfsburg verkündete er, dass er um Auflösung des Vertrags gebeten habe. Flick wurde Bundestrainer und die Bayern verpflichteten Julian Nagelsmann.

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FC Bayern München: Manuel Neuer vs. FCB?

Doch nochmal zurück zum Ausgangspunkt. Schon in der Vergangenheit gab es Indizien dafür, dass das Verhältnis zwischen dem FC Bayern und Manuel Neuer etwas bröckeln könnte. So zögerte er gleich mehrfach spürbar, als es darum ging, seinen Vertrag jeweils zu verlängern.

2020 kritisierte der Bayern-Kapitän die Kommunikation mit dem Klub öffentlich.

Damals waren vermeintliche Details aus den Verhandlungen an die Öffentlichkeit geraten. So hieß es, dass Neuer einen Fünfjahresvertrag und ein Grundgehalt von rund 20 Millionen Euro fordere. Beides dementierte er in der Bild und schob nach: "Das kenne ich so nicht beim FC Bayern. Mir war immer wichtig, mit den Mitarbeitern in Führungspositionen vertrauensvoll zusammenarbeiten zu können - so loyal, wie ich mich als Spieler und Kapitän dem Verein gegenüber auch verhalte. Wenn jetzt Sachen offenbar gezielt nach außen getragen werden, ist das auch etwas, das den Bereich 'Wertschätzung' betrifft."

Neuer verlängerte schließlich doch - und erweiterte sein Arbeitspapier 2022 erneut um ein weiteres Jahr bis 2024. Auch damals zögerte der heute 36-Jährige aber. Er habe abwarten wollen, wie die Kaderplanung für die kommenden Jahre aussehe, hieß es in verschiedenen Medienberichten.

Aus dem Umfeld des FC Bayern war in der Vergangenheit mehrfach zu vernehmen, dass der mehrfache Welttorhüter viel Wert darauf legt, an wichtigen Entscheidungen rund um seine Position beteiligt zu sein. In den letzten Jahren soll er sich mehrfach für Sven Ulreich als zweiten Torhüter stark gemacht haben. Als Alexander Nübel kam, wurde ebenfalls berichtet, dass das Neuer verärgert haben soll.

Ab Sommer werden sich die Dinge in München neu sortieren. Der vertraute Torwarttrainer ist ebenso weg wie die Sicherheit, die klare Nummer eins zu sein. Die Konkurrenzsituation mit Yann Sommer wird eine andere sein. Und die aktuelle Situation wird Spieler und Klub noch lange beschäftigen.

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